Wie? sieht man hier auf hohen Stangen Rubinen in den Lüfften hangen? So rieff ich, fast halb ausser mir, Als ich gantz unverhofft die rothe Zier Der gleichsam brennenden Blut-rothen Qwitzen-Beeren, Auf ihren Gipfeln, funckeln sah. Jch wuste kaum, wie mir geschah: Denn, ihre Glut noch zu vermehren, Fiel eben dazumahl Der hellen Sonnen Mittags-Strahl Auf ihr fast blendend Roth, das durch der Blätter Grün, Zumahl, wann selbiges beschattet, Als durch vertiefften Grund, noch mehr erhaben schien.
Jch danckte, durch der Augen Lust Zum Schöpfer aller Ding' empor geführet, Und durch das schöne Roth der schönen Frucht gerühret, Mit einer angeflammten Brust, Dem, Der nicht nur der Beeren holde Pracht, Und alle Ding' aus nichts gemacht; Der auch zugleich durch mein geschenckt Gesicht, Und durch das wunderbare Licht, Mich dafür sinnlich macht; ja gar mir Seelen-Augen, Die, daß er alles schafft, zu sehen taugen,
Aus
Die Qwitzen.
Die Qwitzen.
Wie? ſieht man hier auf hohen Stangen Rubinen in den Luͤfften hangen? So rieff ich, faſt halb auſſer mir, Als ich gantz unverhofft die rothe Zier Der gleichſam brennenden Blut-rothen Qwitzen-Beeren, Auf ihren Gipfeln, funckeln ſah. Jch wuſte kaum, wie mir geſchah: Denn, ihre Glut noch zu vermehren, Fiel eben dazumahl Der hellen Sonnen Mittags-Strahl Auf ihr faſt blendend Roth, das durch der Blaͤtter Gruͤn, Zumahl, wann ſelbiges beſchattet, Als durch vertiefften Grund, noch mehr erhaben ſchien.
Jch danckte, durch der Augen Luſt Zum Schoͤpfer aller Ding’ empor gefuͤhret, Und durch das ſchoͤne Roth der ſchoͤnen Frucht geruͤhret, Mit einer angeflammten Bruſt, Dem, Der nicht nur der Beeren holde Pracht, Und alle Ding’ aus nichts gemacht; Der auch zugleich durch mein geſchenckt Geſicht, Und durch das wunderbare Licht, Mich dafuͤr ſinnlich macht; ja gar mir Seelen-Augen, Die, daß er alles ſchafft, zu ſehen taugen,
Aus
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Die Qwitzen.
Die Qwitzen.
Wie? ſieht man hier auf hohen Stangen
Rubinen in den Luͤfften hangen?
So rieff ich, faſt halb auſſer mir,
Als ich gantz unverhofft die rothe Zier
Der gleichſam brennenden Blut-rothen Qwitzen-Beeren,
Auf ihren Gipfeln, funckeln ſah.
Jch wuſte kaum, wie mir geſchah:
Denn, ihre Glut noch zu vermehren,
Fiel eben dazumahl
Der hellen Sonnen Mittags-Strahl
Auf ihr faſt blendend Roth, das durch der Blaͤtter Gruͤn,
Zumahl, wann ſelbiges beſchattet,
Als durch vertiefften Grund, noch mehr erhaben ſchien.
Jch danckte, durch der Augen Luſt
Zum Schoͤpfer aller Ding’ empor gefuͤhret,
Und durch das ſchoͤne Roth der ſchoͤnen Frucht geruͤhret,
Mit einer angeflammten Bruſt,
Dem, Der nicht nur der Beeren holde Pracht,
Und alle Ding’ aus nichts gemacht;
Der auch zugleich durch mein geſchenckt Geſicht,
Und durch das wunderbare Licht,
Mich dafuͤr ſinnlich macht; ja gar mir Seelen-Augen,
Die, daß er alles ſchafft, zu ſehen taugen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/388>, abgerufen am 22.02.2025.
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