Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Lob und Meynung.
Lob.
Je mehr ich meines Schöpfers Werke,
Betracht und allenthalben merke:
Je mehr ergetzt mich ihre Pracht.
Jch lobe deun, von Lust gerühret,
Den, dessen Huld sie so gezieret,
Und preise Seine Wunder-Macht.


Meynung.
Wie wir neulich sahn und hörten,
Daß verschiedne Weisen lehrten,
Wie durch Meynung auf der Erde,
Jedermann regieret werde:
Dachten wir im Ernst dabey,
Daß die Meynung Phantasey.
Draus wir denn die Lehre faßten:
Alle Menschen sind Phantasten;
Und der Allergrößte scheint,
Der es nicht zu seyn vermeynt.


Ge-
Lob und Meynung.
Lob.
Je mehr ich meines Schoͤpfers Werke,
Betracht und allenthalben merke:
Je mehr ergetzt mich ihre Pracht.
Jch lobe deun, von Luſt geruͤhret,
Den, deſſen Huld ſie ſo gezieret,
Und preiſe Seine Wunder-Macht.


Meynung.
Wie wir neulich ſahn und hoͤrten,
Daß verſchiedne Weiſen lehrten,
Wie durch Meynung auf der Erde,
Jedermann regieret werde:
Dachten wir im Ernſt dabey,
Daß die Meynung Phantaſey.
Draus wir denn die Lehre faßten:
Alle Menſchen ſind Phantaſten;
Und der Allergroͤßte ſcheint,
Der es nicht zu ſeyn vermeynt.


Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0311" n="287"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lob und Meynung.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lob.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>e mehr ich meines Scho&#x0364;pfers Werke,</l><lb/>
            <l>Betracht und allenthalben merke:</l><lb/>
            <l>Je mehr ergetzt mich ihre Pracht.</l><lb/>
            <l>Jch lobe deun, von Lu&#x017F;t geru&#x0364;hret,</l><lb/>
            <l>Den, de&#x017F;&#x017F;en Huld &#x017F;ie &#x017F;o gezieret,</l><lb/>
            <l>Und prei&#x017F;e Seine Wunder-Macht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meynung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie wir neulich &#x017F;ahn und ho&#x0364;rten,</l><lb/>
            <l>Daß ver&#x017F;chiedne Wei&#x017F;en lehrten,</l><lb/>
            <l>Wie durch Meynung auf der Erde,</l><lb/>
            <l>Jedermann regieret werde:</l><lb/>
            <l>Dachten wir im Ern&#x017F;t dabey,</l><lb/>
            <l>Daß die Meynung Phanta&#x017F;ey.</l><lb/>
            <l>Draus wir denn die Lehre faßten:</l><lb/>
            <l>Alle Men&#x017F;chen &#x017F;ind Phanta&#x017F;ten;</l><lb/>
            <l>Und der Allergro&#x0364;ßte &#x017F;cheint,</l><lb/>
            <l>Der es nicht zu &#x017F;eyn vermeynt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0311] Lob und Meynung. Lob. Je mehr ich meines Schoͤpfers Werke, Betracht und allenthalben merke: Je mehr ergetzt mich ihre Pracht. Jch lobe deun, von Luſt geruͤhret, Den, deſſen Huld ſie ſo gezieret, Und preiſe Seine Wunder-Macht. Meynung. Wie wir neulich ſahn und hoͤrten, Daß verſchiedne Weiſen lehrten, Wie durch Meynung auf der Erde, Jedermann regieret werde: Dachten wir im Ernſt dabey, Daß die Meynung Phantaſey. Draus wir denn die Lehre faßten: Alle Menſchen ſind Phantaſten; Und der Allergroͤßte ſcheint, Der es nicht zu ſeyn vermeynt. Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/311
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/311>, abgerufen am 21.11.2024.