Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Aufmunterung an andere, zu gleich- mässiger Betrachtung der Werke GOTTES. Unwandelbares All! allgegenwärtigs Wesen, Selbst-ständigs, ewigs Licht, Erleuchte doch derjenigen Gesicht, Die irgend diese Blätter lesen! Ach laß mein Dir zum Ruhm bisher erscholl'nes Lallen Von dem, was Du gemacht, aus G'naden Dir gefallen! Laß nicht die Leser nur allein Durch Deine Werk' in Lust zu Dir geführet seyn; Laß denen auch, die kräftiger, als ich, Dasjenige, so sie bewundern müssen, Jn Versen auszudrücken wissen, Es ein' Ermunterung zu solchen Liedern werden! Besingt in höherm Ton, als ich, die Pracht der Erden, Wofern ihr noch nicht angefangen, Jhr Brüder, die ihr Geist und Feu'r von GOTT dem HERRN Zur edlen Dichter-Kunst empfangen! Erweiset, daß die Poesie Kein leeres Stroh, nein, daß ein Kern Jn ihr verborgen sey! Verlohnt sichs nicht der Müh, Wie Salomo und Job mit ihr zu handeln? Dem Moses, Josua und David nachzuwandeln? Die alle GOTT, dem Schöpfer, ihre Lieder Mit Freuden opferten: die, fast vor Lust entzückt, Die Schönheit der Natur, wodurch die Welt geschmückt, Mit Ruhm verherrlichten. Wir finden hin und wieder, Wie
Aufmunterung an andere, zu gleich- maͤſſiger Betrachtung der Werke GOTTES. Unwandelbares All! allgegenwaͤrtigs Weſen, Selbſt-ſtaͤndigs, ewigs Licht, Erleuchte doch derjenigen Geſicht, Die irgend dieſe Blaͤtter leſen! Ach laß mein Dir zum Ruhm bisher erſcholl’nes Lallen Von dem, was Du gemacht, aus G’naden Dir gefallen! Laß nicht die Leſer nur allein Durch Deine Werk’ in Luſt zu Dir gefuͤhret ſeyn; Laß denen auch, die kraͤftiger, als ich, Dasjenige, ſo ſie bewundern muͤſſen, Jn Verſen auszudruͤcken wiſſen, Es ein’ Ermunterung zu ſolchen Liedern werden! Beſingt in hoͤherm Ton, als ich, die Pracht der Erden, Wofern ihr noch nicht angefangen, Jhr Bruͤder, die ihr Geiſt und Feu’r von GOTT dem HERRN Zur edlen Dichter-Kunſt empfangen! Erweiſet, daß die Poeſie Kein leeres Stroh, nein, daß ein Kern Jn ihr verborgen ſey! Verlohnt ſichs nicht der Muͤh, Wie Salomo und Job mit ihr zu handeln? Dem Moſes, Joſua und David nachzuwandeln? Die alle GOTT, dem Schoͤpfer, ihre Lieder Mit Freuden opferten: die, faſt vor Luſt entzuͤckt, Die Schoͤnheit der Natur, wodurch die Welt geſchmuͤckt, Mit Ruhm verherrlichten. Wir finden hin und wieder, Wie
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Aufmunterung an andere, zu gleich-
maͤſſiger Betrachtung der Werke
GOTTES.
Unwandelbares All! allgegenwaͤrtigs Weſen,
Selbſt-ſtaͤndigs, ewigs Licht,
Erleuchte doch derjenigen Geſicht,
Die irgend dieſe Blaͤtter leſen!
Ach laß mein Dir zum Ruhm bisher erſcholl’nes Lallen
Von dem, was Du gemacht, aus G’naden Dir gefallen!
Laß nicht die Leſer nur allein
Durch Deine Werk’ in Luſt zu Dir gefuͤhret ſeyn;
Laß denen auch, die kraͤftiger, als ich,
Dasjenige, ſo ſie bewundern muͤſſen,
Jn Verſen auszudruͤcken wiſſen,
Es ein’ Ermunterung zu ſolchen Liedern werden!
Beſingt in hoͤherm Ton, als ich, die Pracht der Erden,
Wofern ihr noch nicht angefangen,
Jhr Bruͤder, die ihr Geiſt und Feu’r von GOTT dem
HERRN
Zur edlen Dichter-Kunſt empfangen!
Erweiſet, daß die Poeſie
Kein leeres Stroh, nein, daß ein Kern
Jn ihr verborgen ſey! Verlohnt ſichs nicht der Muͤh,
Wie Salomo und Job mit ihr zu handeln?
Dem Moſes, Joſua und David nachzuwandeln?
Die alle GOTT, dem Schoͤpfer, ihre Lieder
Mit Freuden opferten: die, faſt vor Luſt entzuͤckt,
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