Der Sommer war schon mehrenteils vorbey, Als ich in Amianders Garten An einem Morgen trat. Jch sah, statt tausend Ahrten Gefärbter Bluhmen, itzt, daß nun im Bluhmen-Reich Fast alles einerley, Und meistens gelb gefärbet sey: Jndem das holde Prangen Der Rosen, Lilien und Nelken schon vergangen. Doch war das Gelb so glänzend und so niedlich, So mancherley, so unterschiedlich, Und in dem gleichfalls schön- und unterbroch'nen Grünen So feurig und so wunderschön, Daß ich, sie recht mit Freuden anzusehn, Mich nicht entbrechen konnt'. Jm Anfang fiele mir Von einem grossen Busch die mehr als güld'ne Zier Der Bluhme, welche man Plos Africanus nennet, Jn mein gerühr't Gesicht. Sie schein't, als ob sie brennet; So voll ist ihre Farb', absonderlich Wenns helle Licht der Sonne sich Jn ihre Blätter senkt; zumal glänzt in der Mitten Ein kräftigs rötlichs gelb. Es sieht ein jedes Blat, Als deren sie viel hundert hat, (Nur bloß, daß es nicht eingeschnitten,) Sonst wie die Nelken-Blätter aus. Statt daß die eingekerbt, sind sie gebogen, kraus,
Und
Flos Africanusund Ritter-Sporn.
Der Sommer war ſchon mehrenteils vorbey, Als ich in Amianders Garten An einem Morgen trat. Jch ſah, ſtatt tauſend Ahrten Gefaͤrbter Bluhmen, itzt, daß nun im Bluhmen-Reich Faſt alles einerley, Und meiſtens gelb gefaͤrbet ſey: Jndem das holde Prangen Der Roſen, Lilien und Nelken ſchon vergangen. Doch war das Gelb ſo glaͤnzend und ſo niedlich, So mancherley, ſo unterſchiedlich, Und in dem gleichfalls ſchoͤn- und unterbroch’nen Gruͤnen So feurig und ſo wunderſchoͤn, Daß ich, ſie recht mit Freuden anzuſehn, Mich nicht entbrechen konnt’. Jm Anfang fiele mir Von einem groſſen Buſch die mehr als guͤld’ne Zier Der Bluhme, welche man Plos Africanus nennet, Jn mein geruͤhr’t Geſicht. Sie ſchein’t, als ob ſie brennet; So voll iſt ihre Farb’, abſonderlich Wenns helle Licht der Sonne ſich Jn ihre Blaͤtter ſenkt; zumal glaͤnzt in der Mitten Ein kraͤftigs roͤtlichs gelb. Es ſieht ein jedes Blat, Als deren ſie viel hundert hat, (Nur bloß, daß es nicht eingeſchnitten,) Sonſt wie die Nelken-Blaͤtter aus. Statt daß die eingekerbt, ſind ſie gebogen, kraus,
Und
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Flos Africanus und Ritter-Sporn.
Der Sommer war ſchon mehrenteils vorbey,
Als ich in Amianders Garten
An einem Morgen trat. Jch ſah, ſtatt tauſend Ahrten
Gefaͤrbter Bluhmen, itzt, daß nun im Bluhmen-Reich
Faſt alles einerley,
Und meiſtens gelb gefaͤrbet ſey:
Jndem das holde Prangen
Der Roſen, Lilien und Nelken ſchon vergangen.
Doch war das Gelb ſo glaͤnzend und ſo niedlich,
So mancherley, ſo unterſchiedlich,
Und in dem gleichfalls ſchoͤn- und unterbroch’nen Gruͤnen
So feurig und ſo wunderſchoͤn,
Daß ich, ſie recht mit Freuden anzuſehn,
Mich nicht entbrechen konnt’. Jm Anfang fiele mir
Von einem groſſen Buſch die mehr als guͤld’ne Zier
Der Bluhme, welche man Plos Africanus nennet,
Jn mein geruͤhr’t Geſicht. Sie ſchein’t, als ob ſie brennet;
So voll iſt ihre Farb’, abſonderlich
Wenns helle Licht der Sonne ſich
Jn ihre Blaͤtter ſenkt; zumal glaͤnzt in der Mitten
Ein kraͤftigs roͤtlichs gelb. Es ſieht ein jedes Blat,
Als deren ſie viel hundert hat,
(Nur bloß, daß es nicht eingeſchnitten,)
Sonſt wie die Nelken-Blaͤtter aus.
Statt daß die eingekerbt, ſind ſie gebogen, kraus,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/396>, abgerufen am 22.02.2025.
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