Gedancken über einen Hof voll Feder- Vieh, absonderlich über die Schönheit des Pfauen, bey Gelegenheit, als mir eine Rus- sische, Türckische und Grönländische Gans geschencket worden.
Brosser Schöpfer, ich verspüre, Wie hier dieser fremden Thiere Unterschiedene Gestalt, Mit [ver]gnüglicher Gewalt, Mein Gemüth aufs neue rühre. Hier erblick ich abermahl, Wie die Wercke Deiner Hände Sonder Grentzen, Ziel und Ende, Ohne Masse, sonder Zahl.
Jede Landschaft bringt nicht nur, Von so mancherley Figur Farb' und Arten, manches Thier, Uns allein zum Nutz, herfür; Sondern in derselben Zier Sollen wir, Wie die Creatur so schön, Unserm GOTT zu Ehren, sehn.
Wer einen Hof voll Feder-Vieh Mit aufgeräumt betrachtendem Gemüth, Und aufgeklährten Sinnen, sieht, Ergetzet sich mit Recht, erstaunt, bewundert sie.
Wie
L
Gedancken uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Gedancken uͤber einen Hof voll Feder- Vieh, abſonderlich uͤber die Schoͤnheit des Pfauen, bey Gelegenheit, als mir eine Ruſ- ſiſche, Tuͤrckiſche und Groͤnlaͤndiſche Gans geſchencket worden.
Broſſer Schoͤpfer, ich verſpuͤre, Wie hier dieſer fremden Thiere Unterſchiedene Geſtalt, Mit [ver]gnuͤglicher Gewalt, Mein Gemuͤth aufs neue ruͤhre. Hier erblick ich abermahl, Wie die Wercke Deiner Haͤnde Sonder Grentzen, Ziel und Ende, Ohne Maſſe, ſonder Zahl.
Jede Landſchaft bringt nicht nur, Von ſo mancherley Figur Farb’ und Arten, manches Thier, Uns allein zum Nutz, herfuͤr; Sondern in derſelben Zier Sollen wir, Wie die Creatur ſo ſchoͤn, Unſerm GOTT zu Ehren, ſehn.
Wer einen Hof voll Feder-Vieh Mit aufgeraͤumt betrachtendem Gemuͤth, Und aufgeklaͤhrten Sinnen, ſieht, Ergetzet ſich mit Recht, erſtaunt, bewundert ſie.
Wie
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Gedancken uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Gedancken uͤber einen Hof voll Feder-
Vieh, abſonderlich uͤber die Schoͤnheit des
Pfauen, bey Gelegenheit, als mir eine Ruſ-
ſiſche, Tuͤrckiſche und Groͤnlaͤndiſche Gans
geſchencket worden.
Broſſer Schoͤpfer, ich verſpuͤre,
Wie hier dieſer fremden Thiere
Unterſchiedene Geſtalt,
Mit vergnuͤglicher Gewalt,
Mein Gemuͤth aufs neue ruͤhre.
Hier erblick ich abermahl,
Wie die Wercke Deiner Haͤnde
Sonder Grentzen, Ziel und Ende,
Ohne Maſſe, ſonder Zahl.
Jede Landſchaft bringt nicht nur,
Von ſo mancherley Figur
Farb’ und Arten, manches Thier,
Uns allein zum Nutz, herfuͤr;
Sondern in derſelben Zier
Sollen wir,
Wie die Creatur ſo ſchoͤn,
Unſerm GOTT zu Ehren, ſehn.
Wer einen Hof voll Feder-Vieh
Mit aufgeraͤumt betrachtendem Gemuͤth,
Und aufgeklaͤhrten Sinnen, ſieht,
Ergetzet ſich mit Recht, erſtaunt, bewundert ſie.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/193>, abgerufen am 03.07.2024.
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