Jch fühle Dich in mir, Unendlich Starcke Macht, Die allenthalben ist, und überall regieret, Dich, der den Schmuck der Welt und aller Himmel Pracht Belebet, und von Jhr die Harmonie formiret. O HERR! durch den das Licht des Tages und der Nacht Jm Zeiten-Creysse sich zum erstenmal beweget, O Geist! der unsern Geist Dein Bildnis eingepräget. Du Ursprung, Vater, Quell und Meister der Natur! Zeig uns von ihres Gangs Gesetzen doch die Spur! Erfüll und mach uns doch das grosse Werck bekannt, Das durch Dein Wort allein entstand.
Wo in dem schönen Zweck, den ich mir auserlesen, Wodurch ich recht entflammt bin und entbrannt, Da Fleiß und Einsamkeit mein' einz'ge Lust gewesen; Wo, sag' ich, fern von eitler Triebe Tand, Die Sorg, o HERR! von Dir Erkentniß zu bekommen, Die Seele mir hat eingenommen; So sey dem Vorsatz doch geneigt, Wodurch so wol Verstand als Sinnen Ein freyes Licht gesuchet zu gewinnen! Mach einen neuen Weg, wodurch man aufwerts steigt, Mir doch anitzt bekannt! Sey günstig meinem Flehn, Und mache, daß durch Wissenschafft und Klarheit Der Creatur, ich könne gehn Zu der vollkommnen ew'gen Wahrheit. Die uns die Schrifft giebt zu verstehn!
Dieß
Von GOTT.
Von GOTT.
Jch fuͤhle Dich in mir, Unendlich Starcke Macht, Die allenthalben iſt, und uͤberall regieret, Dich, der den Schmuck der Welt und aller Himmel Pracht Belebet, und von Jhr die Harmonie formiret. O HERR! durch den das Licht des Tages und der Nacht Jm Zeiten-Creyſſe ſich zum erſtenmal beweget, O Geiſt! der unſern Geiſt Dein Bildnis eingepraͤget. Du Urſprung, Vater, Quell und Meiſter der Natur! Zeig uns von ihres Gangs Geſetzen doch die Spur! Erfuͤll und mach uns doch das groſſe Werck bekannt, Das durch Dein Wort allein entſtand.
Wo in dem ſchoͤnen Zweck, den ich mir auserleſen, Wodurch ich recht entflammt bin und entbrannt, Da Fleiß und Einſamkeit mein’ einz’ge Luſt geweſen; Wo, ſag’ ich, fern von eitler Triebe Tand, Die Sorg, o HERR! von Dir Erkentniß zu bekommen, Die Seele mir hat eingenommen; So ſey dem Vorſatz doch geneigt, Wodurch ſo wol Verſtand als Sinnen Ein freyes Licht geſuchet zu gewinnen! Mach einen neuen Weg, wodurch man aufwerts ſteigt, Mir doch anitzt bekannt! Sey guͤnſtig meinem Flehn, Und mache, daß durch Wiſſenſchafft und Klarheit Der Creatur, ich koͤnne gehn Zu der vollkommnen ew’gen Wahrheit. Die uns die Schrifft giebt zu verſtehn!
Dieß
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Von GOTT.
Von GOTT.
Jch fuͤhle Dich in mir, Unendlich Starcke Macht,
Die allenthalben iſt, und uͤberall regieret,
Dich, der den Schmuck der Welt und aller Himmel Pracht
Belebet, und von Jhr die Harmonie formiret.
O HERR! durch den das Licht des Tages und der Nacht
Jm Zeiten-Creyſſe ſich zum erſtenmal beweget,
O Geiſt! der unſern Geiſt Dein Bildnis eingepraͤget.
Du Urſprung, Vater, Quell und Meiſter der Natur!
Zeig uns von ihres Gangs Geſetzen doch die Spur!
Erfuͤll und mach uns doch das groſſe Werck bekannt,
Das durch Dein Wort allein entſtand.
Wo in dem ſchoͤnen Zweck, den ich mir auserleſen,
Wodurch ich recht entflammt bin und entbrannt,
Da Fleiß und Einſamkeit mein’ einz’ge Luſt geweſen;
Wo, ſag’ ich, fern von eitler Triebe Tand,
Die Sorg, o HERR! von Dir Erkentniß zu bekommen,
Die Seele mir hat eingenommen;
So ſey dem Vorſatz doch geneigt,
Wodurch ſo wol Verſtand als Sinnen
Ein freyes Licht geſuchet zu gewinnen!
Mach einen neuen Weg, wodurch man aufwerts ſteigt,
Mir doch anitzt bekannt! Sey guͤnſtig meinem Flehn,
Und mache, daß durch Wiſſenſchafft und Klarheit
Der Creatur, ich koͤnne gehn
Zu der vollkommnen ew’gen Wahrheit.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/75>, abgerufen am 22.02.2025.
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