Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Wassergedanken.
Wassergedanken.
Hier seh ich, durch der Lüfte Regen,
Die Fluth sich angenehm bewegen,
Auf stets veränderlichen Stellen,
Die Wellen über andre Wellen,
Mit halben Zirkeln, sanft sich legen,
Und wie es scheinet, ohn Verweilen,
Nach dem beblümten Ufer eilen,
Mit feuchten Lippen es zu küssen,
Und, in der, von der Bäume Pracht,
Daselbst vorhandnen Schatten-Nacht,
An ihren weich bemosten Füssen,
Ein kurzes Ruhen zu geniessen.
Auch um, nach nun mehr stillem Wallen,
Mit ihren glänzenden Krystallen,
Jm glatten Spiegel, ihrem Grünen,
Zum holden Wiederschein, zu dienen.
Ja, nach dem, von des Himmels Zier,
Getragnen Schimmer von Saphier,
Gefärbt vom grünen Schmuck der Erden,
Zum glänzenden Smaragd zu werden.
So scheint es. Aber dieß ist wahr,
Daß, da die Fluth so glatt und klar,
Jhr Wesen bloß dazu gemacht,
Des Himmels und der Erden Pracht,
Zu unsrer Lust, und Gott zu Ehren,
Jn der Verdopplung zu vermehren.
So lasset uns, wenn wir erblicken,
Wie sich so Fluth, als Erde, schmücken,
Und daß sie beyde doppelt schön,
Es doch mit Dank und Freude sehn!
Ver-
Waſſergedanken.
Waſſergedanken.
Hier ſeh ich, durch der Luͤfte Regen,
Die Fluth ſich angenehm bewegen,
Auf ſtets veraͤnderlichen Stellen,
Die Wellen uͤber andre Wellen,
Mit halben Zirkeln, ſanft ſich legen,
Und wie es ſcheinet, ohn Verweilen,
Nach dem bebluͤmten Ufer eilen,
Mit feuchten Lippen es zu kuͤſſen,
Und, in der, von der Baͤume Pracht,
Daſelbſt vorhandnen Schatten-Nacht,
An ihren weich bemoſten Fuͤſſen,
Ein kurzes Ruhen zu genieſſen.
Auch um, nach nun mehr ſtillem Wallen,
Mit ihren glaͤnzenden Kryſtallen,
Jm glatten Spiegel, ihrem Gruͤnen,
Zum holden Wiederſchein, zu dienen.
Ja, nach dem, von des Himmels Zier,
Getragnen Schimmer von Saphier,
Gefaͤrbt vom gruͤnen Schmuck der Erden,
Zum glaͤnzenden Smaragd zu werden.
So ſcheint es. Aber dieß iſt wahr,
Daß, da die Fluth ſo glatt und klar,
Jhr Weſen bloß dazu gemacht,
Des Himmels und der Erden Pracht,
Zu unſrer Luſt, und Gott zu Ehren,
Jn der Verdopplung zu vermehren.
So laſſet uns, wenn wir erblicken,
Wie ſich ſo Fluth, als Erde, ſchmuͤcken,
Und daß ſie beyde doppelt ſchoͤn,
Es doch mit Dank und Freude ſehn!
Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="127"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;ergedanken.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;ergedanken.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>ier &#x017F;eh ich, durch der Lu&#x0364;fte Regen,</l><lb/>
            <l>Die Fluth &#x017F;ich angenehm bewegen,</l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;tets vera&#x0364;nderlichen Stellen,</l><lb/>
            <l>Die Wellen u&#x0364;ber andre Wellen,</l><lb/>
            <l>Mit halben Zirkeln, &#x017F;anft &#x017F;ich legen,</l><lb/>
            <l>Und wie es &#x017F;cheinet, ohn Verweilen,</l><lb/>
            <l>Nach dem beblu&#x0364;mten Ufer eilen,</l><lb/>
            <l>Mit feuchten Lippen es zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und, in der, von der Ba&#x0364;ume Pracht,</l><lb/>
            <l>Da&#x017F;elb&#x017F;t vorhandnen Schatten-Nacht,</l><lb/>
            <l>An ihren weich bemo&#x017F;ten Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ein kurzes Ruhen zu genie&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Auch um, nach nun mehr &#x017F;tillem Wallen,</l><lb/>
            <l>Mit ihren gla&#x0364;nzenden Kry&#x017F;tallen,</l><lb/>
            <l>Jm glatten Spiegel, ihrem Gru&#x0364;nen,</l><lb/>
            <l>Zum holden Wieder&#x017F;chein, zu dienen.</l><lb/>
            <l>Ja, nach dem, von des Himmels Zier,</l><lb/>
            <l>Getragnen Schimmer von Saphier,</l><lb/>
            <l>Gefa&#x0364;rbt vom gru&#x0364;nen Schmuck der Erden,</l><lb/>
            <l>Zum gla&#x0364;nzenden Smaragd zu werden.</l><lb/>
            <l>So &#x017F;cheint es. Aber dieß i&#x017F;t wahr,</l><lb/>
            <l>Daß, da die Fluth &#x017F;o glatt und klar,</l><lb/>
            <l>Jhr We&#x017F;en bloß dazu gemacht,</l><lb/>
            <l>Des Himmels und der Erden Pracht,</l><lb/>
            <l>Zu un&#x017F;rer Lu&#x017F;t, und Gott zu Ehren,</l><lb/>
            <l>Jn der Verdopplung zu vermehren.</l><lb/>
            <l>So la&#x017F;&#x017F;et uns, wenn wir erblicken,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ich &#x017F;o Fluth, als Erde, &#x017F;chmu&#x0364;cken,</l><lb/>
            <l>Und daß &#x017F;ie beyde doppelt &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Es doch mit Dank und Freude &#x017F;ehn!</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ver-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0151] Waſſergedanken. Waſſergedanken. Hier ſeh ich, durch der Luͤfte Regen, Die Fluth ſich angenehm bewegen, Auf ſtets veraͤnderlichen Stellen, Die Wellen uͤber andre Wellen, Mit halben Zirkeln, ſanft ſich legen, Und wie es ſcheinet, ohn Verweilen, Nach dem bebluͤmten Ufer eilen, Mit feuchten Lippen es zu kuͤſſen, Und, in der, von der Baͤume Pracht, Daſelbſt vorhandnen Schatten-Nacht, An ihren weich bemoſten Fuͤſſen, Ein kurzes Ruhen zu genieſſen. Auch um, nach nun mehr ſtillem Wallen, Mit ihren glaͤnzenden Kryſtallen, Jm glatten Spiegel, ihrem Gruͤnen, Zum holden Wiederſchein, zu dienen. Ja, nach dem, von des Himmels Zier, Getragnen Schimmer von Saphier, Gefaͤrbt vom gruͤnen Schmuck der Erden, Zum glaͤnzenden Smaragd zu werden. So ſcheint es. Aber dieß iſt wahr, Daß, da die Fluth ſo glatt und klar, Jhr Weſen bloß dazu gemacht, Des Himmels und der Erden Pracht, Zu unſrer Luſt, und Gott zu Ehren, Jn der Verdopplung zu vermehren. So laſſet uns, wenn wir erblicken, Wie ſich ſo Fluth, als Erde, ſchmuͤcken, Und daß ſie beyde doppelt ſchoͤn, Es doch mit Dank und Freude ſehn! Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/151
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/151>, abgerufen am 03.12.2024.