Nützliche Blumen-Betrachtung, nach Anleitung des Spectacle de la Nature.
Wo kömmt es her, Wenn wir ein Gartenstück, das bunte Blumen schmücken, Von ungefehr Und unverhofft erblicken; Daß uns, auch wenn man nicht daran gedenket, Ein' Art von Lust, durchs Aug, ins Herz sich senket? Daß ein geschwindes Anmuths-Bild, Wenn auch der Kopf von Schwermuths-Dunst erfüllt, Als wie ein kurzer Blitz, uns rühret, Und man den Schimmer, der sie zieret, Als wie ein schnelles Licht verspüret, Das uns ergetzet und durchdringt, Und ein geheim Vergnügen bringt?
Was noch absonderlich von Gottes weisen Werken, Jn Blumen, zu bemerken, Jst, daß sie allezeit, Von Samen und der Fruchtbarkeit, Unfehlbare Behälter seyn. Wo keine Blumen stehn, Wird man auch nimmer Früchte sehn. Da, wenn der Same reift, die Blumen bald vergehn: So scheinet klar daraus zu fliessen, Daß sie, zum Nahrungssaft dem Samen dienen müssen, Man kann demnach mit Recht von Blumen sagen, Daß sie, nicht nur das Aug uns zu erfreuen,
Nein
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung, nach Anleitung des Spectacle de la Nature.
Wo koͤmmt es her, Wenn wir ein Gartenſtuͤck, das bunte Blumen ſchmuͤcken, Von ungefehr Und unverhofft erblicken; Daß uns, auch wenn man nicht daran gedenket, Ein’ Art von Luſt, durchs Aug, ins Herz ſich ſenket? Daß ein geſchwindes Anmuths-Bild, Wenn auch der Kopf von Schwermuths-Dunſt erfuͤllt, Als wie ein kurzer Blitz, uns ruͤhret, Und man den Schimmer, der ſie zieret, Als wie ein ſchnelles Licht verſpuͤret, Das uns ergetzet und durchdringt, Und ein geheim Vergnuͤgen bringt?
Was noch abſonderlich von Gottes weiſen Werken, Jn Blumen, zu bemerken, Jſt, daß ſie allezeit, Von Samen und der Fruchtbarkeit, Unfehlbare Behaͤlter ſeyn. Wo keine Blumen ſtehn, Wird man auch nimmer Fruͤchte ſehn. Da, wenn der Same reift, die Blumen bald vergehn: So ſcheinet klar daraus zu flieſſen, Daß ſie, zum Nahrungsſaft dem Samen dienen muͤſſen, Man kann demnach mit Recht von Blumen ſagen, Daß ſie, nicht nur das Aug uns zu erfreuen,
Nein
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Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung,
nach Anleitung des Spectacle de la Nature.
Wo koͤmmt es her,
Wenn wir ein Gartenſtuͤck, das bunte Blumen ſchmuͤcken,
Von ungefehr
Und unverhofft erblicken;
Daß uns, auch wenn man nicht daran gedenket,
Ein’ Art von Luſt, durchs Aug, ins Herz ſich ſenket?
Daß ein geſchwindes Anmuths-Bild,
Wenn auch der Kopf von Schwermuths-Dunſt erfuͤllt,
Als wie ein kurzer Blitz, uns ruͤhret,
Und man den Schimmer, der ſie zieret,
Als wie ein ſchnelles Licht verſpuͤret,
Das uns ergetzet und durchdringt,
Und ein geheim Vergnuͤgen bringt?
Was noch abſonderlich von Gottes weiſen Werken,
Jn Blumen, zu bemerken,
Jſt, daß ſie allezeit,
Von Samen und der Fruchtbarkeit,
Unfehlbare Behaͤlter ſeyn.
Wo keine Blumen ſtehn,
Wird man auch nimmer Fruͤchte ſehn.
Da, wenn der Same reift, die Blumen bald vergehn:
So ſcheinet klar daraus zu flieſſen,
Daß ſie, zum Nahrungsſaft dem Samen dienen muͤſſen,
Man kann demnach mit Recht von Blumen ſagen,
Daß ſie, nicht nur das Aug uns zu erfreuen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/102>, abgerufen am 21.11.2024.
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