Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Bau der Welt.


Wenn, um die Umständ' all noch besser zu entdecken,
Von den Bewegungen, die scheinbar theils, theils wahr,
Die Blicke sich ins Firmament erstrecken;
So treffen wir daselbst recht wunderbar
So viele Vorwürff' an, die eines tieffen Denckens
Vor andern würdig sind. Man muß bewundrend sehen
Das helle Tages-Licht beständig vorwerts gehen.
Es läufft von Osten ab, und läufft nach Westen zu,
Erhellet Himmel, Erd und Fluht, stets ohne Ruh.
Da man auch glauben kan, es sey dies Licht der Welt,
Jn jener ungemessnen Ferne,
Gantz unbeweglich hingestellt,
Um welches die nie stillen Sterne
Jn einer steten Ründe wandern,
Und daß von seinem Blick sie, einer nach dem andern,
Jhr Licht erborgen und erlangen,
Einfolglich ihren Tag empfangen.
Von der Sonne, den Planeten,
und vom Firmament.
Von einem hohen Ort auf dieser sichtbarn Welt
Lasst uns, so viel man kan, das grosse Gantz besehen!
Das
M 3
Von dem Bau der Welt.


Wenn, um die Umſtaͤnd’ all noch beſſer zu entdecken,
Von den Bewegungen, die ſcheinbar theils, theils wahr,
Die Blicke ſich ins Firmament erſtrecken;
So treffen wir daſelbſt recht wunderbar
So viele Vorwuͤrff’ an, die eines tieffen Denckens
Vor andern wuͤrdig ſind. Man muß bewundrend ſehen
Das helle Tages-Licht beſtaͤndig vorwerts gehen.
Es laͤufft von Oſten ab, und laͤufft nach Weſten zu,
Erhellet Himmel, Erd und Fluht, ſtets ohne Ruh.
Da man auch glauben kan, es ſey dies Licht der Welt,
Jn jener ungemeſſnen Ferne,
Gantz unbeweglich hingeſtellt,
Um welches die nie ſtillen Sterne
Jn einer ſteten Ruͤnde wandern,
Und daß von ſeinem Blick ſie, einer nach dem andern,
Jhr Licht erborgen und erlangen,
Einfolglich ihren Tag empfangen.
Von der Sonne, den Planeten,
und vom Firmament.
Von einem hohen Ort auf dieſer ſichtbarn Welt
Laſſt uns, ſo viel man kan, das groſſe Gantz beſehen!
Das
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0211" n="181"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Bau der Welt.</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>enn, um die Um&#x017F;ta&#x0364;nd&#x2019; all noch be&#x017F;&#x017F;er zu entdecken,</l><lb/>
                <l>Von den Bewegungen, die &#x017F;cheinbar theils, theils wahr,</l><lb/>
                <l>Die Blicke &#x017F;ich ins Firmament er&#x017F;trecken;</l><lb/>
                <l>So treffen wir da&#x017F;elb&#x017F;t recht wunderbar</l><lb/>
                <l>So viele Vorwu&#x0364;rff&#x2019; an, die eines tieffen Denckens</l><lb/>
                <l>Vor andern wu&#x0364;rdig &#x017F;ind. Man muß bewundrend &#x017F;ehen</l><lb/>
                <l>Das helle Tages-Licht be&#x017F;ta&#x0364;ndig vorwerts gehen.</l><lb/>
                <l>Es la&#x0364;ufft von O&#x017F;ten ab, und la&#x0364;ufft nach We&#x017F;ten zu,</l><lb/>
                <l>Erhellet Himmel, Erd und Fluht, &#x017F;tets ohne Ruh.</l><lb/>
                <l>Da man auch glauben kan, es &#x017F;ey dies Licht der Welt,</l><lb/>
                <l>Jn jener ungeme&#x017F;&#x017F;nen Ferne,</l><lb/>
                <l>Gantz unbeweglich hinge&#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Um welches die nie &#x017F;tillen Sterne</l><lb/>
                <l>Jn einer &#x017F;teten Ru&#x0364;nde wandern,</l><lb/>
                <l>Und daß von &#x017F;einem Blick &#x017F;ie, einer nach dem andern,</l><lb/>
                <l>Jhr Licht erborgen und erlangen,</l><lb/>
                <l>Einfolglich ihren Tag empfangen.</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von der Sonne, den Planeten,<lb/>
und vom Firmament.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>on einem hohen Ort auf die&#x017F;er &#x017F;ichtbarn Welt</l><lb/>
                <l>La&#x017F;&#x017F;t uns, &#x017F;o viel man kan, das gro&#x017F;&#x017F;e Gantz be&#x017F;ehen!</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">M 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0211] Von dem Bau der Welt. Wenn, um die Umſtaͤnd’ all noch beſſer zu entdecken, Von den Bewegungen, die ſcheinbar theils, theils wahr, Die Blicke ſich ins Firmament erſtrecken; So treffen wir daſelbſt recht wunderbar So viele Vorwuͤrff’ an, die eines tieffen Denckens Vor andern wuͤrdig ſind. Man muß bewundrend ſehen Das helle Tages-Licht beſtaͤndig vorwerts gehen. Es laͤufft von Oſten ab, und laͤufft nach Weſten zu, Erhellet Himmel, Erd und Fluht, ſtets ohne Ruh. Da man auch glauben kan, es ſey dies Licht der Welt, Jn jener ungemeſſnen Ferne, Gantz unbeweglich hingeſtellt, Um welches die nie ſtillen Sterne Jn einer ſteten Ruͤnde wandern, Und daß von ſeinem Blick ſie, einer nach dem andern, Jhr Licht erborgen und erlangen, Einfolglich ihren Tag empfangen. Von der Sonne, den Planeten, und vom Firmament. Von einem hohen Ort auf dieſer ſichtbarn Welt Laſſt uns, ſo viel man kan, das groſſe Gantz beſehen! Das M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/211
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/211>, abgerufen am 21.11.2024.