Jndem die Augen sich mit tausend Freuden Bald am beschatteten, bald am bestral'ten Grünen, Die beyd' illuminiret schienen, Bald an der klaren Flut, Bald an der schwimmenden und heit'ren Sonnen-Gluht Bald an den tausend-fach beblühmten Kräutern weiden; Worunter der Vergiß mein nicht So lieblichs Himmel-blau, Bey dem beständ'gen Licht- und Schatten-Spiel, Mir unvergleichlich wol gefiel; Sah ich, zu mehren mein Vergnügen, So manches lieblich-blaues Licht Jn mancher lebenden Vergiß mein nicht, Wie Himmel-blaue Blühmchen, fliegen, Die das so holde Grün und dessen dunk'le Pracht Um so viel lieblicher und angenemer macht.
Ein kleines blaues Heer von Grase-Pferdchen zog Durch den beweglichen beständig regen Schein Die Augen fast auf sich allein. Jhr Jungserlicher Schwarm, wie man sie nennet, flog Mit klaren Flügeln hin und wieder. Bald eilten sie vorbey, bald setzten sie sich nieder, Und schmückten ihren Sitz wie Türkis und Sapphir. Mein ält'stes Töchtergen, mein Jlschen, lief geschwinde, Erhaschte schnell ein kleines, bracht' es mir, Und freute sich,
Als
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Das Graſe-Pferdchen.
Jndem die Augen ſich mit tauſend Freuden Bald am beſchatteten, bald am beſtral’ten Gruͤnen, Die beyd’ illuminiret ſchienen, Bald an der klaren Flut, Bald an der ſchwimmenden und heit’ren Sonnen-Gluht Bald an den tauſend-fach bebluͤhmten Kraͤutern weiden; Worunter der Vergiß mein nicht So lieblichs Himmel-blau, Bey dem beſtaͤnd’gen Licht- und Schatten-Spiel, Mir unvergleichlich wol gefiel; Sah ich, zu mehren mein Vergnuͤgen, So manches lieblich-blaues Licht Jn mancher lebenden Vergiß mein nicht, Wie Himmel-blaue Bluͤhmchen, fliegen, Die das ſo holde Gruͤn und deſſen dunk’le Pracht Um ſo viel lieblicher und angenemer macht.
Ein kleines blaues Heer von Graſe-Pferdchen zog Durch den beweglichen beſtaͤndig regen Schein Die Augen faſt auf ſich allein. Jhr Jungſerlicher Schwarm, wie man ſie nennet, flog Mit klaren Fluͤgeln hin und wieder. Bald eilten ſie vorbey, bald ſetzten ſie ſich nieder, Und ſchmuͤckten ihren Sitz wie Tuͤrkis und Sapphir. Mein aͤlt’ſtes Toͤchtergen, mein Jlschen, lief geſchwinde, Erhaſchte ſchnell ein kleines, bracht’ es mir, Und freute ſich,
Als
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Das Graſe-Pferdchen.
Jndem die Augen ſich mit tauſend Freuden
Bald am beſchatteten, bald am beſtral’ten Gruͤnen,
Die beyd’ illuminiret ſchienen,
Bald an der klaren Flut,
Bald an der ſchwimmenden und heit’ren Sonnen-Gluht
Bald an den tauſend-fach bebluͤhmten Kraͤutern weiden;
Worunter der Vergiß mein nicht
So lieblichs Himmel-blau,
Bey dem beſtaͤnd’gen Licht- und Schatten-Spiel,
Mir unvergleichlich wol gefiel;
Sah ich, zu mehren mein Vergnuͤgen,
So manches lieblich-blaues Licht
Jn mancher lebenden Vergiß mein nicht,
Wie Himmel-blaue Bluͤhmchen, fliegen,
Die das ſo holde Gruͤn und deſſen dunk’le Pracht
Um ſo viel lieblicher und angenemer macht.
Ein kleines blaues Heer von Graſe-Pferdchen zog
Durch den beweglichen beſtaͤndig regen Schein
Die Augen faſt auf ſich allein.
Jhr Jungſerlicher Schwarm, wie man ſie nennet, flog
Mit klaren Fluͤgeln hin und wieder.
Bald eilten ſie vorbey, bald ſetzten ſie ſich nieder,
Und ſchmuͤckten ihren Sitz wie Tuͤrkis und Sapphir.
Mein aͤlt’ſtes Toͤchtergen, mein Jlschen, lief geſchwinde,
Erhaſchte ſchnell ein kleines, bracht’ es mir,
Und freute ſich,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/301>, abgerufen am 07.01.2025.
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