Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die Wunder-reiche Erfindung. Die Wunder-reiche Erfindung. Auf, auf, mein Geist, auf, auf! versammle deine Kräffte Und folge williglich dem ietzt verspürten Zug! Bereite dich zu einem hohen Flug! Es reitzt und leitet dich ein wichtiges Geschäffte Zu einer nie betretnen Bahn. Es wird dir eine Thür zum Himmel aufgethan; Ein Abgrund aufgedeckt, der allen unsichtbar: Und welchen keinem Witz, bishero zu entriegeln, Noch die Geheimnisse derselben zu entsiegeln, Von allen Sterblichen bisher vergönnet war. Hier, deucht mich, hör' ich dich, mein Leser, billig fragen: Wo ist dieß Wunder denn? Wolan! ich will dirs sagen. Von unsers Schöpfers Gröss' und Wunder mehr zu fassen, Und Seiner Wercke Meng' noch tieffer einzusehn, Als von der Menschheit sonst geschehn, Hat Er die Menschheit wehrt geachtet, Und, vor nicht gar zu langer Zeit, Ein Fern- und Grössrungs-Glas erfinden lassen. Damit Sein' Allmacht, Lieb' und weise Herrlichkeit Würd' ehrerbietiger und mehr annoch betrachtet. Dieß ist wahrhaftig wehrt, ja nicht nur wehrt allein Von Ehr-Furcht ausser sich dadurch gesetzt zu seyn; Die grösste Schuldigkeit erforderts, zu erwegen, Welch ein Geheimniß-voller Segen Jn diesem Werck-Zeug steckt, So uns des Schöpfers Huld, kein Ungefehr, entdeckt. Jn
Die Wunder-reiche Erfindung. Die Wunder-reiche Erfindung. Auf, auf, mein Geiſt, auf, auf! verſammle deine Kraͤffte Und folge williglich dem ietzt verſpuͤrten Zug! Bereite dich zu einem hohen Flug! Es reitzt und leitet dich ein wichtiges Geſchaͤffte Zu einer nie betretnen Bahn. Es wird dir eine Thuͤr zum Himmel aufgethan; Ein Abgrund aufgedeckt, der allen unſichtbar: Und welchen keinem Witz, bishero zu entriegeln, Noch die Geheimniſſe derſelben zu entſiegeln, Von allen Sterblichen bisher vergoͤnnet war. Hier, deucht mich, hoͤr’ ich dich, mein Leſer, billig fragen: Wo iſt dieß Wunder denn? Wolan! ich will dirs ſagen. Von unſers Schoͤpfers Groͤſſ’ und Wunder mehr zu faſſen, Und Seiner Wercke Meng’ noch tieffer einzuſehn, Als von der Menſchheit ſonſt geſchehn, Hat Er die Menſchheit wehrt geachtet, Und, vor nicht gar zu langer Zeit, Ein Fern- und Groͤſſrungs-Glas erfinden laſſen. Damit Sein’ Allmacht, Lieb’ und weiſe Herrlichkeit Wuͤrd’ ehrerbietiger und mehr annoch betrachtet. Dieß iſt wahrhaftig wehrt, ja nicht nur wehrt allein Von Ehr-Furcht auſſer ſich dadurch geſetzt zu ſeyn; Die groͤſſte Schuldigkeit erforderts, zu erwegen, Welch ein Geheimniß-voller Segen Jn dieſem Werck-Zeug ſteckt, So uns des Schoͤpfers Huld, kein Ungefehr, entdeckt. Jn
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Die Wunder-reiche Erfindung.
Die Wunder-reiche Erfindung.
Auf, auf, mein Geiſt, auf, auf! verſammle deine Kraͤffte
Und folge williglich dem ietzt verſpuͤrten Zug!
Bereite dich zu einem hohen Flug!
Es reitzt und leitet dich ein wichtiges Geſchaͤffte
Zu einer nie betretnen Bahn.
Es wird dir eine Thuͤr zum Himmel aufgethan;
Ein Abgrund aufgedeckt, der allen unſichtbar:
Und welchen keinem Witz, bishero zu entriegeln,
Noch die Geheimniſſe derſelben zu entſiegeln,
Von allen Sterblichen bisher vergoͤnnet war.
Hier, deucht mich, hoͤr’ ich dich, mein Leſer, billig fragen:
Wo iſt dieß Wunder denn? Wolan! ich will dirs ſagen.
Von unſers Schoͤpfers Groͤſſ’ und Wunder mehr zu
faſſen,
Und Seiner Wercke Meng’ noch tieffer einzuſehn,
Als von der Menſchheit ſonſt geſchehn,
Hat Er die Menſchheit wehrt geachtet,
Und, vor nicht gar zu langer Zeit,
Ein Fern- und Groͤſſrungs-Glas erfinden laſſen.
Damit Sein’ Allmacht, Lieb’ und weiſe Herrlichkeit
Wuͤrd’ ehrerbietiger und mehr annoch betrachtet.
Dieß iſt wahrhaftig wehrt, ja nicht nur wehrt allein
Von Ehr-Furcht auſſer ſich dadurch geſetzt zu ſeyn;
Die groͤſſte Schuldigkeit erforderts, zu erwegen,
Welch ein Geheimniß-voller Segen
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