Jst etwan euer Geist beschweret und betrübet; So nehmet diesen Raht von einem an, Der aus Erfahrung sprechen kann, Daß er in Wiedrigkeit besondre Lindrung giebet.
Schliesst ein paar Augenblick die Augen-Lieder zu. Durch die Veränderung wird das Gemüth, Ob es sich gleich nicht gantz der Traurigkeit entzieht, Jn welcher es zu tieff versencket, Doch etwas von dem Weg der Schwermuth abgelencket, Und kommt aufs wenigste zum Anfang einer Ruh.
Hebt dann mit Langsamkeit die Augen wieder auf; So werden, sonderlich bey hellem Sonnen-Schein, Die Vorwürff der bestrahlten Erden (Die wir, wie herrlich sie gleich waren, und wie schön, Doch, durch den Mißbrauch unsrer Sinnen, Und durch Gewohnheit blind, vorhin nicht angesehn) Uns recht zu Freuden-Quellen werden: Da sie, indem sie uns durchs Aug' ins Hertze dringen, Zugleich ein lieblichs Gnaden-Bild Von dem, der sie gemacht, der alle Ding erfüllt, Von ihrem Schöpfer, mit sich bringen.
Dieß kann nun ohne Trost und Freude nicht geschehn, Weil die Erinnerung, den Schöpfer nah zu sehn,
Uns
Troſt in Traurigkeit.
Troſt in Traurigkeit.
Jſt etwan euer Geiſt beſchweret und betruͤbet; So nehmet dieſen Raht von einem an, Der aus Erfahrung ſprechen kann, Daß er in Wiedrigkeit beſondre Lindrung giebet.
Schlieſſt ein paar Augenblick die Augen-Lieder zu. Durch die Veraͤnderung wird das Gemuͤth, Ob es ſich gleich nicht gantz der Traurigkeit entzieht, Jn welcher es zu tieff verſencket, Doch etwas von dem Weg der Schwermuth abgelencket, Und kommt aufs wenigſte zum Anfang einer Ruh.
Hebt dann mit Langſamkeit die Augen wieder auf; So werden, ſonderlich bey hellem Sonnen-Schein, Die Vorwuͤrff der beſtrahlten Erden (Die wir, wie herrlich ſie gleich waren, und wie ſchoͤn, Doch, durch den Mißbrauch unſrer Sinnen, Und durch Gewohnheit blind, vorhin nicht angeſehn) Uns recht zu Freuden-Quellen werden: Da ſie, indem ſie uns durchs Aug’ ins Hertze dringen, Zugleich ein lieblichs Gnaden-Bild Von dem, der ſie gemacht, der alle Ding erfuͤllt, Von ihrem Schoͤpfer, mit ſich bringen.
Dieß kann nun ohne Troſt und Freude nicht geſchehn, Weil die Erinnerung, den Schoͤpfer nah zu ſehn,
Uns
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Troſt in Traurigkeit.
Troſt in Traurigkeit.
Jſt etwan euer Geiſt beſchweret und betruͤbet;
So nehmet dieſen Raht von einem an,
Der aus Erfahrung ſprechen kann,
Daß er in Wiedrigkeit beſondre Lindrung giebet.
Schlieſſt ein paar Augenblick die Augen-Lieder zu.
Durch die Veraͤnderung wird das Gemuͤth,
Ob es ſich gleich nicht gantz der Traurigkeit entzieht,
Jn welcher es zu tieff verſencket,
Doch etwas von dem Weg der Schwermuth abgelencket,
Und kommt aufs wenigſte zum Anfang einer Ruh.
Hebt dann mit Langſamkeit die Augen wieder auf;
So werden, ſonderlich bey hellem Sonnen-Schein,
Die Vorwuͤrff der beſtrahlten Erden
(Die wir, wie herrlich ſie gleich waren, und wie ſchoͤn,
Doch, durch den Mißbrauch unſrer Sinnen,
Und durch Gewohnheit blind, vorhin nicht angeſehn)
Uns recht zu Freuden-Quellen werden:
Da ſie, indem ſie uns durchs Aug’ ins Hertze dringen,
Zugleich ein lieblichs Gnaden-Bild
Von dem, der ſie gemacht, der alle Ding erfuͤllt,
Von ihrem Schoͤpfer, mit ſich bringen.
Dieß kann nun ohne Troſt und Freude nicht geſchehn,
Weil die Erinnerung, den Schoͤpfer nah zu ſehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/367>, abgerufen am 22.02.2025.
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