Wie ein kleiner weisser Stral, Der durch grüne Zweige bricht, Fiel mir jüngst ein nettes Spätling der Violen Matronal, Spät im Herbst, noch im October, unvermuthet ins Gesicht. Stutzt ich nun den Glanz zu sehen: Stutzt ich wirklich ja so sehr, Und vergnügt, ergetzt, erquickte mich, an selbe fast noch mehr, Durch den Balsam des Geruchs, den ich wunderstark verspürte, Da er mir, nicht nur die Nase, wirklich Hirn und Seele, rührte, So daß ich, vor Gott, im Geiste, ehrerbietig niedersank, Alle Kräfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schöpfer, lenkte, Und ein von vergnügter Andacht angefülltes Herz Jhm schenkte, Nebst dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir sey Lob, Preis und Dank.
Eini-
Eine Viole Matronal im Herbſt.
Eine Viole Matronal im Herbſt.
Wie ein kleiner weiſſer Stral, Der durch gruͤne Zweige bricht, Fiel mir juͤngſt ein nettes Spaͤtling der Violen Matronal, Spaͤt im Herbſt, noch im October, unvermuthet ins Geſicht. Stutzt ich nun den Glanz zu ſehen: Stutzt ich wirklich ja ſo ſehr, Und vergnuͤgt, ergetzt, erquickte mich, an ſelbe faſt noch mehr, Durch den Balſam des Geruchs, den ich wunderſtark verſpuͤrte, Da er mir, nicht nur die Naſe, wirklich Hirn und Seele, ruͤhrte, So daß ich, vor Gott, im Geiſte, ehrerbietig niederſank, Alle Kraͤfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schoͤpfer, lenkte, Und ein von vergnuͤgter Andacht angefuͤlltes Herz Jhm ſchenkte, Nebſt dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir ſey Lob, Preis und Dank.
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Eine Viole Matronal im Herbſt.
Eine Viole Matronal
im Herbſt.
Wie ein kleiner weiſſer Stral,
Der durch gruͤne Zweige bricht,
Fiel mir juͤngſt ein nettes Spaͤtling der Violen Matronal,
Spaͤt im Herbſt, noch im October, unvermuthet ins Geſicht.
Stutzt ich nun den Glanz zu ſehen: Stutzt ich wirklich ja ſo ſehr,
Und vergnuͤgt, ergetzt, erquickte mich, an ſelbe faſt noch mehr,
Durch den Balſam des Geruchs, den ich wunderſtark verſpuͤrte,
Da er mir, nicht nur die Naſe, wirklich Hirn und Seele, ruͤhrte,
So daß ich, vor Gott, im Geiſte, ehrerbietig niederſank,
Alle Kraͤfte meiner Seelen auf Jhn, als den Schoͤpfer, lenkte,
Und ein von vergnuͤgter Andacht angefuͤlltes Herz Jhm ſchenkte,
Nebſt dem Ausbruch meiner Lippen: Herr dir ſey Lob,
Preis und Dank.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/179>, abgerufen am 21.12.2024.
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