Wie herrlich mahlt die bildende Natur! Wie zierlich zeichnet sie so mancherley Figur! Wie lieblich stellt sie uns, in bunter Harmonie, Die schönste Landschaft vor, voll Thäler, Berg' und Wälder; Hier Flüsse wie Crystall, dort Aehren-reiche Felder; Bald Bäche voller Fisch' und Wiesen voller Vieh! Das Mahl-Werck ist so schön, so schön die Schilderey, Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte; Man, halb erstaunt, fast dencken solte, Daß es ein würcklich Stück vom Paradiese sey.
Doch sieht so mancher Mensch dieß schöne Mahl-Werck an Wie S[..] Denners Bild, das man Ein würcklich Wunder heissen kann, Und welches recht, als wenn es lebt' und spräche, ließ.
Denn, wie wir an zu lauschen fingen, Was er doch immer würde bringen Zu dieses grossen Meisters Ehr; So sagt er anders nichts als dieß: Ey! Ey! wo kriegen sie den schönen Firniß her?
Traum-
Mahl-Werck.
Mahl-Werck.
Wie herrlich mahlt die bildende Natur! Wie zierlich zeichnet ſie ſo mancherley Figur! Wie lieblich ſtellt ſie uns, in bunter Harmonie, Die ſchoͤnſte Landſchaft vor, voll Thaͤler, Berg’ und Waͤlder; Hier Fluͤſſe wie Cryſtall, dort Aehren-reiche Felder; Bald Baͤche voller Fiſch’ und Wieſen voller Vieh! Das Mahl-Werck iſt ſo ſchoͤn, ſo ſchoͤn die Schilderey, Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte; Man, halb erſtaunt, faſt dencken ſolte, Daß es ein wuͤrcklich Stuͤck vom Paradieſe ſey.
Doch ſieht ſo mancher Menſch dieß ſchoͤne Mahl-Werck an Wie S[‥] Denners Bild, das man Ein wuͤrcklich Wunder heiſſen kann, Und welches recht, als wenn es lebt’ und ſpraͤche, ließ.
Denn, wie wir an zu lauſchen fingen, Was er doch immer wuͤrde bringen Zu dieſes groſſen Meiſters Ehr; So ſagt er anders nichts als dieß: Ey! Ey! wo kriegen ſie den ſchoͤnen Firniß her?
Traum-
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Mahl-Werck.
Mahl-Werck.
Wie herrlich mahlt die bildende Natur!
Wie zierlich zeichnet ſie ſo mancherley Figur!
Wie lieblich ſtellt ſie uns, in bunter Harmonie,
Die ſchoͤnſte Landſchaft vor, voll Thaͤler, Berg’ und Waͤlder;
Hier Fluͤſſe wie Cryſtall, dort Aehren-reiche Felder;
Bald Baͤche voller Fiſch’ und Wieſen voller Vieh!
Das Mahl-Werck iſt ſo ſchoͤn, ſo ſchoͤn die Schilderey,
Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte;
Man, halb erſtaunt, faſt dencken ſolte,
Daß es ein wuͤrcklich Stuͤck vom Paradieſe ſey.
Doch ſieht ſo mancher Menſch dieß ſchoͤne Mahl-Werck an
Wie S‥ Denners Bild, das man
Ein wuͤrcklich Wunder heiſſen kann,
Und welches recht, als wenn es lebt’ und ſpraͤche, ließ.
Denn, wie wir an zu lauſchen fingen,
Was er doch immer wuͤrde bringen
Zu dieſes groſſen Meiſters Ehr;
So ſagt er anders nichts als dieß:
Ey! Ey! wo kriegen ſie den ſchoͤnen Firniß her?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/223>, abgerufen am 22.02.2025.
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