Sah man, von bejahrten Stämmen, und von Blättern, die Figur Je natürlicher gebildet? eine thierische Natur, Gleichsam lebend, bloß in Strichen? Nein, vom Thier - und Pflanzen-Reich, Sah man nimmer die Copie, dem Original so gleich. Jn dem Aug, in allen Sehnen, ja in Muskeln, durch die Haut, Wird an diesem Hirsch, wie sanft ihm das Streifen thut, ge- schaut. Ja, es zeiget überall die so künstliche Copie, Jn nur schwarzen Linien, Farben, Haltung, Harmonie. Wie das Urbild so vortrefflich, wie die Welt so wunderschön, Davon kann man hier, im Abdruck, einen schönen Schatten sehn. Ja noch mehr, in wahren Wäldern, wie es mir zum öftern schien, Scheint der grüne Schatten schwarz, hier der schwarze Schat- ten grün; Ja es scheint dieß edle Thier, nicht zu stehn, nein, sich zu regen, Und die Blätter an den Zweigen, durchs Gehörn, sich zu be- wegen.
No. 8.
Jm verwachsenen Gefilde, zwischen dick - bebüschten Hügeln, Jm mit Schilf bekränzten Bach, der im Widerschein stets grün, Durch der grünen Blätter Schatten, in polirter Klarheit schien, Sieht man hier den edlen Hirsch weiden, und zugleich sich spiegeln.
Jn
Die Hirſche.
No. 7.
Sah man, von bejahrten Staͤmmen, und von Blaͤttern, die Figur Je natuͤrlicher gebildet? eine thieriſche Natur, Gleichſam lebend, bloß in Strichen? Nein, vom Thier - und Pflanzen-Reich, Sah man nimmer die Copie, dem Original ſo gleich. Jn dem Aug, in allen Sehnen, ja in Muskeln, durch die Haut, Wird an dieſem Hirſch, wie ſanft ihm das Streifen thut, ge- ſchaut. Ja, es zeiget uͤberall die ſo kuͤnſtliche Copie, Jn nur ſchwarzen Linien, Farben, Haltung, Harmonie. Wie das Urbild ſo vortrefflich, wie die Welt ſo wunderſchoͤn, Davon kann man hier, im Abdruck, einen ſchoͤnen Schatten ſehn. Ja noch mehr, in wahren Waͤldern, wie es mir zum oͤftern ſchien, Scheint der gruͤne Schatten ſchwarz, hier der ſchwarze Schat- ten gruͤn; Ja es ſcheint dieß edle Thier, nicht zu ſtehn, nein, ſich zu regen, Und die Blaͤtter an den Zweigen, durchs Gehoͤrn, ſich zu be- wegen.
No. 8.
Jm verwachſenen Gefilde, zwiſchen dick - bebuͤſchten Huͤgeln, Jm mit Schilf bekraͤnzten Bach, der im Widerſchein ſtets gruͤn, Durch der gruͤnen Blaͤtter Schatten, in polirter Klarheit ſchien, Sieht man hier den edlen Hirſch weiden, und zugleich ſich ſpiegeln.
Jn
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Die Hirſche.
No. 7.
Sah man, von bejahrten Staͤmmen, und von Blaͤttern, die
Figur
Je natuͤrlicher gebildet? eine thieriſche Natur,
Gleichſam lebend, bloß in Strichen? Nein, vom Thier - und
Pflanzen-Reich,
Sah man nimmer die Copie, dem Original ſo gleich.
Jn dem Aug, in allen Sehnen, ja in Muskeln, durch die
Haut,
Wird an dieſem Hirſch, wie ſanft ihm das Streifen thut, ge-
ſchaut.
Ja, es zeiget uͤberall die ſo kuͤnſtliche Copie,
Jn nur ſchwarzen Linien, Farben, Haltung, Harmonie.
Wie das Urbild ſo vortrefflich, wie die Welt ſo wunderſchoͤn,
Davon kann man hier, im Abdruck, einen ſchoͤnen Schatten
ſehn.
Ja noch mehr, in wahren Waͤldern, wie es mir zum oͤftern
ſchien,
Scheint der gruͤne Schatten ſchwarz, hier der ſchwarze Schat-
ten gruͤn;
Ja es ſcheint dieß edle Thier, nicht zu ſtehn, nein, ſich zu regen,
Und die Blaͤtter an den Zweigen, durchs Gehoͤrn, ſich zu be-
wegen.
No. 8.
Jm verwachſenen Gefilde, zwiſchen dick - bebuͤſchten Huͤgeln,
Jm mit Schilf bekraͤnzten Bach, der im Widerſchein ſtets gruͤn,
Durch der gruͤnen Blaͤtter Schatten, in polirter Klarheit
ſchien,
Sieht man hier den edlen Hirſch weiden, und zugleich ſich
ſpiegeln.
Jn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/245>, abgerufen am 21.12.2024.
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