OGOTT, von Dem wir so viel Gaben Aus lauter Gnad' empfangen haben, Dir dank' ich für die Ruhe-Statt, Darin mein Leib, der müd' und matt, Sich wird auf wenig Stunden senken. Ach laß inzwischen mein Gemüte Sich bloß nach Dir, Du ew'ge Güte, Als seiner wahren Ruhe, lenken! Nimm, weil ich sonst nichts geben kann, Mein brünstigs Abend-Opfer an!
Jch kann in weichen Feder-Decken Gemächlich meine Glieder strecken. Mein Herze, das dieß wol erkennet, Wie viel Beqvemlichkeiten mir O Schöpfer, Deine Gnade gönnet, Ruf't: Grosser GOtt, hab Dank dafür! Wie mancher Mensch muß sich anitzt Auf einen harten Boden legen, Wo er für Sturm, für Frost und Regen Sich kaum mit alten Lumpen schützt! Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen, So lindern sich auch ihre Plagen! Laß mich in dieser finstern Nacht, Durch Deine Liebe wol bewacht, Für allem Unfall sicher liegen! So werd' ich früh die schöne Welt,
Wenn
II. Theil. P
Abend-Gebet.
OGOTT, von Dem wir ſo viel Gaben Aus lauter Gnad’ empfangen haben, Dir dank’ ich fuͤr die Ruhe-Statt, Darin mein Leib, der muͤd’ und matt, Sich wird auf wenig Stunden ſenken. Ach laß inzwiſchen mein Gemuͤte Sich bloß nach Dir, Du ew’ge Guͤte, Als ſeiner wahren Ruhe, lenken! Nimm, weil ich ſonſt nichts geben kann, Mein bruͤnſtigs Abend-Opfer an!
Jch kann in weichen Feder-Decken Gemaͤchlich meine Glieder ſtrecken. Mein Herze, das dieß wol erkennet, Wie viel Beqvemlichkeiten mir O Schoͤpfer, Deine Gnade goͤnnet, Ruf’t: Groſſer GOtt, hab Dank dafuͤr! Wie mancher Menſch muß ſich anitzt Auf einen harten Boden legen, Wo er fuͤr Sturm, fuͤr Froſt und Regen Sich kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzt! Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen, So lindern ſich auch ihre Plagen! Laß mich in dieſer finſtern Nacht, Durch Deine Liebe wol bewacht, Fuͤr allem Unfall ſicher liegen! So werd’ ich fruͤh die ſchoͤne Welt,
Wenn
II. Theil. P
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Abend-Gebet.
OGOTT, von Dem wir ſo viel Gaben
Aus lauter Gnad’ empfangen haben,
Dir dank’ ich fuͤr die Ruhe-Statt,
Darin mein Leib, der muͤd’ und matt,
Sich wird auf wenig Stunden ſenken.
Ach laß inzwiſchen mein Gemuͤte
Sich bloß nach Dir, Du ew’ge Guͤte,
Als ſeiner wahren Ruhe, lenken!
Nimm, weil ich ſonſt nichts geben kann,
Mein bruͤnſtigs Abend-Opfer an!
Jch kann in weichen Feder-Decken
Gemaͤchlich meine Glieder ſtrecken.
Mein Herze, das dieß wol erkennet,
Wie viel Beqvemlichkeiten mir
O Schoͤpfer, Deine Gnade goͤnnet,
Ruf’t: Groſſer GOtt, hab Dank dafuͤr!
Wie mancher Menſch muß ſich anitzt
Auf einen harten Boden legen,
Wo er fuͤr Sturm, fuͤr Froſt und Regen
Sich kaum mit alten Lumpen ſchuͤtzt!
Hilf ihnen, HERR, ihr Elend tragen,
So lindern ſich auch ihre Plagen!
Laß mich in dieſer finſtern Nacht,
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Fuͤr allem Unfall ſicher liegen!
So werd’ ich fruͤh die ſchoͤne Welt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/261>, abgerufen am 22.02.2025.
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