Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Fragen.
Fragen.
Für wen beblümen sich die Felder?
Für wen belauben sich die Wälder?
Für wen sprießt, durch der Sonnen Stral,
Der Kräuter Menge sonder Zahl?
Für wen hört man der Vögel Singen
So lieblich und so süß erklingen?
Für wen erfüllt die laue Luft,
Aus Blumen, solch ein Balsam-Duft?
Für wen sieht man, durch tausend Röhren,
Sich Gras in Milch und Fleisch verkehren?
Für wen trägt, sonder unsre Müh,
Zur Kleidung, Woll und Haar das Vieh?
Für wen entspriessen so viel Früchte?
So viel und mancherley Gerichte?
Und wem zu gut wächst Holz und Stein?
Für dich, o Mensch, nur bloß allein;
Und kannst so unempfindlich seyn?
Von wem entstehn denn alle Gaben,
Die dich ernähren, kleiden, laben?
Von Gott, dem Schöpfer, bloß allein,
Und kannst so gar undankbar seyn!


Eine
Fragen.
Fragen.
Fuͤr wen bebluͤmen ſich die Felder?
Fuͤr wen belauben ſich die Waͤlder?
Fuͤr wen ſprießt, durch der Sonnen Stral,
Der Kraͤuter Menge ſonder Zahl?
Fuͤr wen hoͤrt man der Voͤgel Singen
So lieblich und ſo ſuͤß erklingen?
Fuͤr wen erfuͤllt die laue Luft,
Aus Blumen, ſolch ein Balſam-Duft?
Fuͤr wen ſieht man, durch tauſend Roͤhren,
Sich Gras in Milch und Fleiſch verkehren?
Fuͤr wen traͤgt, ſonder unſre Muͤh,
Zur Kleidung, Woll und Haar das Vieh?
Fuͤr wen entſprieſſen ſo viel Fruͤchte?
So viel und mancherley Gerichte?
Und wem zu gut waͤchſt Holz und Stein?
Fuͤr dich, o Menſch, nur bloß allein;
Und kannſt ſo unempfindlich ſeyn?
Von wem entſtehn denn alle Gaben,
Die dich ernaͤhren, kleiden, laben?
Von Gott, dem Schoͤpfer, bloß allein,
Und kannſt ſo gar undankbar ſeyn!


Eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0178" n="154"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fragen.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fragen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">F</hi>u&#x0364;r wen beblu&#x0364;men &#x017F;ich die Felder?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen belauben &#x017F;ich die Wa&#x0364;lder?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen &#x017F;prießt, durch der Sonnen Stral,</l><lb/>
            <l>Der Kra&#x0364;uter Menge &#x017F;onder Zahl?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen ho&#x0364;rt man der Vo&#x0364;gel Singen</l><lb/>
            <l>So lieblich und &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß erklingen?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen erfu&#x0364;llt die laue Luft,</l><lb/>
            <l>Aus Blumen, &#x017F;olch ein Bal&#x017F;am-Duft?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen &#x017F;ieht man, durch tau&#x017F;end Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Sich Gras in Milch und Flei&#x017F;ch verkehren?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen tra&#x0364;gt, &#x017F;onder un&#x017F;re Mu&#x0364;h,</l><lb/>
            <l>Zur Kleidung, Woll und Haar das Vieh?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wen ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o viel Fru&#x0364;chte?</l><lb/>
            <l>So viel und mancherley Gerichte?</l><lb/>
            <l>Und wem zu gut wa&#x0364;ch&#x017F;t Holz und Stein?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r dich, o Men&#x017F;ch, nur bloß allein;</l><lb/>
            <l>Und kann&#x017F;t &#x017F;o unempfindlich &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Von wem ent&#x017F;tehn denn alle Gaben,</l><lb/>
            <l>Die dich erna&#x0364;hren, kleiden, laben?</l><lb/>
            <l>Von Gott, dem Scho&#x0364;pfer, bloß allein,</l><lb/>
            <l>Und kann&#x017F;t &#x017F;o gar undankbar &#x017F;eyn!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Eine</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0178] Fragen. Fragen. Fuͤr wen bebluͤmen ſich die Felder? Fuͤr wen belauben ſich die Waͤlder? Fuͤr wen ſprießt, durch der Sonnen Stral, Der Kraͤuter Menge ſonder Zahl? Fuͤr wen hoͤrt man der Voͤgel Singen So lieblich und ſo ſuͤß erklingen? Fuͤr wen erfuͤllt die laue Luft, Aus Blumen, ſolch ein Balſam-Duft? Fuͤr wen ſieht man, durch tauſend Roͤhren, Sich Gras in Milch und Fleiſch verkehren? Fuͤr wen traͤgt, ſonder unſre Muͤh, Zur Kleidung, Woll und Haar das Vieh? Fuͤr wen entſprieſſen ſo viel Fruͤchte? So viel und mancherley Gerichte? Und wem zu gut waͤchſt Holz und Stein? Fuͤr dich, o Menſch, nur bloß allein; Und kannſt ſo unempfindlich ſeyn? Von wem entſtehn denn alle Gaben, Die dich ernaͤhren, kleiden, laben? Von Gott, dem Schoͤpfer, bloß allein, Und kannſt ſo gar undankbar ſeyn! Eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/178
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/178>, abgerufen am 21.12.2024.