Wer nicht, in Gottes Creaturen, sein' Allmacht, Lieb und Weisheit ehrt, Und nichts zu seinem Preise denkt, wenn er die Wunder sieht und hört, Jn welchem er sich offenbart, fast fühlbar und fast sichtbarlich, Scheint nimmermehr ein guter Christ, Und, wo nicht gar ein Atheist, Ein Götzendiener wenigstens (von einer Gottheit, die er sich, Zu seinem Besten, selbst erdacht, Die gleichsam bloß für ihn allein, Erschuf und wirket, was sie wirket, ihn segnet und ihn selig macht,) Ja, mit Verstand und Sinnen, doch Verstand- und Sinnen- los zu seyn.
Nothwendige Ueberlegung.
Erwegt, um weniger zu fehlen, geliebte Menschen, zweyerley, Mit mehrerm Ernst, als wie bisher: Ob unser Wil- le wirklich frey, Und die Vernunft vernünftig sey.
Bil-
Goͤtzendienſt.
Goͤtzendienſt.
Wer nicht, in Gottes Creaturen, ſein’ Allmacht, Lieb und Weisheit ehrt, Und nichts zu ſeinem Preiſe denkt, wenn er die Wunder ſieht und hoͤrt, Jn welchem er ſich offenbart, faſt fuͤhlbar und faſt ſichtbarlich, Scheint nimmermehr ein guter Chriſt, Und, wo nicht gar ein Atheiſt, Ein Goͤtzendiener wenigſtens (von einer Gottheit, die er ſich, Zu ſeinem Beſten, ſelbſt erdacht, Die gleichſam bloß fuͤr ihn allein, Erſchuf und wirket, was ſie wirket, ihn ſegnet und ihn ſelig macht,) Ja, mit Verſtand und Sinnen, doch Verſtand- und Sinnen- los zu ſeyn.
Nothwendige Ueberlegung.
Erwegt, um weniger zu fehlen, geliebte Menſchen, zweyerley, Mit mehrerm Ernſt, als wie bisher: Ob unſer Wil- le wirklich frey, Und die Vernunft vernuͤnftig ſey.
Bil-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0416"n="392"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Goͤtzendienſt.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Goͤtzendienſt.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>er nicht, in Gottes Creaturen, ſein’ Allmacht, Lieb und<lb/><hirendition="#et">Weisheit ehrt,</hi></l><lb/><l>Und nichts zu ſeinem Preiſe denkt, wenn er die Wunder ſieht<lb/><hirendition="#et">und hoͤrt,</hi></l><lb/><l>Jn welchem er ſich offenbart, faſt fuͤhlbar und faſt ſichtbarlich,</l><lb/><l>Scheint nimmermehr ein guter Chriſt,</l><lb/><l>Und, wo nicht gar ein Atheiſt,</l><lb/><l>Ein Goͤtzendiener wenigſtens (von einer Gottheit, die er ſich,</l><lb/><l>Zu ſeinem Beſten, ſelbſt erdacht,</l><lb/><l>Die gleichſam bloß fuͤr ihn allein,</l><lb/><l>Erſchuf und wirket, was ſie wirket, ihn ſegnet und ihn ſelig<lb/><hirendition="#et">macht,)</hi></l><lb/><l>Ja, mit Verſtand und Sinnen, doch Verſtand- und Sinnen-<lb/><hirendition="#et">los zu ſeyn.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Nothwendige Ueberlegung.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>rwegt, um weniger zu fehlen, geliebte Menſchen, zweyerley,</l><lb/><l>Mit mehrerm Ernſt, als wie bisher: <hirendition="#fr">Ob unſer Wil-</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">le wirklich frey,</hi></hi><lb/><hirendition="#et">Und die Vernunft vernuͤnftig ſey.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Bil-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[392/0416]
Goͤtzendienſt.
Goͤtzendienſt.
Wer nicht, in Gottes Creaturen, ſein’ Allmacht, Lieb und
Weisheit ehrt,
Und nichts zu ſeinem Preiſe denkt, wenn er die Wunder ſieht
und hoͤrt,
Jn welchem er ſich offenbart, faſt fuͤhlbar und faſt ſichtbarlich,
Scheint nimmermehr ein guter Chriſt,
Und, wo nicht gar ein Atheiſt,
Ein Goͤtzendiener wenigſtens (von einer Gottheit, die er ſich,
Zu ſeinem Beſten, ſelbſt erdacht,
Die gleichſam bloß fuͤr ihn allein,
Erſchuf und wirket, was ſie wirket, ihn ſegnet und ihn ſelig
macht,)
Ja, mit Verſtand und Sinnen, doch Verſtand- und Sinnen-
los zu ſeyn.
Nothwendige Ueberlegung.
Erwegt, um weniger zu fehlen, geliebte Menſchen, zweyerley,
Mit mehrerm Ernſt, als wie bisher: Ob unſer Wil-
le wirklich frey,
Und die Vernunft vernuͤnftig ſey.
Bil-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/416>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.