So natürlich hat der Damm-Hirsch den herabgezognen Ast, Vom belaubten Eich-Baum, hier, mit den Zähnen, an- gefaßt, Daß mich deucht, ich seh den Zweig, da der scharfe Biß geschehn, Mit geschwind - und schnellem Ruck, wieder in die Höhe gehn. Daß im übrigen, auf Erden, die nie müßige Natur Unerschöpflich im Formiren, davon zeigt das Damm-Wild hier Uns von neuen eine Prob, und ein' unleugbare Spur. Von dem andern rothen Wilde, weiset sich dieß bunte Thier, So an Farb als Form, verschiedlich. Ausser den vier Augen- Sprossen, Gleicht fast sein Geweih den Schaufeln; seine meistens weisse Haut Wird, zu unsrer Augenlust, öfters schön gefleckt geschaut. Und sein noch viel zarter Fleisch wird mit mehrer Lust genossen. Wenn wir denn an diesem Thier, nebst dem Gaum, das Auge laben: So vergeßt nicht, dem zu danken, dem wir es zu danken haben.
Das
Br.VI.Th. Q
Damm-Hirſch.
Damm-Hirſch.
So natuͤrlich hat der Damm-Hirſch den herabgezognen Aſt, Vom belaubten Eich-Baum, hier, mit den Zaͤhnen, an- gefaßt, Daß mich deucht, ich ſeh den Zweig, da der ſcharfe Biß geſchehn, Mit geſchwind - und ſchnellem Ruck, wieder in die Hoͤhe gehn. Daß im uͤbrigen, auf Erden, die nie muͤßige Natur Unerſchoͤpflich im Formiren, davon zeigt das Damm-Wild hier Uns von neuen eine Prob, und ein’ unleugbare Spur. Von dem andern rothen Wilde, weiſet ſich dieß bunte Thier, So an Farb als Form, verſchiedlich. Auſſer den vier Augen- Sproſſen, Gleicht faſt ſein Geweih den Schaufeln; ſeine meiſtens weiſſe Haut Wird, zu unſrer Augenluſt, oͤfters ſchoͤn gefleckt geſchaut. Und ſein noch viel zarter Fleiſch wird mit mehrer Luſt genoſſen. Wenn wir denn an dieſem Thier, nebſt dem Gaum, das Auge laben: So vergeßt nicht, dem zu danken, dem wir es zu danken haben.
Das
Br.VI.Th. Q
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Damm-Hirſch.
Damm-Hirſch.
So natuͤrlich hat der Damm-Hirſch den herabgezognen Aſt,
Vom belaubten Eich-Baum, hier, mit den Zaͤhnen, an-
gefaßt,
Daß mich deucht, ich ſeh den Zweig, da der ſcharfe Biß geſchehn,
Mit geſchwind - und ſchnellem Ruck, wieder in die Hoͤhe gehn.
Daß im uͤbrigen, auf Erden, die nie muͤßige Natur
Unerſchoͤpflich im Formiren, davon zeigt das Damm-Wild hier
Uns von neuen eine Prob, und ein’ unleugbare Spur.
Von dem andern rothen Wilde, weiſet ſich dieß bunte Thier,
So an Farb als Form, verſchiedlich. Auſſer den vier Augen-
Sproſſen,
Gleicht faſt ſein Geweih den Schaufeln; ſeine meiſtens weiſſe
Haut
Wird, zu unſrer Augenluſt, oͤfters ſchoͤn gefleckt geſchaut.
Und ſein noch viel zarter Fleiſch wird mit mehrer Luſt genoſſen.
Wenn wir denn an dieſem Thier, nebſt dem Gaum, das Auge
laben:
So vergeßt nicht, dem zu danken, dem wir es zu danken haben.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/265>, abgerufen am 21.12.2024.
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