Ach! so rührst du abermal Recht durch einen rothen Stral, Holde Rose, meine Seele? Ja, es sinkt so Blick als Geist Jn die purpurreiche Höhle, Die mir so viel Liebreiz weist. Hab ich gleich von deiner Pracht, Wodurch wir recht angelacht, Schön Geschöpfe, viel geschrieben: Find ich, halb durch dich entzückt, Da ich dich aufs neu erblickt, Daß noch vieles überblieben.
Heiß von Lust, von Anmuth froh, Und erqvicket von Vergnügen, Seh ich jetzt, wie ihrer zwo Lieblich bey einander liegen; Eine zeigt ihr güldnes Herz Recht in Tiefen von Rubinen; Und die ander unterwerts Macht, recht in smaragdnem Grünen, Den so schön bekränzten Stiel Ja so schön zum Augen-Ziel, Jene glüht, dem Purpur gleich; Dieses Blatt ist röthlich bleich; Beyde sind verschiedlich schön.
Von
Abermalige Betrachtung der Roſe.
Abermalige Betrachtung der Roſe.
Ach! ſo ruͤhrſt du abermal Recht durch einen rothen Stral, Holde Roſe, meine Seele? Ja, es ſinkt ſo Blick als Geiſt Jn die purpurreiche Hoͤhle, Die mir ſo viel Liebreiz weiſt. Hab ich gleich von deiner Pracht, Wodurch wir recht angelacht, Schoͤn Geſchoͤpfe, viel geſchrieben: Find ich, halb durch dich entzuͤckt, Da ich dich aufs neu erblickt, Daß noch vieles uͤberblieben.
Heiß von Luſt, von Anmuth froh, Und erqvicket von Vergnuͤgen, Seh ich jetzt, wie ihrer zwo Lieblich bey einander liegen; Eine zeigt ihr guͤldnes Herz Recht in Tiefen von Rubinen; Und die ander unterwerts Macht, recht in ſmaragdnem Gruͤnen, Den ſo ſchoͤn bekraͤnzten Stiel Ja ſo ſchoͤn zum Augen-Ziel, Jene gluͤht, dem Purpur gleich; Dieſes Blatt iſt roͤthlich bleich; Beyde ſind verſchiedlich ſchoͤn.
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Abermalige Betrachtung der Roſe.
Abermalige Betrachtung
der Roſe.
Ach! ſo ruͤhrſt du abermal
Recht durch einen rothen Stral,
Holde Roſe, meine Seele?
Ja, es ſinkt ſo Blick als Geiſt
Jn die purpurreiche Hoͤhle,
Die mir ſo viel Liebreiz weiſt.
Hab ich gleich von deiner Pracht,
Wodurch wir recht angelacht,
Schoͤn Geſchoͤpfe, viel geſchrieben:
Find ich, halb durch dich entzuͤckt,
Da ich dich aufs neu erblickt,
Daß noch vieles uͤberblieben.
Heiß von Luſt, von Anmuth froh,
Und erqvicket von Vergnuͤgen,
Seh ich jetzt, wie ihrer zwo
Lieblich bey einander liegen;
Eine zeigt ihr guͤldnes Herz
Recht in Tiefen von Rubinen;
Und die ander unterwerts
Macht, recht in ſmaragdnem Gruͤnen,
Den ſo ſchoͤn bekraͤnzten Stiel
Ja ſo ſchoͤn zum Augen-Ziel,
Jene gluͤht, dem Purpur gleich;
Dieſes Blatt iſt roͤthlich bleich;
Beyde ſind verſchiedlich ſchoͤn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/60>, abgerufen am 21.12.2024.
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