Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Abend-Gebet.
OGOTT, von Dem wir so viel Gaben
Aus lauter Gnad' empfangen haben,
Dir dank' ich für die Ruhe-Statt,
Darin mein Leib, der müd' und matt,
Sich wird auf wenig Stunden senken.
Ach laß inzwischen mein Gemüte
Sich bloß nach Dir, Du ew'ge Güte,
Als seiner wahren Ruhe, lenken!
Nimm, weil ich sonst nichts geben kann,
Mein brünstigs Abend-Opfer an!
Jch kann in weichen Feder-Decken
Gemächlich meine Glieder strecken.
Mein Herze, das dieß wol erkennet,
Wie viel Beqvemlichkeiten mir
O Schöpfer, Deine Gnade gönnet,
Ruf't: Grosser GOtt, hab Dank dafür!
Wie mancher Mensch muß sich anitzt
Auf einen harten Boden legen,
Wo er für Sturm, für Frost und Regen
Sich kaum mit alten Lumpen schützt!
Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen,
So lindern sich auch ihre Plagen!
Laß mich in dieser finstern Nacht,
Durch Deine Liebe wol bewacht,
Für allem Unfall sicher liegen!
So werd' ich früh die schöne Welt,

Wenn
II. Theil. P
Abend-Gebet.
OGOTT, von Dem wir ſo viel Gaben
Aus lauter Gnad’ empfangen haben,
Dir dank’ ich fuͤr die Ruhe-Statt,
Darin mein Leib, der muͤd’ und matt,
Sich wird auf wenig Stunden ſenken.
Ach laß inzwiſchen mein Gemuͤte
Sich bloß nach Dir, Du ew’ge Guͤte,
Als ſeiner wahren Ruhe, lenken!
Nimm, weil ich ſonſt nichts geben kann,
Mein bruͤnſtigs Abend-Opfer an!
Jch kann in weichen Feder-Decken
Gemaͤchlich meine Glieder ſtrecken.
Mein Herze, das dieß wol erkennet,
Wie viel Beqvemlichkeiten mir
O Schoͤpfer, Deine Gnade goͤnnet,
Ruf’t: Groſſer GOtt, hab Dank dafuͤr!
Wie mancher Menſch muß ſich anitzt
Auf einen harten Boden legen,
Wo er fuͤr Sturm, fuͤr Froſt und Regen
Sich kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzt!
Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen,
So lindern ſich auch ihre Plagen!
Laß mich in dieſer finſtern Nacht,
Durch Deine Liebe wol bewacht,
Fuͤr allem Unfall ſicher liegen!
So werd’ ich fruͤh die ſchoͤne Welt,

Wenn
II. Theil. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0261" n="225"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abend-Gebet.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">O</hi>GOTT, von Dem wir &#x017F;o viel Gaben</l><lb/>
            <l>Aus lauter Gnad&#x2019; empfangen haben,</l><lb/>
            <l>Dir dank&#x2019; ich fu&#x0364;r die Ruhe-Statt,</l><lb/>
            <l>Darin mein Leib, der mu&#x0364;d&#x2019; und matt,</l><lb/>
            <l>Sich wird auf wenig Stunden &#x017F;enken.</l><lb/>
            <l>Ach laß inzwi&#x017F;chen mein Gemu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Sich bloß nach Dir, Du ew&#x2019;ge Gu&#x0364;te,</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;einer wahren Ruhe, lenken!</l><lb/>
            <l>Nimm, weil ich &#x017F;on&#x017F;t nichts geben kann,</l><lb/>
            <l>Mein bru&#x0364;n&#x017F;tigs Abend-Opfer an!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Jch kann in weichen Feder-Decken</l><lb/>
            <l>Gema&#x0364;chlich meine Glieder &#x017F;trecken.</l><lb/>
            <l>Mein Herze, das dieß wol erkennet,</l><lb/>
            <l>Wie viel Beqvemlichkeiten mir</l><lb/>
            <l>O Scho&#x0364;pfer, Deine Gnade go&#x0364;nnet,</l><lb/>
            <l>Ruf&#x2019;t: Gro&#x017F;&#x017F;er GOtt, hab Dank dafu&#x0364;r!</l><lb/>
            <l>Wie mancher Men&#x017F;ch muß &#x017F;ich anitzt</l><lb/>
            <l>Auf einen harten Boden legen,</l><lb/>
            <l>Wo er fu&#x0364;r Sturm, fu&#x0364;r Fro&#x017F;t und Regen</l><lb/>
            <l>Sich kaum mit alten Lumpen &#x017F;chu&#x0364;tzt!</l><lb/>
            <l>Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen,</l><lb/>
            <l>So lindern &#x017F;ich auch ihre Plagen!</l><lb/>
            <l>Laß mich in die&#x017F;er fin&#x017F;tern Nacht,</l><lb/>
            <l>Durch Deine Liebe wol bewacht,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r allem Unfall &#x017F;icher liegen!</l><lb/>
            <l>So werd&#x2019; ich fru&#x0364;h die &#x017F;cho&#x0364;ne Welt,</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. P</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0261] Abend-Gebet. OGOTT, von Dem wir ſo viel Gaben Aus lauter Gnad’ empfangen haben, Dir dank’ ich fuͤr die Ruhe-Statt, Darin mein Leib, der muͤd’ und matt, Sich wird auf wenig Stunden ſenken. Ach laß inzwiſchen mein Gemuͤte Sich bloß nach Dir, Du ew’ge Guͤte, Als ſeiner wahren Ruhe, lenken! Nimm, weil ich ſonſt nichts geben kann, Mein bruͤnſtigs Abend-Opfer an! Jch kann in weichen Feder-Decken Gemaͤchlich meine Glieder ſtrecken. Mein Herze, das dieß wol erkennet, Wie viel Beqvemlichkeiten mir O Schoͤpfer, Deine Gnade goͤnnet, Ruf’t: Groſſer GOtt, hab Dank dafuͤr! Wie mancher Menſch muß ſich anitzt Auf einen harten Boden legen, Wo er fuͤr Sturm, fuͤr Froſt und Regen Sich kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzt! Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen, So lindern ſich auch ihre Plagen! Laß mich in dieſer finſtern Nacht, Durch Deine Liebe wol bewacht, Fuͤr allem Unfall ſicher liegen! So werd’ ich fruͤh die ſchoͤne Welt, Wenn II. Theil. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/261
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/261>, abgerufen am 21.11.2024.