Jch sehe meines Körpers Seele, in meinem eignen Körper, nicht, So seh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im Sonnenlicht. Da man die letzte nun so wenig, als wie die erste, leugnen kann: So beth ich aller Sonnen Sonne, in unsrer Sonnen Stra- len, an. Mich deucht, in ihrem sichtbarn Glanz, den unsichtbaren Stral zu sehn, Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Wesen zu erhöhn. Doch muß man sich, die Gottheit nicht, als eine Seele einzuschränken, Wie sie in unserm Körper ist, (so grob gedacht wär) unterstehn; Nein, daß sie überall zu gegen und allenthalben wirke, denken. Die Absicht ist nur dieß: Die Kräste, auf welche wir fast gar nicht achten, Mit desto mehr Aufmerksamkeit, und Gott, in ihnen, zu be- trachten.
Die
Die ſichtbare Gottheit uͤberall.
Die uͤberall ſichtbare Gottheit.
Jch ſehe meines Koͤrpers Seele, in meinem eignen Koͤrper, nicht, So ſeh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im Sonnenlicht. Da man die letzte nun ſo wenig, als wie die erſte, leugnen kann: So beth ich aller Sonnen Sonne, in unſrer Sonnen Stra- len, an. Mich deucht, in ihrem ſichtbarn Glanz, den unſichtbaren Stral zu ſehn, Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Weſen zu erhoͤhn. Doch muß man ſich, die Gottheit nicht, als eine Seele einzuſchraͤnken, Wie ſie in unſerm Koͤrper iſt, (ſo grob gedacht waͤr) unterſtehn; Nein, daß ſie uͤberall zu gegen und allenthalben wirke, denken. Die Abſicht iſt nur dieß: Die Kraͤſte, auf welche wir faſt gar nicht achten, Mit deſto mehr Aufmerkſamkeit, und Gott, in ihnen, zu be- trachten.
Die
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Die ſichtbare Gottheit uͤberall.
Die uͤberall
ſichtbare Gottheit.
Jch ſehe meines Koͤrpers Seele, in meinem eignen Koͤrper,
nicht,
So ſeh ich auch der Sonnen Sonne, die Gottheit, nicht im
Sonnenlicht.
Da man die letzte nun ſo wenig, als wie die erſte, leugnen kann:
So beth ich aller Sonnen Sonne, in unſrer Sonnen Stra-
len, an.
Mich deucht, in ihrem ſichtbarn Glanz, den unſichtbaren Stral
zu ſehn,
Der Seelen der Natur, der Gottheit, belebend Weſen zu erhoͤhn.
Doch muß man ſich, die Gottheit nicht, als eine Seele
einzuſchraͤnken,
Wie ſie in unſerm Koͤrper iſt, (ſo grob gedacht waͤr) unterſtehn;
Nein, daß ſie uͤberall zu gegen und allenthalben wirke, denken.
Die Abſicht iſt nur dieß: Die Kraͤſte, auf welche wir faſt gar
nicht achten,
Mit deſto mehr Aufmerkſamkeit, und Gott, in ihnen, zu be-
trachten.
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/550>, abgerufen am 30.12.2024.
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