Des Mond-Scheins Schein im Wasser scheinet Demjenigen, der ihn allein, Und nicht gen Himmel schaut, Ein wirckliches Original zu seyn: Er ist es aber nicht.
Auf gleiche Weise scheint des Mondes wircklichs Licht Dem, der nicht weiter sieht, ein wesentlicher Schein: Er ist es aber nicht.
Wer weiß, ob auch so gar der Sonnen heller Strahl Nicht abermahl Ein ander Urbild hat, das uns noch unbekannt?
Ja wircklich scheint und kommet mir Jhr heller Lebens-Brand, Der aller Creatur Lust, Leben, Wärm' und Wonne, Wenn ich es recht erweg, nicht anders für, Als wär der Schöpfer selbst der Sonnen Sonne.
Als
Mond-Schein.
Mond-Schein.
Des Mond-Scheins Schein im Waſſer ſcheinet Demjenigen, der ihn allein, Und nicht gen Himmel ſchaut, Ein wirckliches Original zu ſeyn: Er iſt es aber nicht.
Auf gleiche Weiſe ſcheint des Mondes wircklichs Licht Dem, der nicht weiter ſieht, ein weſentlicher Schein: Er iſt es aber nicht.
Wer weiß, ob auch ſo gar der Sonnen heller Strahl Nicht abermahl Ein ander Urbild hat, das uns noch unbekannt?
Ja wircklich ſcheint und kommet mir Jhr heller Lebens-Brand, Der aller Creatur Luſt, Leben, Waͤrm’ und Wonne, Wenn ich es recht erweg, nicht anders fuͤr, Als waͤr der Schoͤpfer ſelbſt der Sonnen Sonne.
Als
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0384"n="352"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Mond-Schein.</hi></fw><lb/><divn="2"><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Mond-Schein.</hi></head><lb/><lgn="1"><l><hirendition="#in">D</hi>es Mond-Scheins Schein im Waſſer ſcheinet</l><lb/><l>Demjenigen, der ihn allein,</l><lb/><l>Und nicht gen Himmel ſchaut,</l><lb/><l>Ein wirckliches Original zu ſeyn:</l><lb/><l>Er iſt es aber nicht.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Auf gleiche Weiſe ſcheint des Mondes wircklichs Licht</l><lb/><l>Dem, der nicht weiter ſieht, ein weſentlicher Schein:</l><lb/><l>Er iſt es aber nicht.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Wer weiß, ob auch ſo gar der Sonnen heller Strahl</l><lb/><l>Nicht abermahl</l><lb/><l>Ein ander Urbild hat, das uns noch unbekannt?</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Ja wircklich ſcheint und kommet mir</l><lb/><l>Jhr heller Lebens-Brand,</l><lb/><l>Der aller Creatur Luſt, Leben, Waͤrm’ und Wonne,</l><lb/><l>Wenn ich es recht erweg, nicht anders fuͤr,</l><lb/><l>Als waͤr der Schoͤpfer ſelbſt der Sonnen Sonne.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Als</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[352/0384]
Mond-Schein.
Mond-Schein.
Des Mond-Scheins Schein im Waſſer ſcheinet
Demjenigen, der ihn allein,
Und nicht gen Himmel ſchaut,
Ein wirckliches Original zu ſeyn:
Er iſt es aber nicht.
Auf gleiche Weiſe ſcheint des Mondes wircklichs Licht
Dem, der nicht weiter ſieht, ein weſentlicher Schein:
Er iſt es aber nicht.
Wer weiß, ob auch ſo gar der Sonnen heller Strahl
Nicht abermahl
Ein ander Urbild hat, das uns noch unbekannt?
Ja wircklich ſcheint und kommet mir
Jhr heller Lebens-Brand,
Der aller Creatur Luſt, Leben, Waͤrm’ und Wonne,
Wenn ich es recht erweg, nicht anders fuͤr,
Als waͤr der Schoͤpfer ſelbſt der Sonnen Sonne.
Als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/384>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.