Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Primulae veris. Primulae veris und Aurikeln. Mein GOTT, es ist durch Deine Güte Der frohe Frühling wieder da. Dort steht die holde Primula, Sammt den Aurikelchen in voller Blüthe. Ach gieb, daß mein gerührt Gemüthe Nicht minder fruchtbar, als die Erde, Zu Deines Nahmens Ehren, werde! Gieb, daß mein Geist, wann ich mit Lust Des Frühlings erste Pracht besinge, Aus einer Dir geweihten Brust Die Erstlinge der Andacht bringe! Holdseligs Frühlings-Kind, dein zart und sanftes Wesen Hab' ich, zu Dessen Ruhm, der dich und alles macht, Zu meiner Lieder Zweck und Vorwurff, ietzt erlesen, Dein schönes Kleid, und deine bunte Pracht Kann, nach der langen Winter-Nacht, Aus deinen kleinen grünen Büschen, Die dich, wie du sie zierest, zieren; Nicht nur ein achtsam Auge rühren, Auch selber unsern Geist erfrischen. Dein fünffach Hertzen-förmig Blat, Das, recht im Mittel-Punct, ein Sonnen-Bildchen hat, Macht, daß ich auf mein Hertz auch die Gedancken lencke, Und wünsche, daß auch mir sich stets ins Hertze sencke Ein Strahl von jener ew'gen Sonne; So würd' es meiner frohen Seelen So gar am Vorschmack ew'ger Wonne, Schon hier auf dieser Welt, nicht fehlen. Dein
Primulae veris. Primulæ veris und Aurikeln. Mein GOTT, es iſt durch Deine Guͤte Der frohe Fruͤhling wieder da. Dort ſteht die holde Primula, Sammt den Aurikelchen in voller Bluͤthe. Ach gieb, daß mein geruͤhrt Gemuͤthe Nicht minder fruchtbar, als die Erde, Zu Deines Nahmens Ehren, werde! Gieb, daß mein Geiſt, wann ich mit Luſt Des Fruͤhlings erſte Pracht beſinge, Aus einer Dir geweihten Bruſt Die Erſtlinge der Andacht bringe! Holdſeligs Fruͤhlings-Kind, dein zart und ſanftes Weſen Hab’ ich, zu Deſſen Ruhm, der dich und alles macht, Zu meiner Lieder Zweck und Vorwurff, ietzt erleſen, Dein ſchoͤnes Kleid, und deine bunte Pracht Kann, nach der langen Winter-Nacht, Aus deinen kleinen gruͤnen Buͤſchen, Die dich, wie du ſie ziereſt, zieren; Nicht nur ein achtſam Auge ruͤhren, Auch ſelber unſern Geiſt erfriſchen. Dein fuͤnffach Hertzen-foͤrmig Blat, Das, recht im Mittel-Punct, ein Sonnen-Bildchen hat, Macht, daß ich auf mein Hertz auch die Gedancken lencke, Und wuͤnſche, daß auch mir ſich ſtets ins Hertze ſencke Ein Strahl von jener ew’gen Sonne; So wuͤrd’ es meiner frohen Seelen So gar am Vorſchmack ew’ger Wonne, Schon hier auf dieſer Welt, nicht fehlen. Dein
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Primulae veris.
Primulæ veris und Aurikeln.
Mein GOTT, es iſt durch Deine Guͤte
Der frohe Fruͤhling wieder da.
Dort ſteht die holde Primula,
Sammt den Aurikelchen in voller Bluͤthe.
Ach gieb, daß mein geruͤhrt Gemuͤthe
Nicht minder fruchtbar, als die Erde,
Zu Deines Nahmens Ehren, werde!
Gieb, daß mein Geiſt, wann ich mit Luſt
Des Fruͤhlings erſte Pracht beſinge,
Aus einer Dir geweihten Bruſt
Die Erſtlinge der Andacht bringe!
Holdſeligs Fruͤhlings-Kind, dein zart und ſanftes
Weſen
Hab’ ich, zu Deſſen Ruhm, der dich und alles macht,
Zu meiner Lieder Zweck und Vorwurff, ietzt erleſen,
Dein ſchoͤnes Kleid, und deine bunte Pracht
Kann, nach der langen Winter-Nacht,
Aus deinen kleinen gruͤnen Buͤſchen,
Die dich, wie du ſie ziereſt, zieren;
Nicht nur ein achtſam Auge ruͤhren,
Auch ſelber unſern Geiſt erfriſchen.
Dein fuͤnffach Hertzen-foͤrmig Blat,
Das, recht im Mittel-Punct, ein Sonnen-Bildchen hat,
Macht, daß ich auf mein Hertz auch die Gedancken lencke,
Und wuͤnſche, daß auch mir ſich ſtets ins Hertze ſencke
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