Jch sahe jüngst das tiefe Himmels-Meer, Das Boden-los und ohne Grenzen. Jch sah darin der Sternen Heer, Als ungezählte Tropfen, glänzen, Worüber ich erstaunet riefe; O welche Tropfen! welche Tiefe! O Himmels Ocean, von Sonnen angefüllt, Jn welchem sich ein würdigs Bild Der Gottheit, ohne Bildung, zeiget!
Jch seh, Herr, deiner Schaaren Menge, Mit Ehrfurcht und Erstannen, an; Da nichts so sehr, als ihr Gepränge, Uns deine Größe zeigen kann. Jhr Glanz, ihr Licht, ihr Schein und Stral, Sammt ihrer Zahl, die sonder Zahl, Die zeigen dich, Herr Zebaoth, Am würdigsten als einen Gott.
Jndem ich dergestalt die hellgestirnte Höhe, Voll Ehrfurcht, voller Andacht sehe, Und mich von ungefähr ein wenig nordwerts drehe; Fällt unverhofft vom hellen Norder-Licht* Ein weisses Stralen-Heer mir ins Gesicht, Daß, als ich noch einmal auf dessen Ursprung dachte, Mich ganz von ungefähr auf die Gedanken brachte.
Es
*Vid. plura Tom. IV. pag. 407.
Unterſuchung des Norder-Lichts.
Fernere Unterſuchung des Norder-Lichts.
Jch ſahe juͤngſt das tiefe Himmels-Meer, Das Boden-los und ohne Grenzen. Jch ſah darin der Sternen Heer, Als ungezaͤhlte Tropfen, glaͤnzen, Woruͤber ich erſtaunet riefe; O welche Tropfen! welche Tiefe! O Himmels Ocean, von Sonnen angefuͤllt, Jn welchem ſich ein wuͤrdigs Bild Der Gottheit, ohne Bildung, zeiget!
Jch ſeh, Herr, deiner Schaaren Menge, Mit Ehrfurcht und Erſtannen, an; Da nichts ſo ſehr, als ihr Gepraͤnge, Uns deine Groͤße zeigen kann. Jhr Glanz, ihr Licht, ihr Schein und Stral, Sammt ihrer Zahl, die ſonder Zahl, Die zeigen dich, Herr Zebaoth, Am wuͤrdigſten als einen Gott.
Jndem ich dergeſtalt die hellgeſtirnte Hoͤhe, Voll Ehrfurcht, voller Andacht ſehe, Und mich von ungefaͤhr ein wenig nordwerts drehe; Faͤllt unverhofft vom hellen Norder-Licht* Ein weiſſes Stralen-Heer mir ins Geſicht, Daß, als ich noch einmal auf deſſen Urſprung dachte, Mich ganz von ungefaͤhr auf die Gedanken brachte.
Es
*Vid. plura Tom. IV. pag. 407.
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Unterſuchung des Norder-Lichts.
Fernere Unterſuchung
des Norder-Lichts.
Jch ſahe juͤngſt das tiefe Himmels-Meer,
Das Boden-los und ohne Grenzen.
Jch ſah darin der Sternen Heer,
Als ungezaͤhlte Tropfen, glaͤnzen,
Woruͤber ich erſtaunet riefe;
O welche Tropfen! welche Tiefe!
O Himmels Ocean, von Sonnen angefuͤllt,
Jn welchem ſich ein wuͤrdigs Bild
Der Gottheit, ohne Bildung, zeiget!
Jch ſeh, Herr, deiner Schaaren Menge,
Mit Ehrfurcht und Erſtannen, an;
Da nichts ſo ſehr, als ihr Gepraͤnge,
Uns deine Groͤße zeigen kann.
Jhr Glanz, ihr Licht, ihr Schein und Stral,
Sammt ihrer Zahl, die ſonder Zahl,
Die zeigen dich, Herr Zebaoth,
Am wuͤrdigſten als einen Gott.
Jndem ich dergeſtalt die hellgeſtirnte Hoͤhe,
Voll Ehrfurcht, voller Andacht ſehe,
Und mich von ungefaͤhr ein wenig nordwerts drehe;
Faͤllt unverhofft vom hellen Norder-Licht *
Ein weiſſes Stralen-Heer mir ins Geſicht,
Daß, als ich noch einmal auf deſſen Urſprung dachte,
Mich ganz von ungefaͤhr auf die Gedanken brachte.
Es
* Vid. plura Tom. IV. pag. 407.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/612>, abgerufen am 21.12.2024.
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