Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Einige aus dem Englischen Früchte. Bishero haben wir die Erde bloß allein Als eine Wies' und Bluhmen-Garten, Mit vieler Anmuth, angesehn. Runmehro zeigt sie sich nicht minder schön, Als einen Hof voll Bäum' und Früchte mancher Arten, Die nicht so gleich (o neues Wunder-Werck, So würdig, daß ich es mit Ehr-Furcht merck!) Nein, allgemach und Wechsels-weis' entstehn. Jch sehe solchen Baum, von welchem ieder Ast Gebogen und gekrümmt, durch seiner Früchte Last. Und deren liebliches Gepränge, Mit frohen Blicken, durch Geruch und Farb', entdecken, Wie niedlich säurlich süß die Früchte, deren Menge Nicht zehlbar, werden schmecken. Mich deucht, es sprech durch seiner Früchte Zier Ein solcher Baum zu mir: Erkenne doch in meiner Pracht, Wie groß die Güte, Macht und Majestät Desjenigen, der mich für dich gemacht. Jch bin ja nicht für Jhn so reich, auch nicht für mich, Jhm fehlet nichts, und ich Kann das, was Er mir gab, nicht brauchen. Laß Jhm zu Ehren denn dein Andachts-Opfer rauchen. Und pflücke meine Last: danck' Jhm mit froher Brust, Und, weil Er mich gemacht zum Werck-Zeug deiner Lust; So werde du für mich, zu dieser frohen Zeit, Ein Werck-Zeug meiner Danckbarkeit. Es
Einige aus dem Engliſchen Fruͤchte. Bishero haben wir die Erde bloß allein Als eine Wieſ’ und Bluhmen-Garten, Mit vieler Anmuth, angeſehn. Runmehro zeigt ſie ſich nicht minder ſchoͤn, Als einen Hof voll Baͤum’ und Fruͤchte mancher Arten, Die nicht ſo gleich (o neues Wunder-Werck, So wuͤrdig, daß ich es mit Ehr-Furcht merck!) Nein, allgemach und Wechſels-weiſ’ entſtehn. Jch ſehe ſolchen Baum, von welchem ieder Aſt Gebogen und gekruͤmmt, durch ſeiner Fruͤchte Laſt. Und deren liebliches Gepraͤnge, Mit frohen Blicken, durch Geruch und Farb’, entdecken, Wie niedlich ſaͤurlich ſuͤß die Fruͤchte, deren Menge Nicht zehlbar, werden ſchmecken. Mich deucht, es ſprech durch ſeiner Fruͤchte Zier Ein ſolcher Baum zu mir: Erkenne doch in meiner Pracht, Wie groß die Guͤte, Macht und Majeſtaͤt Desjenigen, der mich fuͤr dich gemacht. Jch bin ja nicht fuͤr Jhn ſo reich, auch nicht fuͤr mich, Jhm fehlet nichts, und ich Kann das, was Er mir gab, nicht brauchen. Laß Jhm zu Ehren denn dein Andachts-Opfer rauchen. Und pfluͤcke meine Laſt: danck’ Jhm mit froher Bruſt, Und, weil Er mich gemacht zum Werck-Zeug deiner Luſt; So werde du fuͤr mich, zu dieſer frohen Zeit, Ein Werck-Zeug meiner Danckbarkeit. Es
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Einige aus dem Engliſchen
Fruͤchte.
Bishero haben wir die Erde bloß allein
Als eine Wieſ’ und Bluhmen-Garten,
Mit vieler Anmuth, angeſehn.
Runmehro zeigt ſie ſich nicht minder ſchoͤn,
Als einen Hof voll Baͤum’ und Fruͤchte mancher Arten,
Die nicht ſo gleich (o neues Wunder-Werck,
So wuͤrdig, daß ich es mit Ehr-Furcht merck!)
Nein, allgemach und Wechſels-weiſ’ entſtehn.
Jch ſehe ſolchen Baum, von welchem ieder Aſt
Gebogen und gekruͤmmt, durch ſeiner Fruͤchte Laſt.
Und deren liebliches Gepraͤnge,
Mit frohen Blicken, durch Geruch und Farb’, entdecken,
Wie niedlich ſaͤurlich ſuͤß die Fruͤchte, deren Menge
Nicht zehlbar, werden ſchmecken.
Mich deucht, es ſprech durch ſeiner Fruͤchte Zier
Ein ſolcher Baum zu mir:
Erkenne doch in meiner Pracht,
Wie groß die Guͤte, Macht und Majeſtaͤt
Desjenigen, der mich fuͤr dich gemacht.
Jch bin ja nicht fuͤr Jhn ſo reich, auch nicht fuͤr mich,
Jhm fehlet nichts, und ich
Kann das, was Er mir gab, nicht brauchen.
Laß Jhm zu Ehren denn dein Andachts-Opfer rauchen.
Und pfluͤcke meine Laſt: danck’ Jhm mit froher Bruſt,
Und, weil Er mich gemacht zum Werck-Zeug deiner Luſt;
So werde du fuͤr mich, zu dieſer frohen Zeit,
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Es
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