Von der Vereinigung und dem Unter- scheid der Seelen und des Cörpers.
Wohin werd' ich zuletzt mein kühnes Werck noch leiten? Welch ein beglückter Glantz wird meinen Muht begleiten? Zu zeigen, und den Grund des Wunderwercks zu finden, Auf welche Weis' ein Seyn von daurender Natur, Das sonder Leib, ohn Ort und ohn Figur Doch fähig sey, sich zu verbinden Mit Handlungen von cörperlichen Wesen, Veränderlich und ungewiß; Da, sag ich spürt der Witz die dickste Finsterniß.
Allein, wofern man auch vermeinet: Es sey die Seele cörperlich, Blos darum, weil sie sich Mit einem Cörper fest vereinet, Und weil man den Zusammenklang Der so geheim, und den Zusammenhang Der unbegreifflich ist, wodurch die Seele scheinet, Ob sie gleich blos ein Geist, die Massa zu bewegen, Und was für Bände sie verbinden Nicht wissen, nicht geschickt seyn zu ergründen; Dies sag ich ist, mit Epicurus wollen, Daß wir den hellsten Glantz des Geists verdunckeln sollen.
Er
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Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Von der Vereinigung und dem Unter- ſcheid der Seelen und des Coͤrpers.
Wohin werd’ ich zuletzt mein kuͤhnes Werck noch leiten? Welch ein begluͤckter Glantz wird meinen Muht begleiten? Zu zeigen, und den Grund des Wunderwercks zu finden, Auf welche Weiſ’ ein Seyn von daurender Natur, Das ſonder Leib, ohn Ort und ohn Figur Doch faͤhig ſey, ſich zu verbinden Mit Handlungen von coͤrperlichen Weſen, Veraͤnderlich und ungewiß; Da, ſag ich ſpuͤrt der Witz die dickſte Finſterniß.
Allein, wofern man auch vermeinet: Es ſey die Seele coͤrperlich, Blos darum, weil ſie ſich Mit einem Coͤrper feſt vereinet, Und weil man den Zuſammenklang Der ſo geheim, und den Zuſammenhang Der unbegreifflich iſt, wodurch die Seele ſcheinet, Ob ſie gleich blos ein Geiſt, die Maſſa zu bewegen, Und was fuͤr Baͤnde ſie verbinden Nicht wiſſen, nicht geſchickt ſeyn zu ergruͤnden; Dies ſag ich iſt, mit Epicurus wollen, Daß wir den hellſten Glantz des Geiſts verdunckeln ſollen.
Er
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Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Von der Vereinigung und dem Unter-
ſcheid der Seelen und des Coͤrpers.
Wohin werd’ ich zuletzt mein kuͤhnes Werck noch leiten?
Welch ein begluͤckter Glantz wird meinen Muht begleiten?
Zu zeigen, und den Grund des Wunderwercks zu finden,
Auf welche Weiſ’ ein Seyn von daurender Natur,
Das ſonder Leib, ohn Ort und ohn Figur
Doch faͤhig ſey, ſich zu verbinden
Mit Handlungen von coͤrperlichen Weſen,
Veraͤnderlich und ungewiß;
Da, ſag ich ſpuͤrt der Witz die dickſte Finſterniß.
Allein, wofern man auch vermeinet:
Es ſey die Seele coͤrperlich,
Blos darum, weil ſie ſich
Mit einem Coͤrper feſt vereinet,
Und weil man den Zuſammenklang
Der ſo geheim, und den Zuſammenhang
Der unbegreifflich iſt, wodurch die Seele ſcheinet,
Ob ſie gleich blos ein Geiſt, die Maſſa zu bewegen,
Und was fuͤr Baͤnde ſie verbinden
Nicht wiſſen, nicht geſchickt ſeyn zu ergruͤnden;
Dies ſag ich iſt, mit Epicurus wollen,
Daß wir den hellſten Glantz des Geiſts verdunckeln ſollen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/577>, abgerufen am 21.12.2024.
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