Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die beste Dankbarkeit.
Jch seh das lieblich-grüne Gras,
Wenn es vom Thau des Morgens naß,
Als wie im bunten Feuer glimmen.
Jch seh der Sonne güld'ne Gluht
Auf reiner Bäche glatter Flut,
Als wie ein fliessend Silber, schwimmen.
Durch diesen Schein, durch dieses Glänzen
Entreisset sich die frohe Sele
Aus ihres ird'schen Cörpers Höle,
Aus den ihr sonst gewohnten Grenzen.
Durch dieses Feuers bunten Schein
Wird sie recht als auf einem Wagen
Von Feu'r und Glanz empor getragen.
Sie steigt durch die so schönen Flammen
Zu Dem, aus Dessen tiefem Meer
Von Lieb' und Licht so manches Heer
Von Sonnen und von Welten stammen.
Sie zündet Jhm der Andacht Kerze,
Zu Seiner Ehr', in Ehrfurcht an,
Und, weil sie sonst nichts geben kann,
So gibt sie Jhm im Dank ihr Herze.


Das
Die beſte Dankbarkeit.
Jch ſeh das lieblich-gruͤne Gras,
Wenn es vom Thau des Morgens naß,
Als wie im bunten Feuer glimmen.
Jch ſeh der Sonne guͤld’ne Gluht
Auf reiner Baͤche glatter Flut,
Als wie ein flieſſend Silber, ſchwimmen.
Durch dieſen Schein, durch dieſes Glaͤnzen
Entreiſſet ſich die frohe Sele
Aus ihres ird’ſchen Coͤrpers Hoͤle,
Aus den ihr ſonſt gewohnten Grenzen.
Durch dieſes Feuers bunten Schein
Wird ſie recht als auf einem Wagen
Von Feu’r und Glanz empor getragen.
Sie ſteigt durch die ſo ſchoͤnen Flammen
Zu Dem, aus Deſſen tiefem Meer
Von Lieb’ und Licht ſo manches Heer
Von Sonnen und von Welten ſtammen.
Sie zuͤndet Jhm der Andacht Kerze,
Zu Seiner Ehr’, in Ehrfurcht an,
Und, weil ſie ſonſt nichts geben kann,
So gibt ſie Jhm im Dank ihr Herze.


Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0186" n="150"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die be&#x017F;te Dankbarkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;eh das lieblich-gru&#x0364;ne Gras,</l><lb/>
            <l>Wenn es vom Thau des Morgens naß,</l><lb/>
            <l>Als wie im bunten Feuer glimmen.</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh der Sonne gu&#x0364;ld&#x2019;ne Gluht</l><lb/>
            <l>Auf reiner Ba&#x0364;che glatter Flut,</l><lb/>
            <l>Als wie ein flie&#x017F;&#x017F;end Silber, &#x017F;chwimmen.</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;en Schein, durch die&#x017F;es Gla&#x0364;nzen</l><lb/>
            <l>Entrei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich die frohe Sele</l><lb/>
            <l>Aus ihres ird&#x2019;&#x017F;chen Co&#x0364;rpers Ho&#x0364;le,</l><lb/>
            <l>Aus den ihr &#x017F;on&#x017F;t gewohnten Grenzen.</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;es Feuers bunten Schein</l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;ie recht als auf einem Wagen</l><lb/>
            <l>Von Feu&#x2019;r und Glanz empor getragen.</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;teigt durch die &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Flammen</l><lb/>
            <l>Zu Dem, aus De&#x017F;&#x017F;en tiefem Meer</l><lb/>
            <l>Von Lieb&#x2019; und Licht &#x017F;o manches Heer</l><lb/>
            <l>Von Sonnen und von Welten &#x017F;tammen.</l><lb/>
            <l>Sie zu&#x0364;ndet Jhm der Andacht Kerze,</l><lb/>
            <l>Zu Seiner Ehr&#x2019;, in Ehrfurcht an,</l><lb/>
            <l>Und, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nichts geben kann,</l><lb/>
            <l>So gibt &#x017F;ie Jhm im Dank ihr Herze.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0186] Die beſte Dankbarkeit. Jch ſeh das lieblich-gruͤne Gras, Wenn es vom Thau des Morgens naß, Als wie im bunten Feuer glimmen. Jch ſeh der Sonne guͤld’ne Gluht Auf reiner Baͤche glatter Flut, Als wie ein flieſſend Silber, ſchwimmen. Durch dieſen Schein, durch dieſes Glaͤnzen Entreiſſet ſich die frohe Sele Aus ihres ird’ſchen Coͤrpers Hoͤle, Aus den ihr ſonſt gewohnten Grenzen. Durch dieſes Feuers bunten Schein Wird ſie recht als auf einem Wagen Von Feu’r und Glanz empor getragen. Sie ſteigt durch die ſo ſchoͤnen Flammen Zu Dem, aus Deſſen tiefem Meer Von Lieb’ und Licht ſo manches Heer Von Sonnen und von Welten ſtammen. Sie zuͤndet Jhm der Andacht Kerze, Zu Seiner Ehr’, in Ehrfurcht an, Und, weil ſie ſonſt nichts geben kann, So gibt ſie Jhm im Dank ihr Herze. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/186
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/186>, abgerufen am 21.11.2024.