Mein GOTT! die neu-beblühmte Welt, (Jn deren wunderbaren Pracht Du uns die Grösse Deiner Macht, Und Deiner Liebe, vorgestellt,) Erregt mein wallendes Geblüte. Des Himmels rein- und heitres Licht Erheitert mein vergnügt Gesicht, Belebt mein schläffriges Gemüthe.
Da diese holde Frühlings-Zeit Mit Gras und Kräutern unsre Felder, Mit Frücht' und Blättern Bäum' und Wälder, Der Thier' und Menschen Blut mit reger Fruchtbarkeit So schmückt, als füllt; sollt' unsern Seelen Es denn allein am Trieb', auch sich zu schmücken, fehlen? Und sollten sie allein auf Erden Unfruchtbar seyn? Geliebte Menschen, nein!
Lasst uns zu dieser Zeit nicht minder Sie, schön zu schmücken, nicht allein, Auch zu vermehren, sorgsam werden! Gedancken sind der Seelen Kinder: So lasst die Seelen sich bemühn Auch schöne Kinderchen zu ziehn. Nun räumet mir vermuthlich ieder ein: Daß Danck-Gedancken GOTT die liebsten Kinder seyn.
Sehen
Danck-Gedancken.
Danck-Gedancken.
Mein GOTT! die neu-bebluͤhmte Welt, (Jn deren wunderbaren Pracht Du uns die Groͤſſe Deiner Macht, Und Deiner Liebe, vorgeſtellt,) Erregt mein wallendes Gebluͤte. Des Himmels rein- und heitres Licht Erheitert mein vergnuͤgt Geſicht, Belebt mein ſchlaͤffriges Gemuͤthe.
Da dieſe holde Fruͤhlings-Zeit Mit Gras und Kraͤutern unſre Felder, Mit Fruͤcht’ und Blaͤttern Baͤum’ und Waͤlder, Der Thier’ und Menſchen Blut mit reger Fruchtbarkeit So ſchmuͤckt, als fuͤllt; ſollt’ unſern Seelen Es denn allein am Trieb’, auch ſich zu ſchmuͤcken, fehlen? Und ſollten ſie allein auf Erden Unfruchtbar ſeyn? Geliebte Menſchen, nein!
Laſſt uns zu dieſer Zeit nicht minder Sie, ſchoͤn zu ſchmuͤcken, nicht allein, Auch zu vermehren, ſorgſam werden! Gedancken ſind der Seelen Kinder: So laſſt die Seelen ſich bemuͤhn Auch ſchoͤne Kinderchen zu ziehn. Nun raͤumet mir vermuthlich ieder ein: Daß Danck-Gedancken GOTT die liebſten Kinder ſeyn.
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Danck-Gedancken.
Danck-Gedancken.
Mein GOTT! die neu-bebluͤhmte Welt,
(Jn deren wunderbaren Pracht
Du uns die Groͤſſe Deiner Macht,
Und Deiner Liebe, vorgeſtellt,)
Erregt mein wallendes Gebluͤte.
Des Himmels rein- und heitres Licht
Erheitert mein vergnuͤgt Geſicht,
Belebt mein ſchlaͤffriges Gemuͤthe.
Da dieſe holde Fruͤhlings-Zeit
Mit Gras und Kraͤutern unſre Felder,
Mit Fruͤcht’ und Blaͤttern Baͤum’ und Waͤlder,
Der Thier’ und Menſchen Blut mit reger Fruchtbarkeit
So ſchmuͤckt, als fuͤllt; ſollt’ unſern Seelen
Es denn allein am Trieb’, auch ſich zu ſchmuͤcken, fehlen?
Und ſollten ſie allein auf Erden
Unfruchtbar ſeyn? Geliebte Menſchen, nein!
Laſſt uns zu dieſer Zeit nicht minder
Sie, ſchoͤn zu ſchmuͤcken, nicht allein,
Auch zu vermehren, ſorgſam werden!
Gedancken ſind der Seelen Kinder:
So laſſt die Seelen ſich bemuͤhn
Auch ſchoͤne Kinderchen zu ziehn.
Nun raͤumet mir vermuthlich ieder ein:
Daß Danck-Gedancken GOTT die liebſten Kinder ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/78>, abgerufen am 21.12.2024.
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