Es hat, geschätzter Schenck, dein liebliches Geschencke Zusammt der wohlgesetzten Schrifft, Dasjenige, was du bey mir verlangt, gestifft: Es macht, daß ich aufs neu an GOTTES Wunder dencke. Jch bin mit neuer Lust erfüllt, Da ich der Wolcken Gnaden-Bild, Dem Nahmen und den Farben nach, Zur Zeit, als Lentz und Winter brach, Nach Regen, Sturm, nach Frost und Schnee, Jn deiner Wunder-Bluhme seh'. Das seltene Gewächs die Jris Persiea, Als ich sie mit Aufmercksamkeit besah, Bestand, dem Ansehn nach, aus dreyen Blättern nur, Worunter drey, die sich auf weiß, auf blau, auf grün, Jn sanfft- und lieblicher Vermischung ziehn: Dieselben sind an bunt- und zartem Glantz, Den klaren Perlen-Muscheln gantz, Was sag ich, selbst den Perlen gleich, An ihren Seiten sind dieselbigen durchschnitten, Die andern drey sind Gold und Purpur reich, Es strahlt ein gelber Strich in ihrer Mitten, Der oben gantz erhöht, und unten gantz besprengt Mit Pünctgen, die mit Strichen untermengt, Jn einem Purpurfarbnen-Schein. Bey dieser Schönheit fiel mir ein: Was nimmst du eitler Mensch dir nicht für Sorg und Müh, Jn Purpur, Gold und Silber dich zu zeigen, Dein Schmuck ist nur geborgt. Hingegen hie
Jst
Jris Perſica.
Es hat, geſchaͤtzter Schenck, dein liebliches Geſchencke Zuſammt der wohlgeſetzten Schrifft, Dasjenige, was du bey mir verlangt, geſtifft: Es macht, daß ich aufs neu an GOTTES Wunder dencke. Jch bin mit neuer Luſt erfuͤllt, Da ich der Wolcken Gnaden-Bild, Dem Nahmen und den Farben nach, Zur Zeit, als Lentz und Winter brach, Nach Regen, Sturm, nach Froſt und Schnee, Jn deiner Wunder-Bluhme ſeh’. Das ſeltene Gewaͤchs die Jris Perſiea, Als ich ſie mit Aufmerckſamkeit beſah, Beſtand, dem Anſehn nach, aus dreyen Blaͤttern nur, Worunter drey, die ſich auf weiß, auf blau, auf gruͤn, Jn ſanfft- und lieblicher Vermiſchung ziehn: Dieſelben ſind an bunt- und zartem Glantz, Den klaren Perlen-Muſcheln gantz, Was ſag ich, ſelbſt den Perlen gleich, An ihren Seiten ſind dieſelbigen durchſchnitten, Die andern drey ſind Gold und Purpur reich, Es ſtrahlt ein gelber Strich in ihrer Mitten, Der oben gantz erhoͤht, und unten gantz beſprengt Mit Puͤnctgen, die mit Strichen untermengt, Jn einem Purpurfarbnen-Schein. Bey dieſer Schoͤnheit fiel mir ein: Was nimmſt du eitler Menſch dir nicht fuͤr Sorg und Muͤh, Jn Purpur, Gold und Silber dich zu zeigen, Dein Schmuck iſt nur geborgt. Hingegen hie
Jſt
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Jris Perſica.
Es hat, geſchaͤtzter Schenck, dein liebliches Geſchencke
Zuſammt der wohlgeſetzten Schrifft,
Dasjenige, was du bey mir verlangt, geſtifft:
Es macht, daß ich aufs neu an GOTTES Wunder dencke.
Jch bin mit neuer Luſt erfuͤllt,
Da ich der Wolcken Gnaden-Bild,
Dem Nahmen und den Farben nach,
Zur Zeit, als Lentz und Winter brach,
Nach Regen, Sturm, nach Froſt und Schnee,
Jn deiner Wunder-Bluhme ſeh’.
Das ſeltene Gewaͤchs die Jris Perſiea,
Als ich ſie mit Aufmerckſamkeit beſah,
Beſtand, dem Anſehn nach, aus dreyen Blaͤttern nur,
Worunter drey, die ſich auf weiß, auf blau, auf gruͤn,
Jn ſanfft- und lieblicher Vermiſchung ziehn:
Dieſelben ſind an bunt- und zartem Glantz,
Den klaren Perlen-Muſcheln gantz,
Was ſag ich, ſelbſt den Perlen gleich,
An ihren Seiten ſind dieſelbigen durchſchnitten,
Die andern drey ſind Gold und Purpur reich,
Es ſtrahlt ein gelber Strich in ihrer Mitten,
Der oben gantz erhoͤht, und unten gantz beſprengt
Mit Puͤnctgen, die mit Strichen untermengt,
Jn einem Purpurfarbnen-Schein.
Bey dieſer Schoͤnheit fiel mir ein:
Was nimmſt du eitler Menſch dir nicht fuͤr Sorg und
Muͤh,
Jn Purpur, Gold und Silber dich zu zeigen,
Dein Schmuck iſt nur geborgt. Hingegen hie
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/618>, abgerufen am 22.02.2025.
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