Eilfertige, doch wohlgemeynte poetische Gedanken, über den sechsten Theil des Brockesischen Jrdischen Vergnügens in GOTT.
nemesianvs, Eclog. I. Namque fuit dignus - quem Carmine Phoebus, Pan Calamis, fidibusque Linus, modulatibus Orpheus Concinerent, atque acta Viri laudesque sonarent.
NUn fährst Du, großer Brocks, in Deinem Fleiße fort, Noch hörest Du nicht auf, die Menschen zu erbauen, Da wir den sechsten Theil von Deinen Liedern schauen, (Denn ein besondres Werk ist noch Dein Kindermord,) Fünf Theile hat man schon vom irdischen Vergnügen, Zu diesen willst Du noch den sechsten rühmlichst fügen.
WIe unerschöpflich reich ist Dein begabter Geist! Du kannst mit allem Recht hier einem Brunnen gleichen, Je mehr man Wasser schöpft; je mehr pflegt er zu reichen, So, daß der Ueberfluß sich täglich stärker weist, Und weil er dergestalt sich immer zu vergrößert, Zuletzt ins Freye strömt, und Feld und Auen wässert.
Zwar
Eilfertige, doch wohlgemeynte poetiſche Gedanken, uͤber den ſechſten Theil des Brockeſiſchen Jrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT.
nemesianvs, Eclog. I. Namque fuit dignus ‒ quem Carmine Phoebus, Pan Calamis, fidibusque Linus, modulatibus Orpheus Concinerent, atque acta Viri laudesque ſonarent.
NUn faͤhrſt Du, großer Brocks, in Deinem Fleiße fort, Noch hoͤreſt Du nicht auf, die Menſchen zu erbauen, Da wir den ſechſten Theil von Deinen Liedern ſchauen, (Denn ein beſondres Werk iſt noch Dein Kindermord,) Fuͤnf Theile hat man ſchon vom irdiſchen Vergnuͤgen, Zu dieſen willſt Du noch den ſechſten ruͤhmlichſt fuͤgen.
WIe unerſchoͤpflich reich iſt Dein begabter Geiſt! Du kannſt mit allem Recht hier einem Brunnen gleichen, Je mehr man Waſſer ſchoͤpft; je mehr pflegt er zu reichen, So, daß der Ueberfluß ſich taͤglich ſtaͤrker weiſt, Und weil er dergeſtalt ſich immer zu vergroͤßert, Zuletzt ins Freye ſtroͤmt, und Feld und Auen waͤſſert.
Zwar
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[0020]
Eilfertige,
doch wohlgemeynte poetiſche Gedanken,
uͤber den ſechſten Theil
des Brockeſiſchen
Jrdiſchen Vergnuͤgens in
GOTT.
nemesianvs, Eclog. I.
Namque fuit dignus ‒ quem Carmine Phoebus,
Pan Calamis, fidibusque Linus, modulatibus Orpheus
Concinerent, atque acta Viri laudesque ſonarent.
NUn faͤhrſt Du, großer Brocks, in Deinem
Fleiße fort,
Noch hoͤreſt Du nicht auf, die Menſchen zu erbauen,
Da wir den ſechſten Theil von Deinen Liedern ſchauen,
(Denn ein beſondres Werk iſt noch Dein Kindermord,)
Fuͤnf Theile hat man ſchon vom irdiſchen Vergnuͤgen,
Zu dieſen willſt Du noch den ſechſten ruͤhmlichſt fuͤgen.
WIe unerſchoͤpflich reich iſt Dein begabter Geiſt!
Du kannſt mit allem Recht hier einem Brunnen gleichen,
Je mehr man Waſſer ſchoͤpft; je mehr pflegt er zu reichen,
So, daß der Ueberfluß ſich taͤglich ſtaͤrker weiſt,
Und weil er dergeſtalt ſich immer zu vergroͤßert,
Zuletzt ins Freye ſtroͤmt, und Feld und Auen waͤſſert.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/20>, abgerufen am 21.12.2024.
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