Zu welchem Endzweck meynst du wohl, Daß doch das menschliche Geschlecht auf Erden? Gewißlich nicht, um reich zu werden. Denn ob gleich du, Aus vielen Beuteln, Geld in deinen Beutel legest: So hört es alles doch, wenn du es recht erwegest, Dem Schöpfer ja nicht minder zu, Als es ihm erst gehört, wie es bey andern war. Was in der Erde liegt, was mir gehört, was dein, Jst alles sein: So ist dein Reichthum nicht sein Endzweck, das ist klar. Soll ich dir aber hier des Schöpfers Absicht zeigen, Die er mit uns gehabt: So will ichs nicht verschweigen, Du sollt, wie Gottes Werk so schön, Jn deiner Lust, zu seinen Ehren, Empfinden, schmecken, hören, sehn, Und dergestalt sein herrlich Lob vermehren.
Trost
Abſicht unſers Hierſeyns.
Abſicht unſers Hierſeyns.
Zu welchem Endzweck meynſt du wohl, Daß doch das menſchliche Geſchlecht auf Erden? Gewißlich nicht, um reich zu werden. Denn ob gleich du, Aus vielen Beuteln, Geld in deinen Beutel legeſt: So hoͤrt es alles doch, wenn du es recht erwegeſt, Dem Schoͤpfer ja nicht minder zu, Als es ihm erſt gehoͤrt, wie es bey andern war. Was in der Erde liegt, was mir gehoͤrt, was dein, Jſt alles ſein: So iſt dein Reichthum nicht ſein Endzweck, das iſt klar. Soll ich dir aber hier des Schoͤpfers Abſicht zeigen, Die er mit uns gehabt: So will ichs nicht verſchweigen, Du ſollt, wie Gottes Werk ſo ſchoͤn, Jn deiner Luſt, zu ſeinen Ehren, Empfinden, ſchmecken, hoͤren, ſehn, Und dergeſtalt ſein herrlich Lob vermehren.
Troſt
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Abſicht unſers Hierſeyns.
Abſicht unſers Hierſeyns.
Zu welchem Endzweck meynſt du wohl,
Daß doch das menſchliche Geſchlecht auf Erden?
Gewißlich nicht, um reich zu werden.
Denn ob gleich du,
Aus vielen Beuteln, Geld in deinen Beutel legeſt:
So hoͤrt es alles doch, wenn du es recht erwegeſt,
Dem Schoͤpfer ja nicht minder zu,
Als es ihm erſt gehoͤrt, wie es bey andern war.
Was in der Erde liegt, was mir gehoͤrt, was dein,
Jſt alles ſein:
So iſt dein Reichthum nicht ſein Endzweck, das iſt klar.
Soll ich dir aber hier des Schoͤpfers Abſicht zeigen,
Die er mit uns gehabt: So will ichs nicht verſchweigen,
Du ſollt, wie Gottes Werk ſo ſchoͤn,
Jn deiner Luſt, zu ſeinen Ehren,
Empfinden, ſchmecken, hoͤren, ſehn,
Und dergeſtalt ſein herrlich Lob vermehren.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/547>, abgerufen am 30.12.2024.
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