Es rühret mich, o spätes Rösgen, dein röthlicher Rubinen- Schein, Nicht durch die schöne Farb und Form, auch lieblichen Geruch allein; Jch werde, da dein edler Balsam, und schöner Schmuck mich innig rühret, Zu dem der dich so schön erschaffen, und dich für mich hervor- gebracht, Auch mir die Kraft, an ihn zu denken, geschenket, seine Lieb, und Macht, Und Weisheit frölich zu bewundern, und Jhn zu preisen, an- geführet.
Zierliche Wasser-Bilder.
Kein Silber ist von Glanz so hell und rein, Als die, vom hellen Sonnenschein, Bestralte feuchte Gassen seyn.
Wenn nun, mit diesem Glanz, die Schatten Der Bäume, die die Gassen zieren, Mit holder Dunkelheit sich gatten, Und tausend Bilderchen formiren: Erregt dieß Licht- und Schattenspiel Dem Geist, durchs Aug, ein angenehm Gefühl. Jch habe, wenn sich dieß so zierlich füget, Mich wenigstens gar oft daran vergnüget.
Der
Roſe im October.
Roſe im October.
Es ruͤhret mich, o ſpaͤtes Roͤsgen, dein roͤthlicher Rubinen- Schein, Nicht durch die ſchoͤne Farb und Form, auch lieblichen Geruch allein; Jch werde, da dein edler Balſam, und ſchoͤner Schmuck mich innig ruͤhret, Zu dem der dich ſo ſchoͤn erſchaffen, und dich fuͤr mich hervor- gebracht, Auch mir die Kraft, an ihn zu denken, geſchenket, ſeine Lieb, und Macht, Und Weisheit froͤlich zu bewundern, und Jhn zu preiſen, an- gefuͤhret.
Zierliche Waſſer-Bilder.
Kein Silber iſt von Glanz ſo hell und rein, Als die, vom hellen Sonnenſchein, Beſtralte feuchte Gaſſen ſeyn.
Wenn nun, mit dieſem Glanz, die Schatten Der Baͤume, die die Gaſſen zieren, Mit holder Dunkelheit ſich gatten, Und tauſend Bilderchen formiren: Erregt dieß Licht- und Schattenſpiel Dem Geiſt, durchs Aug, ein angenehm Gefuͤhl. Jch habe, wenn ſich dieß ſo zierlich fuͤget, Mich wenigſtens gar oft daran vergnuͤget.
Der
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Roſe im October.
Roſe im October.
Es ruͤhret mich, o ſpaͤtes Roͤsgen, dein roͤthlicher Rubinen-
Schein,
Nicht durch die ſchoͤne Farb und Form, auch lieblichen Geruch
allein;
Jch werde, da dein edler Balſam, und ſchoͤner Schmuck mich
innig ruͤhret,
Zu dem der dich ſo ſchoͤn erſchaffen, und dich fuͤr mich hervor-
gebracht,
Auch mir die Kraft, an ihn zu denken, geſchenket, ſeine Lieb,
und Macht,
Und Weisheit froͤlich zu bewundern, und Jhn zu preiſen, an-
gefuͤhret.
Zierliche Waſſer-Bilder.
Kein Silber iſt von Glanz ſo hell und rein,
Als die, vom hellen Sonnenſchein,
Beſtralte feuchte Gaſſen ſeyn.
Wenn nun, mit dieſem Glanz, die Schatten
Der Baͤume, die die Gaſſen zieren,
Mit holder Dunkelheit ſich gatten,
Und tauſend Bilderchen formiren:
Erregt dieß Licht- und Schattenſpiel
Dem Geiſt, durchs Aug, ein angenehm Gefuͤhl.
Jch habe, wenn ſich dieß ſo zierlich fuͤget,
Mich wenigſtens gar oft daran vergnuͤget.
Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/195>, abgerufen am 30.12.2024.
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