Meine Seel ist sehr vergnügt; aber, bey den reichen Gaben, Die wir in so schwerer Menge, Herr von dir empfan- gen haben, Daß sie wirklich nicht zu zählen, und so groß als ungemein, Sollte sie noch mehr erfreuet, billig weit vergnügter seyn. Ein noch weit durchdringender, ein empfindlicher Empfinden Sollte meine ganze Seele, zu noch heisserm Dank, verbinden, Und ein feuriger Betragen, dir zum Ruhm, in mir entzünden.
Aber, ließ ich, nebst der Seele, meinen Leib vor Liebe brennen: Würd esdoch ein würdig Opfer, Herr vor dir nicht heissen können, Also tröst ich mich damit, daß, da aller Engel Chöre, Aller Creaturen Schaaren, aller Himmel Himmel Heere, Dich nicht würdig loben können, es wohl mir nicht möglich sey.
Dennoch wünsch ich inniglich, daß, nach äusserstem Vermögen, Jch das Gute fühlen möge! daß mir der beschehrte Segen Jnnig mag ans Herze gehn! daß ich stets, wie vielerley, Wie unzählig vielerley, Gnaden-Gaben und Geschenke, Jch erlangt und noch besitze, mit Vergnügen, überdenke, Daß ich redlich danken mög'! und daß meiner Lieder Lallen, Wie das Stammlen eines Kindes dir, o Vater, mag gefallen.
Wort-
Herzlicher Wunſch.
Herzlicher Wunſch.
Meine Seel iſt ſehr vergnuͤgt; aber, bey den reichen Gaben, Die wir in ſo ſchwerer Menge, Herr von dir empfan- gen haben, Daß ſie wirklich nicht zu zaͤhlen, und ſo groß als ungemein, Sollte ſie noch mehr erfreuet, billig weit vergnuͤgter ſeyn. Ein noch weit durchdringender, ein empfindlicher Empfinden Sollte meine ganze Seele, zu noch heiſſerm Dank, verbinden, Und ein feuriger Betragen, dir zum Ruhm, in mir entzuͤnden.
Aber, ließ ich, nebſt der Seele, meinen Leib vor Liebe brennen: Wuͤrd esdoch ein wuͤrdig Opfer, Herr vor dir nicht heiſſen koͤnnen, Alſo troͤſt ich mich damit, daß, da aller Engel Choͤre, Aller Creaturen Schaaren, aller Himmel Himmel Heere, Dich nicht wuͤrdig loben koͤnnen, es wohl mir nicht moͤglich ſey.
Dennoch wuͤnſch ich inniglich, daß, nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen, Jch das Gute fuͤhlen moͤge! daß mir der beſchehrte Segen Jnnig mag ans Herze gehn! daß ich ſtets, wie vielerley, Wie unzaͤhlig vielerley, Gnaden-Gaben und Geſchenke, Jch erlangt und noch beſitze, mit Vergnuͤgen, uͤberdenke, Daß ich redlich danken moͤg’! und daß meiner Lieder Lallen, Wie das Stammlen eines Kindes dir, o Vater, mag gefallen.
Wort-
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Herzlicher Wunſch.
Herzlicher Wunſch.
Meine Seel iſt ſehr vergnuͤgt; aber, bey den reichen Gaben,
Die wir in ſo ſchwerer Menge, Herr von dir empfan-
gen haben,
Daß ſie wirklich nicht zu zaͤhlen, und ſo groß als ungemein,
Sollte ſie noch mehr erfreuet, billig weit vergnuͤgter ſeyn.
Ein noch weit durchdringender, ein empfindlicher Empfinden
Sollte meine ganze Seele, zu noch heiſſerm Dank, verbinden,
Und ein feuriger Betragen, dir zum Ruhm, in mir entzuͤnden.
Aber, ließ ich, nebſt der Seele, meinen Leib vor Liebe brennen:
Wuͤrd esdoch ein wuͤrdig Opfer, Herr vor dir nicht heiſſen koͤnnen,
Alſo troͤſt ich mich damit, daß, da aller Engel Choͤre,
Aller Creaturen Schaaren, aller Himmel Himmel Heere,
Dich nicht wuͤrdig loben koͤnnen, es wohl mir nicht moͤglich ſey.
Dennoch wuͤnſch ich inniglich, daß, nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen,
Jch das Gute fuͤhlen moͤge! daß mir der beſchehrte Segen
Jnnig mag ans Herze gehn! daß ich ſtets, wie vielerley,
Wie unzaͤhlig vielerley, Gnaden-Gaben und Geſchenke,
Jch erlangt und noch beſitze, mit Vergnuͤgen, uͤberdenke,
Daß ich redlich danken moͤg’! und daß meiner Lieder Lallen,
Wie das Stammlen eines Kindes dir, o Vater, mag gefallen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/436>, abgerufen am 21.12.2024.
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