Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Der Wolken- und Luft-Himmel. Ps. CIV, 2. Man siehet in dem frohen Lenzen Nicht nur den Kreis der grünen Erden, Nein, auch den Kreis der Luft, in neuem Schimmer glänzen, Und Wunder-würdig helle werden. Damit ein allgemein gleichförmigs Einerley Dem Herzen nicht gleich-gültig sey, Den Augen keinen Eckel brächte, Und weniger gefallen mögte, Wenn an des weiten Himmels Bühne Nichts, als ein leeres Blau, erschiene; So zieren schön geformt- und schön gefärbte Düfte Das unermess'ne Feld der reinen Lüfte, Durch GOttes Huld, zu uns'rer Lust allein, Mit Farben, Bildungen, mit Klarheit, Glanz und Schein. Noch mehr, indem wir bloß in Aend'rung Freude finden, Bemüht sich gleichsam die Natur, Uns auch durch Aend'rung zu verbinden. Darum muß manches Wolken-Bild Veränderlich sowol an Farben als Figur Sehr schnell entstehn und schnell verschwinden. Dem allen ungeacht't, wie groß, wie tief, wie weit Des Himmels Schauplatz ist; wie voller Lieblichkeit, Wie prächtig, mancherley, wie herrlich und wie schön Der Wolken Cörper anzusehn; Wie rein der Silber-Glanz, wie hell der güld'ne Schein, Wie II. Theil. A 2
Der Wolken- und Luft-Himmel. Pſ. CIV, 2. Man ſiehet in dem frohen Lenzen Nicht nur den Kreis der gruͤnen Erden, Nein, auch den Kreis der Luft, in neuem Schimmer glaͤnzen, Und Wunder-wuͤrdig helle werden. Damit ein allgemein gleichfoͤrmigs Einerley Dem Herzen nicht gleich-guͤltig ſey, Den Augen keinen Eckel braͤchte, Und weniger gefallen moͤgte, Wenn an des weiten Himmels Buͤhne Nichts, als ein leeres Blau, erſchiene; So zieren ſchoͤn geformt- und ſchoͤn gefaͤrbte Duͤfte Das unermeſſ’ne Feld der reinen Luͤfte, Durch GOttes Huld, zu unſ’rer Luſt allein, Mit Farben, Bildungen, mit Klarheit, Glanz und Schein. Noch mehr, indem wir bloß in Aend’rung Freude finden, Bemuͤht ſich gleichſam die Natur, Uns auch durch Aend’rung zu verbinden. Darum muß manches Wolken-Bild Veraͤnderlich ſowol an Farben als Figur Sehr ſchnell entſtehn und ſchnell verſchwinden. Dem allen ungeacht’t, wie groß, wie tief, wie weit Des Himmels Schauplatz iſt; wie voller Lieblichkeit, Wie praͤchtig, mancherley, wie herrlich und wie ſchoͤn Der Wolken Coͤrper anzuſehn; Wie rein der Silber-Glanz, wie hell der guͤld’ne Schein, Wie II. Theil. A 2
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Der Wolken- und Luft-Himmel.
Pſ. CIV, 2.
Du breiteſt aus den Himmel, wie einen
Teppich.
Man ſiehet in dem frohen Lenzen
Nicht nur den Kreis der gruͤnen Erden,
Nein, auch den Kreis der Luft, in neuem Schimmer
glaͤnzen,
Und Wunder-wuͤrdig helle werden.
Damit ein allgemein gleichfoͤrmigs Einerley
Dem Herzen nicht gleich-guͤltig ſey,
Den Augen keinen Eckel braͤchte,
Und weniger gefallen moͤgte,
Wenn an des weiten Himmels Buͤhne
Nichts, als ein leeres Blau, erſchiene;
So zieren ſchoͤn geformt- und ſchoͤn gefaͤrbte Duͤfte
Das unermeſſ’ne Feld der reinen Luͤfte,
Durch GOttes Huld, zu unſ’rer Luſt allein,
Mit Farben, Bildungen, mit Klarheit, Glanz und Schein.
Noch mehr, indem wir bloß in Aend’rung Freude finden,
Bemuͤht ſich gleichſam die Natur,
Uns auch durch Aend’rung zu verbinden.
Darum muß manches Wolken-Bild
Veraͤnderlich ſowol an Farben als Figur
Sehr ſchnell entſtehn und ſchnell verſchwinden.
Dem allen ungeacht’t, wie groß, wie tief, wie weit
Des Himmels Schauplatz iſt; wie voller Lieblichkeit,
Wie praͤchtig, mancherley, wie herrlich und wie ſchoͤn
Der Wolken Coͤrper anzuſehn;
Wie rein der Silber-Glanz, wie hell der guͤld’ne Schein,
Wie
II. Theil. A 2
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