Jch sah noch auf ein ander mal Der frühen Morgen-Sonne Stral An dick begras't- und bunt beblühmten Hügeln Jm Thau sich spiegeln. Es ließ das frisch bethau'te Gras, Als wär' ein reines Glas Darüber her geführet, Und jedes Blätchen schien candiret.
Welch heller Glanz, welch funkelnd Prangen, Welch heit'res lieblichs Licht Erqvicket das Gesicht, Zumal Wenn an dem langen Gras' oft grosse Tropfen hangen! Welch angenem gefärbter Stral, Wie viele schöne bunte Blitze Zeug't oft ein einz'ger Tropf an einer regen Spitze! Ein schnell geschüttelter geschliff'ner Diamant Wirft solche bunte Gluht, streut solchen hellen Schimmer, Als wie der Farben-reiche Brand Der angestral'ten Tropfen, nimmer! Seht! itzt ist er Smaragden grün, Jtzt Purpur, itzo blau, itzt ein Rubin. Ey seht! das schöne Gold, Topas und Chrysolith, Stral't so vortrefflich nicht, als er anitzo glüht Jn einem gelben Licht. Schaut, wie er sich verlieret, Und solchen Demant-Glanz im Augenblick gebieret,
Durch
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Das bethaute Gras.
Jch ſah noch auf ein ander mal Der fruͤhen Morgen-Sonne Stral An dick begraſ’t- und bunt bebluͤhmten Huͤgeln Jm Thau ſich ſpiegeln. Es ließ das friſch bethau’te Gras, Als waͤr’ ein reines Glas Daruͤber her gefuͤhret, Und jedes Blaͤtchen ſchien candiret.
Welch heller Glanz, welch funkelnd Prangen, Welch heit’res lieblichs Licht Erqvicket das Geſicht, Zumal Wenn an dem langen Graſ’ oft groſſe Tropfen hangen! Welch angenem gefaͤrbter Stral, Wie viele ſchoͤne bunte Blitze Zeug’t oft ein einz’ger Tropf an einer regen Spitze! Ein ſchnell geſchuͤttelter geſchliff’ner Diamant Wirft ſolche bunte Gluht, ſtreut ſolchen hellen Schimmer, Als wie der Farben-reiche Brand Der angeſtral’ten Tropfen, nimmer! Seht! itzt iſt er Smaragden gruͤn, Jtzt Purpur, itzo blau, itzt ein Rubin. Ey ſeht! das ſchoͤne Gold, Topas und Chryſolith, Stral’t ſo vortrefflich nicht, als er anitzo gluͤht Jn einem gelben Licht. Schaut, wie er ſich verlieret, Und ſolchen Demant-Glanz im Augenblick gebieret,
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Das bethaute Gras.
Jch ſah noch auf ein ander mal
Der fruͤhen Morgen-Sonne Stral
An dick begraſ’t- und bunt bebluͤhmten Huͤgeln
Jm Thau ſich ſpiegeln.
Es ließ das friſch bethau’te Gras,
Als waͤr’ ein reines Glas
Daruͤber her gefuͤhret,
Und jedes Blaͤtchen ſchien candiret.
Welch heller Glanz, welch funkelnd Prangen,
Welch heit’res lieblichs Licht
Erqvicket das Geſicht,
Zumal
Wenn an dem langen Graſ’ oft groſſe Tropfen hangen!
Welch angenem gefaͤrbter Stral,
Wie viele ſchoͤne bunte Blitze
Zeug’t oft ein einz’ger Tropf an einer regen Spitze!
Ein ſchnell geſchuͤttelter geſchliff’ner Diamant
Wirft ſolche bunte Gluht, ſtreut ſolchen hellen Schimmer,
Als wie der Farben-reiche Brand
Der angeſtral’ten Tropfen, nimmer!
Seht! itzt iſt er Smaragden gruͤn,
Jtzt Purpur, itzo blau, itzt ein Rubin.
Ey ſeht! das ſchoͤne Gold, Topas und Chryſolith,
Stral’t ſo vortrefflich nicht, als er anitzo gluͤht
Jn einem gelben Licht. Schaut, wie er ſich verlieret,
Und ſolchen Demant-Glanz im Augenblick gebieret,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/299>, abgerufen am 22.02.2025.
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