Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Abermalige
Betrachtung des Mond-Scheins.
Noch keinmal ist mir zu Gesicht'
Ein herrlicher Spectakel kommen,
Als jüngst, da bey dem vollen Licht
Des Mondes ein sehr zarter Duft
Den weiten Raum der tiefen Luft
Mit hellen Wolken eingenommen.
Von einem weissen Flor, von einem dünnen Schleier
Ward der so hell-gestirnte Bogen
Allmälich überzogen.
Des Mondes Silber-weisses Feuer,
So bis daher die Luft erfüllt,
War Anfangs etwas eingehüllt;
Nachher eröffnet sich auf eine süsse Weise
Der schön'ste Schauplatz, den die Welt
Den Augen jemals vorgestellt.
Viel fast Schnee-weisse Wolken-Kreise,
Die bey viel Kreisen von Sapphir
Jn recht verwunderlicher Zier
Und ordentlichem Wechsel schienen,
Erhub die dunk'le Pracht der tiefen Himmels-Bühnen.
Es bildeten sich schön, da sich der Duft zerstückte,
Die grossen Cirkel selbst, wodurch der Himmel sich
Ganz ausserordentlich
Mit Regel-rechten Cirkeln schmückte.
Von diesen Kreisen schien in einem reinen Schein
Der Mond der Mittel-Punct zu seyn.
Es kann am Himmel und auf Erden
Nichts prächtigers gesehen werden.
Der dunkeln Kreise Tief' und Schwärze

Glich
J 4
Abermalige
Betrachtung des Mond-Scheins.
Noch keinmal iſt mir zu Geſicht’
Ein herrlicher Spectakel kommen,
Als juͤngſt, da bey dem vollen Licht
Des Mondes ein ſehr zarter Duft
Den weiten Raum der tiefen Luft
Mit hellen Wolken eingenommen.
Von einem weiſſen Flor, von einem duͤnnen Schleier
Ward der ſo hell-geſtirnte Bogen
Allmaͤlich uͤberzogen.
Des Mondes Silber-weiſſes Feuer,
So bis daher die Luft erfuͤllt,
War Anfangs etwas eingehuͤllt;
Nachher eroͤffnet ſich auf eine ſuͤſſe Weiſe
Der ſchoͤn’ſte Schauplatz, den die Welt
Den Augen jemals vorgeſtellt.
Viel faſt Schnee-weiſſe Wolken-Kreiſe,
Die bey viel Kreiſen von Sapphir
Jn recht verwunderlicher Zier
Und ordentlichem Wechſel ſchienen,
Erhub die dunk’le Pracht der tiefen Himmels-Buͤhnen.
Es bildeten ſich ſchoͤn, da ſich der Duft zerſtuͤckte,
Die groſſen Cirkel ſelbſt, wodurch der Himmel ſich
Ganz auſſerordentlich
Mit Regel-rechten Cirkeln ſchmuͤckte.
Von dieſen Kreiſen ſchien in einem reinen Schein
Der Mond der Mittel-Punct zu ſeyn.
Es kann am Himmel und auf Erden
Nichts praͤchtigers geſehen werden.
Der dunkeln Kreiſe Tief’ und Schwaͤrze

Glich
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0171" n="135"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abermalige<lb/>
Betrachtung des Mond-Scheins.</hi> </head><lb/>
          <lg n="35">
            <l><hi rendition="#in">N</hi>och keinmal i&#x017F;t mir zu Ge&#x017F;icht&#x2019;</l><lb/>
            <l>Ein herrlicher Spectakel kommen,</l><lb/>
            <l>Als ju&#x0364;ng&#x017F;t, da bey dem vollen Licht</l><lb/>
            <l>Des Mondes ein &#x017F;ehr zarter Duft</l><lb/>
            <l>Den weiten Raum der tiefen Luft</l><lb/>
            <l>Mit hellen Wolken eingenommen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="36">
            <l>Von einem wei&#x017F;&#x017F;en Flor, von einem du&#x0364;nnen Schleier</l><lb/>
            <l>Ward der &#x017F;o hell-ge&#x017F;tirnte Bogen</l><lb/>
            <l>Allma&#x0364;lich u&#x0364;berzogen.</l><lb/>
            <l>Des Mondes Silber-wei&#x017F;&#x017F;es Feuer,</l><lb/>
            <l>So bis daher die Luft erfu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <l>War Anfangs etwas eingehu&#x0364;llt;</l><lb/>
            <l>Nachher ero&#x0364;ffnet &#x017F;ich auf eine &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wei&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;cho&#x0364;n&#x2019;&#x017F;te Schauplatz, den die Welt</l><lb/>
            <l>Den Augen jemals vorge&#x017F;tellt.</l><lb/>
            <l>Viel fa&#x017F;t Schnee-wei&#x017F;&#x017F;e Wolken-Krei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Die bey viel Krei&#x017F;en von Sapphir</l><lb/>
            <l>Jn recht verwunderlicher Zier</l><lb/>
            <l>Und ordentlichem Wech&#x017F;el &#x017F;chienen,</l><lb/>
            <l>Erhub die dunk&#x2019;le Pracht der tiefen Himmels-Bu&#x0364;hnen.</l><lb/>
            <l>Es bildeten &#x017F;ich &#x017F;cho&#x0364;n, da &#x017F;ich der Duft zer&#x017F;tu&#x0364;ckte,</l><lb/>
            <l>Die gro&#x017F;&#x017F;en Cirkel &#x017F;elb&#x017F;t, wodurch der Himmel &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Ganz au&#x017F;&#x017F;erordentlich</l><lb/>
            <l>Mit Regel-rechten Cirkeln &#x017F;chmu&#x0364;ckte.</l><lb/>
            <l>Von die&#x017F;en Krei&#x017F;en &#x017F;chien in einem reinen Schein</l><lb/>
            <l>Der Mond der Mittel-Punct zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Es kann am Himmel und auf Erden</l><lb/>
            <l>Nichts pra&#x0364;chtigers ge&#x017F;ehen werden.</l><lb/>
            <l>Der dunkeln Krei&#x017F;e Tief&#x2019; und Schwa&#x0364;rze</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Glich</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0171] Abermalige Betrachtung des Mond-Scheins. Noch keinmal iſt mir zu Geſicht’ Ein herrlicher Spectakel kommen, Als juͤngſt, da bey dem vollen Licht Des Mondes ein ſehr zarter Duft Den weiten Raum der tiefen Luft Mit hellen Wolken eingenommen. Von einem weiſſen Flor, von einem duͤnnen Schleier Ward der ſo hell-geſtirnte Bogen Allmaͤlich uͤberzogen. Des Mondes Silber-weiſſes Feuer, So bis daher die Luft erfuͤllt, War Anfangs etwas eingehuͤllt; Nachher eroͤffnet ſich auf eine ſuͤſſe Weiſe Der ſchoͤn’ſte Schauplatz, den die Welt Den Augen jemals vorgeſtellt. Viel faſt Schnee-weiſſe Wolken-Kreiſe, Die bey viel Kreiſen von Sapphir Jn recht verwunderlicher Zier Und ordentlichem Wechſel ſchienen, Erhub die dunk’le Pracht der tiefen Himmels-Buͤhnen. Es bildeten ſich ſchoͤn, da ſich der Duft zerſtuͤckte, Die groſſen Cirkel ſelbſt, wodurch der Himmel ſich Ganz auſſerordentlich Mit Regel-rechten Cirkeln ſchmuͤckte. Von dieſen Kreiſen ſchien in einem reinen Schein Der Mond der Mittel-Punct zu ſeyn. Es kann am Himmel und auf Erden Nichts praͤchtigers geſehen werden. Der dunkeln Kreiſe Tief’ und Schwaͤrze Glich J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/171
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/171>, abgerufen am 30.12.2024.