Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Winter-Vergnügen
im Zimmer.
Wann draussen die erstarrte Welt
Mit scharffem Frost, der dunckle Winter schrecket,
Wenn schroffes Eis das harte Feld
Mit rauhen Schollen drückt und decket;
Vergönnet mir des Schöpffers Güte,
Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemüthe,
Jch ein vergnüglich Feur, in meinem Zimmer,
Den wärmenden Camin mit Lust erleuchten seh.
Es steigt der regen Flammen Schimmer
Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Höh;
Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verspüret,
Jch Freuden-voll erquickt werd' und gerühret.
Jch sehe die getheilten Spitzen,
Um für den scharffen Frost mich gleichsam zu beschützen
Mit reger Aemsigkeit sich aufwerts schwingen.
Jch fühle durch die starre Brust
Ein sanfftes Wohl, und eine laue Lust
Jn meinen gantzen Cörper dringen,
Und, was durch Kälte starr, erfrischen.
Jch hör' ein muntres Rauschen, Zischen,
Ein durch die schnelle Loh erregtes Schallen,
Mit offtmahls unterbrochnen Knallen,
Der in dem Holtz verschränckt- und schnell befreyten Lufft,
Wodurch, bald hier bald dort, gesprengte Funcken fliegen.
Jch rieche den gesunden Dufft
Der fetten Fichten mit Vergnügen.
Es schmeckt bey dieser Zeit das holde Kraut, der Thee,
Den
R r
Winter-Vergnuͤgen
im Zimmer.
Wann drauſſen die erſtarrte Welt
Mit ſcharffem Froſt, der dunckle Winter ſchrecket,
Wenn ſchroffes Eis das harte Feld
Mit rauhen Schollen druͤckt und decket;
Vergoͤnnet mir des Schoͤpffers Guͤte,
Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemuͤthe,
Jch ein vergnuͤglich Feur, in meinem Zimmer,
Den waͤrmenden Camin mit Luſt erleuchten ſeh.
Es ſteigt der regen Flammen Schimmer
Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Hoͤh;
Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verſpuͤret,
Jch Freuden-voll erquickt werd’ und geruͤhret.
Jch ſehe die getheilten Spitzen,
Um fuͤr den ſcharffen Froſt mich gleichſam zu beſchuͤtzen
Mit reger Aemſigkeit ſich aufwerts ſchwingen.
Jch fuͤhle durch die ſtarre Bruſt
Ein ſanfftes Wohl, und eine laue Luſt
Jn meinen gantzen Coͤrper dringen,
Und, was durch Kaͤlte ſtarr, erfriſchen.
Jch hoͤr’ ein muntres Rauſchen, Ziſchen,
Ein durch die ſchnelle Loh erregtes Schallen,
Mit offtmahls unterbrochnen Knallen,
Der in dem Holtz verſchraͤnckt- und ſchnell befreyten Lufft,
Wodurch, bald hier bald dort, geſprengte Funcken fliegen.
Jch rieche den geſunden Dufft
Der fetten Fichten mit Vergnuͤgen.
Es ſchmeckt bey dieſer Zeit das holde Kraut, der Thee,
Den
R r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0655" n="625"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Winter-Vergnu&#x0364;gen<lb/>
im Zimmer.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ann drau&#x017F;&#x017F;en die er&#x017F;tarrte Welt</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;charffem Fro&#x017F;t, der dunckle Winter &#x017F;chrecket,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;chroffes Eis das harte Feld</l><lb/>
            <l>Mit rauhen Schollen dru&#x0364;ckt und decket;</l><lb/>
            <l>Vergo&#x0364;nnet mir des Scho&#x0364;pffers Gu&#x0364;te,</l><lb/>
            <l>Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemu&#x0364;the,</l><lb/>
            <l>Jch ein vergnu&#x0364;glich Feur, in meinem Zimmer,</l><lb/>
            <l>Den wa&#x0364;rmenden Camin mit Lu&#x017F;t erleuchten &#x017F;eh.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;teigt der regen Flammen Schimmer</l><lb/>
            <l>Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Ho&#x0364;h;</l><lb/>
            <l>Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft ver&#x017F;pu&#x0364;ret,</l><lb/>
            <l>Jch Freuden-voll erquickt werd&#x2019; und geru&#x0364;hret.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Jch &#x017F;ehe</hi> die getheilten Spitzen,</l><lb/>
            <l>Um fu&#x0364;r den &#x017F;charffen Fro&#x017F;t mich gleich&#x017F;am zu be&#x017F;chu&#x0364;tzen</l><lb/>
            <l>Mit reger Aem&#x017F;igkeit &#x017F;ich aufwerts &#x017F;chwingen.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Jch fu&#x0364;hle</hi> durch die &#x017F;tarre Bru&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;anfftes Wohl, und eine laue Lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Jn meinen gantzen Co&#x0364;rper dringen,</l><lb/>
            <l>Und, was durch Ka&#x0364;lte &#x017F;tarr, erfri&#x017F;chen.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Jch ho&#x0364;r&#x2019;</hi> ein muntres Rau&#x017F;chen, Zi&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>Ein durch die &#x017F;chnelle Loh erregtes Schallen,</l><lb/>
            <l>Mit offtmahls unterbrochnen Knallen,</l><lb/>
            <l>Der in dem Holtz ver&#x017F;chra&#x0364;nckt- und &#x017F;chnell befreyten Lufft,</l><lb/>
            <l>Wodurch, bald hier bald dort, ge&#x017F;prengte Funcken fliegen.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Jch rieche</hi> den ge&#x017F;unden Dufft</l><lb/>
            <l>Der fetten Fichten mit Vergnu&#x0364;gen.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Es &#x017F;chmeckt</hi> bey die&#x017F;er Zeit das holde Kraut, der Thee,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">R r</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0655] Winter-Vergnuͤgen im Zimmer. Wann drauſſen die erſtarrte Welt Mit ſcharffem Froſt, der dunckle Winter ſchrecket, Wenn ſchroffes Eis das harte Feld Mit rauhen Schollen druͤckt und decket; Vergoͤnnet mir des Schoͤpffers Guͤte, Daß, mit Bequemlichkeit und ruhigem Gemuͤthe, Jch ein vergnuͤglich Feur, in meinem Zimmer, Den waͤrmenden Camin mit Luſt erleuchten ſeh. Es ſteigt der regen Flammen Schimmer Roth, gelb und weiß zugleich, hell-lodernd in die Hoͤh; Wovon durch jeden Sinn, der ihre Krafft verſpuͤret, Jch Freuden-voll erquickt werd’ und geruͤhret. Jch ſehe die getheilten Spitzen, Um fuͤr den ſcharffen Froſt mich gleichſam zu beſchuͤtzen Mit reger Aemſigkeit ſich aufwerts ſchwingen. Jch fuͤhle durch die ſtarre Bruſt Ein ſanfftes Wohl, und eine laue Luſt Jn meinen gantzen Coͤrper dringen, Und, was durch Kaͤlte ſtarr, erfriſchen. Jch hoͤr’ ein muntres Rauſchen, Ziſchen, Ein durch die ſchnelle Loh erregtes Schallen, Mit offtmahls unterbrochnen Knallen, Der in dem Holtz verſchraͤnckt- und ſchnell befreyten Lufft, Wodurch, bald hier bald dort, geſprengte Funcken fliegen. Jch rieche den geſunden Dufft Der fetten Fichten mit Vergnuͤgen. Es ſchmeckt bey dieſer Zeit das holde Kraut, der Thee, Den R r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/655
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/655>, abgerufen am 30.12.2024.