Wann draussen die erstarrte Welt Mit scharffem Frost, der dunckle Winter schrecket, Wenn schroffes Eis das harte Feld Mit rauhen Schollen drückt und decket; Vergönnet mir des Schöpffers Güte, Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemüthe, Jch ein vergnüglich Feur, in meinem Zimmer, Den wärmenden Camin mit Lust erleuchten seh. Es steigt der regen Flammen Schimmer Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Höh; Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verspüret, Jch Freuden-voll erquickt werd' und gerühret. Jch sehe die getheilten Spitzen, Um für den scharffen Frost mich gleichsam zu beschützen Mit reger Aemsigkeit sich aufwerts schwingen. Jch fühle durch die starre Brust Ein sanfftes Wohl, und eine laue Lust Jn meinen gantzen Cörper dringen, Und, was durch Kälte starr, erfrischen. Jch hör' ein muntres Rauschen, Zischen, Ein durch die schnelle Loh erregtes Schallen, Mit offtmahls unterbrochnen Knallen, Der in dem Holtz verschränckt- und schnell befreyten Lufft, Wodurch, bald hier bald dort, gesprengte Funcken fliegen. Jch rieche den gesunden Dufft Der fetten Fichten mit Vergnügen. Es schmeckt bey dieser Zeit das holde Kraut, der Thee,
Den
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Winter-Vergnuͤgen im Zimmer.
Wann drauſſen die erſtarrte Welt Mit ſcharffem Froſt, der dunckle Winter ſchrecket, Wenn ſchroffes Eis das harte Feld Mit rauhen Schollen druͤckt und decket; Vergoͤnnet mir des Schoͤpffers Guͤte, Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemuͤthe, Jch ein vergnuͤglich Feur, in meinem Zimmer, Den waͤrmenden Camin mit Luſt erleuchten ſeh. Es ſteigt der regen Flammen Schimmer Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Hoͤh; Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verſpuͤret, Jch Freuden-voll erquickt werd’ und geruͤhret. Jch ſehe die getheilten Spitzen, Um fuͤr den ſcharffen Froſt mich gleichſam zu beſchuͤtzen Mit reger Aemſigkeit ſich aufwerts ſchwingen. Jch fuͤhle durch die ſtarre Bruſt Ein ſanfftes Wohl, und eine laue Luſt Jn meinen gantzen Coͤrper dringen, Und, was durch Kaͤlte ſtarr, erfriſchen. Jch hoͤr’ ein muntres Rauſchen, Ziſchen, Ein durch die ſchnelle Loh erregtes Schallen, Mit offtmahls unterbrochnen Knallen, Der in dem Holtz verſchraͤnckt- und ſchnell befreyten Lufft, Wodurch, bald hier bald dort, geſprengte Funcken fliegen. Jch rieche den geſunden Dufft Der fetten Fichten mit Vergnuͤgen. Es ſchmeckt bey dieſer Zeit das holde Kraut, der Thee,
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Winter-Vergnuͤgen
im Zimmer.
Wann drauſſen die erſtarrte Welt
Mit ſcharffem Froſt, der dunckle Winter ſchrecket,
Wenn ſchroffes Eis das harte Feld
Mit rauhen Schollen druͤckt und decket;
Vergoͤnnet mir des Schoͤpffers Guͤte,
Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemuͤthe,
Jch ein vergnuͤglich Feur, in meinem Zimmer,
Den waͤrmenden Camin mit Luſt erleuchten ſeh.
Es ſteigt der regen Flammen Schimmer
Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Hoͤh;
Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verſpuͤret,
Jch Freuden-voll erquickt werd’ und geruͤhret.
Jch ſehe die getheilten Spitzen,
Um fuͤr den ſcharffen Froſt mich gleichſam zu beſchuͤtzen
Mit reger Aemſigkeit ſich aufwerts ſchwingen.
Jch fuͤhle durch die ſtarre Bruſt
Ein ſanfftes Wohl, und eine laue Luſt
Jn meinen gantzen Coͤrper dringen,
Und, was durch Kaͤlte ſtarr, erfriſchen.
Jch hoͤr’ ein muntres Rauſchen, Ziſchen,
Ein durch die ſchnelle Loh erregtes Schallen,
Mit offtmahls unterbrochnen Knallen,
Der in dem Holtz verſchraͤnckt- und ſchnell befreyten Lufft,
Wodurch, bald hier bald dort, geſprengte Funcken fliegen.
Jch rieche den geſunden Dufft
Der fetten Fichten mit Vergnuͤgen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/655>, abgerufen am 22.02.2025.
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