Mögten doch die Menschen gläuben, Welche Leib's- und Selen-Lust Denen, die recht sehn, bewust! Keine Feder kanns beschreiben.
Da es nun zu Tage lieget, Daß, wenn etwas uns vergnüget, Es dem Leib' ein' Arzeney, So wie dem Gemüte, sey; Daß es das Geblüt' versüsset, Daß es in der muntern Brust Ungesperr't und richtig fliesset; Also muß ja wol die Lust, So uns die Geschöpfe geben, Wenn wir sie, zu GOttes Ehr', Anzusehen und zu merken Uns mit rechtem Ernst bestreben, Unsern Geist je mehr und mehr, Ja selbst die Gesundheit, stärken.
Denn auf unserm Welt-Gebäude Jst warhaftig alle Freude Gegen dieser Dunst und Rauch, Wenn man, wie sichs deutlich weis't, Durch vernünftigen Gebrauch Uns'rer Sinne, Leib und Geist Mit des Schöpfers Werk verbindet, Weil man dann auf jeder Stelle Aller Freuden ew'ge Qvelle, Aller Dinge Schöpfer, findet.
Der
II. Theil. J
Wahre Freude.
Moͤgten doch die Menſchen glaͤuben, Welche Leib’s- und Selen-Luſt Denen, die recht ſehn, bewuſt! Keine Feder kanns beſchreiben.
Da es nun zu Tage lieget, Daß, wenn etwas uns vergnuͤget, Es dem Leib’ ein’ Arzeney, So wie dem Gemuͤte, ſey; Daß es das Gebluͤt’ verſuͤſſet, Daß es in der muntern Bruſt Ungeſperr’t und richtig flieſſet; Alſo muß ja wol die Luſt, So uns die Geſchoͤpfe geben, Wenn wir ſie, zu GOttes Ehr’, Anzuſehen und zu merken Uns mit rechtem Ernſt beſtreben, Unſern Geiſt je mehr und mehr, Ja ſelbſt die Geſundheit, ſtaͤrken.
Denn auf unſerm Welt-Gebaͤude Jſt warhaftig alle Freude Gegen dieſer Dunſt und Rauch, Wenn man, wie ſichs deutlich weiſ’t, Durch vernuͤnftigen Gebrauch Unſ’rer Sinne, Leib und Geiſt Mit des Schoͤpfers Werk verbindet, Weil man dann auf jeder Stelle Aller Freuden ew’ge Qvelle, Aller Dinge Schoͤpfer, findet.
Der
II. Theil. J
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Wahre Freude.
Moͤgten doch die Menſchen glaͤuben,
Welche Leib’s- und Selen-Luſt
Denen, die recht ſehn, bewuſt!
Keine Feder kanns beſchreiben.
Da es nun zu Tage lieget,
Daß, wenn etwas uns vergnuͤget,
Es dem Leib’ ein’ Arzeney,
So wie dem Gemuͤte, ſey;
Daß es das Gebluͤt’ verſuͤſſet,
Daß es in der muntern Bruſt
Ungeſperr’t und richtig flieſſet;
Alſo muß ja wol die Luſt,
So uns die Geſchoͤpfe geben,
Wenn wir ſie, zu GOttes Ehr’,
Anzuſehen und zu merken
Uns mit rechtem Ernſt beſtreben,
Unſern Geiſt je mehr und mehr,
Ja ſelbſt die Geſundheit, ſtaͤrken.
Denn auf unſerm Welt-Gebaͤude
Jſt warhaftig alle Freude
Gegen dieſer Dunſt und Rauch,
Wenn man, wie ſichs deutlich weiſ’t,
Durch vernuͤnftigen Gebrauch
Unſ’rer Sinne, Leib und Geiſt
Mit des Schoͤpfers Werk verbindet,
Weil man dann auf jeder Stelle
Aller Freuden ew’ge Qvelle,
Aller Dinge Schoͤpfer, findet.
Der
II. Theil. J
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/165>, abgerufen am 22.02.2025.
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