Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Ungerathene Kinder.
Ungerathene Kinder.
Sind unsere Gedanken Kinder der Seelen, wie sie wirklich
sind:

So scheinet (da ja der Gedanke die Seel oft selbst verdammt)
dieß Kind,

Daß man, so oft, als dieß geschicht, dasselbige mit Recht wird
können,

Ja daß man müß, es einen Mörder, von seiner eignen Mut-
ter, nennen.


Schwäche menschlicher Begriffe.
Da die Gelehrten, wie vorhin, auch noch die Widersprü-
che häufen:

So scheint es eine klare Probe, daß alle wirklich nichts be-
greifen.

Jch bin dadurch in meiner Meynung bestärkt, und bleibe bey
der Lehre,

Daß das Begreifen für die Engel, Bewundern bloß für uns
gehöre.


Die
Ungerathene Kinder.
Ungerathene Kinder.
Sind unſere Gedanken Kinder der Seelen, wie ſie wirklich
ſind:

So ſcheinet (da ja der Gedanke die Seel oft ſelbſt verdammt)
dieß Kind,

Daß man, ſo oft, als dieß geſchicht, daſſelbige mit Recht wird
koͤnnen,

Ja daß man muͤß, es einen Moͤrder, von ſeiner eignen Mut-
ter, nennen.


Schwaͤche menſchlicher Begriffe.
Da die Gelehrten, wie vorhin, auch noch die Widerſpruͤ-
che haͤufen:

So ſcheint es eine klare Probe, daß alle wirklich nichts be-
greifen.

Jch bin dadurch in meiner Meynung beſtaͤrkt, und bleibe bey
der Lehre,

Daß das Begreifen fuͤr die Engel, Bewundern bloß fuͤr uns
gehoͤre.


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0549" n="525"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ungerathene Kinder.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ungerathene Kinder.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ind un&#x017F;ere Gedanken Kinder der Seelen, wie &#x017F;ie wirklich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ind:</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;cheinet (da ja der Gedanke die Seel oft &#x017F;elb&#x017F;t verdammt)<lb/><hi rendition="#et">dieß Kind,</hi></l><lb/>
            <l>Daß man, &#x017F;o oft, als dieß ge&#x017F;chicht, da&#x017F;&#x017F;elbige mit Recht wird<lb/><hi rendition="#et">ko&#x0364;nnen,</hi></l><lb/>
            <l>Ja daß man mu&#x0364;ß, es einen Mo&#x0364;rder, von &#x017F;einer eignen Mut-<lb/><hi rendition="#et">ter, nennen.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwa&#x0364;che men&#x017F;chlicher Begriffe.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>a die Gelehrten, wie vorhin, auch noch die Wider&#x017F;pru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">che ha&#x0364;ufen:</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;cheint es eine klare Probe, daß alle wirklich nichts be-<lb/><hi rendition="#et">greifen.</hi></l><lb/>
            <l>Jch bin dadurch in meiner Meynung be&#x017F;ta&#x0364;rkt, und bleibe bey<lb/><hi rendition="#et">der Lehre,</hi></l><lb/>
            <l>Daß das Begreifen fu&#x0364;r die Engel, Bewundern bloß fu&#x0364;r uns<lb/><hi rendition="#et">geho&#x0364;re.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0549] Ungerathene Kinder. Ungerathene Kinder. Sind unſere Gedanken Kinder der Seelen, wie ſie wirklich ſind: So ſcheinet (da ja der Gedanke die Seel oft ſelbſt verdammt) dieß Kind, Daß man, ſo oft, als dieß geſchicht, daſſelbige mit Recht wird koͤnnen, Ja daß man muͤß, es einen Moͤrder, von ſeiner eignen Mut- ter, nennen. Schwaͤche menſchlicher Begriffe. Da die Gelehrten, wie vorhin, auch noch die Widerſpruͤ- che haͤufen: So ſcheint es eine klare Probe, daß alle wirklich nichts be- greifen. Jch bin dadurch in meiner Meynung beſtaͤrkt, und bleibe bey der Lehre, Daß das Begreifen fuͤr die Engel, Bewundern bloß fuͤr uns gehoͤre. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/549
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/549>, abgerufen am 21.12.2024.