Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Schädliche Unachtsamkeit. Schädliche Unachtsamkeit. Hat etwan ein geschickter Künstler ein schönes Bild durch Kunst gemacht; Beschaut man solches ja, bewunderts, und, im betrachten, lobt man ihn. Mit den so herrlichen Geschöpfen, die selber GOTT her- vor gebracht, Ob sie gleich tausend mahl so schön, will niemand sich so viel bemühn. Mich deucht, ich find' in der Verachtung von GOttes Wer- cken, eine Spur Der durch den Stoltz in unserm Fall verdorbnen menschli- chen Natur. Wir raubten, stünd es nur bey uns, der ewgen Gottheit gern die Cron', Und setzten, voller Stoltz und Frevels, uns selber gern auf Seinen Thron. Es zeiget dieß verfahren klar, wie ungern wir der Seelen Krafft, Dem Schöpfer aller Welt zu Ehren, gebrauchen, und wie unschmackhaft Uns Seine Wunder-süsse Gaben, womit Er uns beschen- cket, sind. Er macht uns Freude, wir uns fühllos; Er macht uns se- hend, wir uns blind. Dadurch nun, daß die, bloß von Stoltz und Eitelkeit er- füllte, Brust, Durch aller ihrer Sinnen Thüren, von GOTTES Allmacht nichts empfindet; Raubt A a
Schaͤdliche Unachtſamkeit. Schaͤdliche Unachtſamkeit. Hat etwan ein geſchickter Kuͤnſtler ein ſchoͤnes Bild durch Kunſt gemacht; Beſchaut man ſolches ja, bewunderts, und, im betrachten, lobt man ihn. Mit den ſo herrlichen Geſchoͤpfen, die ſelber GOTT her- vor gebracht, Ob ſie gleich tauſend mahl ſo ſchoͤn, will niemand ſich ſo viel bemuͤhn. Mich deucht, ich find’ in der Verachtung von GOttes Wer- cken, eine Spur Der durch den Stoltz in unſerm Fall verdorbnen menſchli- chen Natur. Wir raubten, ſtuͤnd es nur bey uns, der ewgen Gottheit gern die Cron’, Und ſetzten, voller Stoltz und Frevels, uns ſelber gern auf Seinen Thron. Es zeiget dieß verfahren klar, wie ungern wir der Seelen Krafft, Dem Schoͤpfer aller Welt zu Ehren, gebrauchen, und wie unſchmackhaft Uns Seine Wunder-ſuͤſſe Gaben, womit Er uns beſchen- cket, ſind. Er macht uns Freude, wir uns fuͤhllos; Er macht uns ſe- hend, wir uns blind. Dadurch nun, daß die, bloß von Stoltz und Eitelkeit er- fuͤllte, Bruſt, Durch aller ihrer Sinnen Thuͤren, von GOTTES Allmacht nichts empfindet; Raubt A a
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Schaͤdliche Unachtſamkeit.
Schaͤdliche Unachtſamkeit.
Hat etwan ein geſchickter Kuͤnſtler ein ſchoͤnes Bild durch
Kunſt gemacht;
Beſchaut man ſolches ja, bewunderts, und, im betrachten,
lobt man ihn.
Mit den ſo herrlichen Geſchoͤpfen, die ſelber GOTT her-
vor gebracht,
Ob ſie gleich tauſend mahl ſo ſchoͤn, will niemand ſich ſo
viel bemuͤhn.
Mich deucht, ich find’ in der Verachtung von GOttes Wer-
cken, eine Spur
Der durch den Stoltz in unſerm Fall verdorbnen menſchli-
chen Natur.
Wir raubten, ſtuͤnd es nur bey uns, der ewgen Gottheit
gern die Cron’,
Und ſetzten, voller Stoltz und Frevels, uns ſelber gern auf
Seinen Thron.
Es zeiget dieß verfahren klar, wie ungern wir der Seelen
Krafft,
Dem Schoͤpfer aller Welt zu Ehren, gebrauchen, und wie
unſchmackhaft
Uns Seine Wunder-ſuͤſſe Gaben, womit Er uns beſchen-
cket, ſind.
Er macht uns Freude, wir uns fuͤhllos; Er macht uns ſe-
hend, wir uns blind.
Dadurch nun, daß die, bloß von Stoltz und Eitelkeit er-
fuͤllte, Bruſt,
Durch aller ihrer Sinnen Thuͤren, von GOTTES Allmacht
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Raubt
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