Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Fabel. Fabel. Hans war ein feines Kind, und eines Königs Sohn, Den man, damit sein Geist des Vaters Cron' und Thron, Durch einen Gegensatz, noch höher achten mögte, Und daß er ja sein Glück um desto mehr bedächte, Jn einem schlechten Dorff' hatt' auferziehen lassen. Damit er alles nun auf einmahl mögte fassen, Hieß sein Herr Vater einst den Hof sich herrlich schmücken; Ließ alles in geheim üm Hansens Hütte rücken. Es stand nunmehr der Hof, nach erst vergangner Nacht, Jn seiner höchsten Pracht: Von Silber, Gold, Rubin und andern Edelsteinen War ein gefärbter Glantz, und ein fast blendend scheinen So hell als allgemein. Ein schimmernd blitzend Licht Bestrahlte Hertz und Brust, Erfüllte das Gesicht Mit Anmuth und mit Lust. Hans öffnete sogleich die starren Augen-Lieder, Und sprach: Ey das ist schön! Und damit kehrt' er wieder, Und setzte ruhig sich in seiner Hütten nieder. Der Hans ist ieder Mensch, der aller Himmel Pracht, Der Sonnen Wunder-Licht, und, bey gestirnter Nacht, Die ungezehlte Zahl der Sonnen in den Sternen Erstaunet nicht beschaut, und Den, der sie gemacht, Jn seiner Lust nicht will bewundern lernen. Aen- K 5
Fabel. Fabel. Hans war ein feines Kind, und eines Koͤnigs Sohn, Den man, damit ſein Geiſt des Vaters Cron’ und Thron, Durch einen Gegenſatz, noch hoͤher achten moͤgte, Und daß er ja ſein Gluͤck um deſto mehr bedaͤchte, Jn einem ſchlechten Dorff’ hatt’ auferziehen laſſen. Damit er alles nun auf einmahl moͤgte faſſen, Hieß ſein Herr Vater einſt den Hof ſich herrlich ſchmuͤcken; Ließ alles in geheim uͤm Hanſens Huͤtte ruͤcken. Es ſtand nunmehr der Hof, nach erſt vergangner Nacht, Jn ſeiner hoͤchſten Pracht: Von Silber, Gold, Rubin und andern Edelſteinen War ein gefaͤrbter Glantz, und ein faſt blendend ſcheinen So hell als allgemein. Ein ſchimmernd blitzend Licht Beſtrahlte Hertz und Bruſt, Erfuͤllte das Geſicht Mit Anmuth und mit Luſt. Hans oͤffnete ſogleich die ſtarren Augen-Lieder, Und ſprach: Ey das iſt ſchoͤn! Und damit kehrt’ er wieder, Und ſetzte ruhig ſich in ſeiner Huͤtten nieder. Der Hans iſt ieder Menſch, der aller Himmel Pracht, Der Sonnen Wunder-Licht, und, bey geſtirnter Nacht, Die ungezehlte Zahl der Sonnen in den Sternen Erſtaunet nicht beſchaut, und Den, der ſie gemacht, Jn ſeiner Luſt nicht will bewundern lernen. Aen- K 5
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Fabel.
Fabel.
Hans war ein feines Kind, und eines Koͤnigs Sohn,
Den man, damit ſein Geiſt des Vaters Cron’ und
Thron,
Durch einen Gegenſatz, noch hoͤher achten moͤgte,
Und daß er ja ſein Gluͤck um deſto mehr bedaͤchte,
Jn einem ſchlechten Dorff’ hatt’ auferziehen laſſen.
Damit er alles nun auf einmahl moͤgte faſſen,
Hieß ſein Herr Vater einſt den Hof ſich herrlich ſchmuͤcken;
Ließ alles in geheim uͤm Hanſens Huͤtte ruͤcken.
Es ſtand nunmehr der Hof, nach erſt vergangner Nacht,
Jn ſeiner hoͤchſten Pracht:
Von Silber, Gold, Rubin und andern Edelſteinen
War ein gefaͤrbter Glantz, und ein faſt blendend ſcheinen
So hell als allgemein. Ein ſchimmernd blitzend Licht
Beſtrahlte Hertz und Bruſt,
Erfuͤllte das Geſicht
Mit Anmuth und mit Luſt.
Hans oͤffnete ſogleich die ſtarren Augen-Lieder,
Und ſprach: Ey das iſt ſchoͤn! Und damit kehrt’ er wieder,
Und ſetzte ruhig ſich in ſeiner Huͤtten nieder.
Der Hans iſt ieder Menſch, der aller Himmel Pracht,
Der Sonnen Wunder-Licht, und, bey geſtirnter Nacht,
Die ungezehlte Zahl der Sonnen in den Sternen
Erſtaunet nicht beſchaut, und Den, der ſie gemacht,
Jn ſeiner Luſt nicht will bewundern lernen.
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