Wenn ich der Lüfte Schaum, den weissen Schnee, Von oben dicht herunter fallen seh: So scheint oft selbst die Luft, von regen Flocken, schwer, Und recht, als ob sie, sanft zu uns herab zu sinken, Beschäfftigt in Bewegung wär. Durch welche schwebende Beschaffenheit gerühret, Ein es betrachtendes gelassenes Gemüth, Das dieses Flockenspiel besieht, Ein' innigliche Lust, in sanftem Schaudern, spüret.
Wenn wir so dann, in warmem Zimmer, Von Sorgen frey, am Fenster stehn: Kann man, nicht sonder Anmuth, sehn Der dichten Flocken weissen Schimmer. Jhr zwar gedrängt - doch sanfter Fall, Jhr spielend durch einander Fliegen, Wirkt ein Bewegen überall, Und uns ein sonderbar Vergnügen. Jhr lindes Sinken, Schwärmen, Schweben, Kann, selbst in Schwermuth, unsrer Brust Ein' Art von einer sanften Lust, Ein schaudrigtes Vergnügen, geben.
Es scheinen gleichsam Schwermuths - Theile, Mit dichter Flocken Fall, in Eile, Auch uns vom Herzen, abzufallen. Es scheinen, durch dieß holde Scherzen,
Die
Wie es ſanft ſchneiet.
Wie es ſanft ſchneiet.
Wenn ich der Luͤfte Schaum, den weiſſen Schnee, Von oben dicht herunter fallen ſeh: So ſcheint oft ſelbſt die Luft, von regen Flocken, ſchwer, Und recht, als ob ſie, ſanft zu uns herab zu ſinken, Beſchaͤfftigt in Bewegung waͤr. Durch welche ſchwebende Beſchaffenheit geruͤhret, Ein es betrachtendes gelaſſenes Gemuͤth, Das dieſes Flockenſpiel beſieht, Ein’ innigliche Luſt, in ſanftem Schaudern, ſpuͤret.
Wenn wir ſo dann, in warmem Zimmer, Von Sorgen frey, am Fenſter ſtehn: Kann man, nicht ſonder Anmuth, ſehn Der dichten Flocken weiſſen Schimmer. Jhr zwar gedraͤngt - doch ſanfter Fall, Jhr ſpielend durch einander Fliegen, Wirkt ein Bewegen uͤberall, Und uns ein ſonderbar Vergnuͤgen. Jhr lindes Sinken, Schwaͤrmen, Schweben, Kann, ſelbſt in Schwermuth, unſrer Bruſt Ein’ Art von einer ſanften Luſt, Ein ſchaudrigtes Vergnuͤgen, geben.
Es ſcheinen gleichſam Schwermuths - Theile, Mit dichter Flocken Fall, in Eile, Auch uns vom Herzen, abzufallen. Es ſcheinen, durch dieß holde Scherzen,
Die
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Wie es ſanft ſchneiet.
Wie es ſanft ſchneiet.
Wenn ich der Luͤfte Schaum, den weiſſen Schnee,
Von oben dicht herunter fallen ſeh:
So ſcheint oft ſelbſt die Luft, von regen Flocken, ſchwer,
Und recht, als ob ſie, ſanft zu uns herab zu ſinken,
Beſchaͤfftigt in Bewegung waͤr.
Durch welche ſchwebende Beſchaffenheit geruͤhret,
Ein es betrachtendes gelaſſenes Gemuͤth,
Das dieſes Flockenſpiel beſieht,
Ein’ innigliche Luſt, in ſanftem Schaudern, ſpuͤret.
Wenn wir ſo dann, in warmem Zimmer,
Von Sorgen frey, am Fenſter ſtehn:
Kann man, nicht ſonder Anmuth, ſehn
Der dichten Flocken weiſſen Schimmer.
Jhr zwar gedraͤngt - doch ſanfter Fall,
Jhr ſpielend durch einander Fliegen,
Wirkt ein Bewegen uͤberall,
Und uns ein ſonderbar Vergnuͤgen.
Jhr lindes Sinken, Schwaͤrmen, Schweben,
Kann, ſelbſt in Schwermuth, unſrer Bruſt
Ein’ Art von einer ſanften Luſt,
Ein ſchaudrigtes Vergnuͤgen, geben.
Es ſcheinen gleichſam Schwermuths - Theile,
Mit dichter Flocken Fall, in Eile,
Auch uns vom Herzen, abzufallen.
Es ſcheinen, durch dieß holde Scherzen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/222>, abgerufen am 21.12.2024.
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