Ob ihr nun von der Gottheit billig so niedrig nicht geden- ken sollet; Wenn ihr dennoch von Gottes Wesen euch ja Begriffe machen wollet, Die etwas menschlichs an sich haben: Müßt ihr euch wenig- stens bemühn, Nach einem liebreich-billigen und Großmuth-vollen Muster, ihn Jm höchsten Grad euch vorzustellen, nicht aber unter einem Bilde, Von einem, der von Ernst und Streng, und von Gerecht den Namen hat, Der aber bitter, unversöhnlich und unbarmherzig in der That. Sprich nicht: Es stellt ja Moses Gott sehr ernsthaft und sehr strenge für, Wie, neben so viel andren Stellen, sein Fluch absonderlich uns lehret. Denn erstlich zeigt sich von sich selbst, daß mehr, als anderwer- tig, hier Die Herzenshärtigkeit der Juden zu einer Ursach hergehöret. Zum andern zeigt uns oftermal Von Gottes großer Lieb und Güte uns einen hellen Gnadenstral, Und daß sein Lieben, seine Langmuth, so Straf als Zorn weit übergeh, Wenn er diejenigen Verbrecher, die irgend wider sein Geboth Sich je vergangen u. versündigt, ins vierte Glied zu strafen droht, Dem aber, der sie hält, verspricht, zu segnen bis ins tausende. Zum dritten muß ich dir von Mose die klare Wahrheit hier entdecken, Daß alle Flüch aufs Jrdische, aufs Ewige sich nicht erstrecken.
Fabel.
Liebreiche Gerechtigkeit Gottes.
Liebreiche Gerechtigkeit Gottes.
Ob ihr nun von der Gottheit billig ſo niedrig nicht geden- ken ſollet; Wenn ihr dennoch von Gottes Weſen euch ja Begriffe machen wollet, Die etwas menſchlichs an ſich haben: Muͤßt ihr euch wenig- ſtens bemuͤhn, Nach einem liebreich-billigen und Großmuth-vollen Muſter, ihn Jm hoͤchſten Grad euch vorzuſtellen, nicht aber unter einem Bilde, Von einem, der von Ernſt und Streng, und von Gerecht den Namen hat, Der aber bitter, unverſoͤhnlich und unbarmherzig in der That. Sprich nicht: Es ſtellt ja Moſes Gott ſehr ernſthaft und ſehr ſtrenge fuͤr, Wie, neben ſo viel andren Stellen, ſein Fluch abſonderlich uns lehret. Denn erſtlich zeigt ſich von ſich ſelbſt, daß mehr, als anderwer- tig, hier Die Herzenshaͤrtigkeit der Juden zu einer Urſach hergehoͤret. Zum andern zeigt uns oftermal Von Gottes großer Lieb und Guͤte uns einen hellen Gnadenſtral, Und daß ſein Lieben, ſeine Langmuth, ſo Straf als Zorn weit uͤbergeh, Wenn er diejenigen Verbrecher, die irgend wider ſein Geboth Sich je vergangen u. verſuͤndigt, ins vierte Glied zu ſtrafen droht, Dem aber, der ſie haͤlt, verſpricht, zu ſegnen bis ins tauſende. Zum dritten muß ich dir von Moſe die klare Wahrheit hier entdecken, Daß alle Fluͤch aufs Jrdiſche, aufs Ewige ſich nicht erſtrecken.
Fabel.
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Liebreiche Gerechtigkeit Gottes.
Liebreiche
Gerechtigkeit Gottes.
Ob ihr nun von der Gottheit billig ſo niedrig nicht geden-
ken ſollet;
Wenn ihr dennoch von Gottes Weſen euch ja Begriffe machen
wollet,
Die etwas menſchlichs an ſich haben: Muͤßt ihr euch wenig-
ſtens bemuͤhn,
Nach einem liebreich-billigen und Großmuth-vollen Muſter, ihn
Jm hoͤchſten Grad euch vorzuſtellen, nicht aber unter einem Bilde,
Von einem, der von Ernſt und Streng, und von Gerecht den
Namen hat,
Der aber bitter, unverſoͤhnlich und unbarmherzig in der That.
Sprich nicht: Es ſtellt ja Moſes Gott ſehr ernſthaft und
ſehr ſtrenge fuͤr,
Wie, neben ſo viel andren Stellen, ſein Fluch abſonderlich uns
lehret.
Denn erſtlich zeigt ſich von ſich ſelbſt, daß mehr, als anderwer-
tig, hier
Die Herzenshaͤrtigkeit der Juden zu einer Urſach hergehoͤret.
Zum andern zeigt uns oftermal
Von Gottes großer Lieb und Guͤte uns einen hellen Gnadenſtral,
Und daß ſein Lieben, ſeine Langmuth, ſo Straf als Zorn weit
uͤbergeh,
Wenn er diejenigen Verbrecher, die irgend wider ſein Geboth
Sich je vergangen u. verſuͤndigt, ins vierte Glied zu ſtrafen droht,
Dem aber, der ſie haͤlt, verſpricht, zu ſegnen bis ins tauſende.
Zum dritten muß ich dir von Moſe die klare Wahrheit hier
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Daß alle Fluͤch aufs Jrdiſche, aufs Ewige ſich nicht erſtrecken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/542>, abgerufen am 03.03.2025.
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