Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Wirkung des Frühlings im menschli- chen Gemüte. Wenn dort die Nachtigal die schlanke Zunge kräu- selt; Ergetzt das Ohr mein Herz. Wenn ein gelinder Wind Mit sanfter Schmeicheley in lauen Lüften säuselt; Besel't mich das Gefül. Wenn Floren Früh- lings-Kind Zibet und Ambra dampft, die Kräuter Balsam schwitzen; Erqvickt mich der Geruch, und wenn gereifte Frücht' Jhr säurlich süsses Naß auf Gaum und Zunge spritzen; Entzückt mich der Geschmack. Wenn aber mein Gesicht Jm hellen Sonnen-Stral und heiterm Frülings- Wetter Der Felder güld'nen Schmuck, der Wälder zarte Blätter, Zumal der Gärten Pracht, der Bluhmen Glanz er- blickt; Ergetzt, erqvickt, beleb't, besel't mich und entzückt Ein etwas, das mich selbst mir selber fast entrückt. Ver-
Wirkung des Fruͤhlings im menſchli- chen Gemuͤte. Wenn dort die Nachtigal die ſchlanke Zunge kraͤu- ſelt; Ergetzt das Ohr mein Herz. Weñ ein gelinder Wind Mit ſanfter Schmeicheley in lauen Luͤften ſaͤuſelt; Beſel’t mich das Gefuͤl. Wenn Floren Fruͤh- lings-Kind Zibet und Ambra dampft, die Kraͤuter Balſam ſchwitzen; Erqvickt mich der Geruch, und wenn gereifte Fruͤcht’ Jhr ſaͤurlich ſuͤſſes Naß auf Gaum und Zunge ſpritzen; Entzuͤckt mich der Geſchmack. Wenn aber mein Geſicht Jm hellen Sonnen-Stral und heiterm Fruͤlings- Wetter Der Felder guͤld’nen Schmuck, der Waͤlder zarte Blaͤtter, Zumal der Gaͤrten Pracht, der Bluhmen Glanz er- blickt; Ergetzt, erqvickt, beleb’t, beſel’t mich und entzuͤckt Ein etwas, das mich ſelbſt mir ſelber faſt entruͤckt. Ver-
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Wirkung des Fruͤhlings im menſchli-
chen Gemuͤte.
Wenn dort die Nachtigal die ſchlanke Zunge kraͤu-
ſelt;
Ergetzt das Ohr mein Herz. Weñ ein gelinder Wind
Mit ſanfter Schmeicheley in lauen Luͤften ſaͤuſelt;
Beſel’t mich das Gefuͤl. Wenn Floren Fruͤh-
lings-Kind
Zibet und Ambra dampft, die Kraͤuter Balſam
ſchwitzen;
Erqvickt mich der Geruch, und wenn gereifte Fruͤcht’
Jhr ſaͤurlich ſuͤſſes Naß auf Gaum und Zunge ſpritzen;
Entzuͤckt mich der Geſchmack. Wenn aber mein
Geſicht
Jm hellen Sonnen-Stral und heiterm Fruͤlings-
Wetter
Der Felder guͤld’nen Schmuck, der Waͤlder zarte
Blaͤtter,
Zumal der Gaͤrten Pracht, der Bluhmen Glanz er-
blickt;
Ergetzt, erqvickt, beleb’t, beſel’t mich und entzuͤckt
Ein etwas, das mich ſelbſt mir ſelber faſt entruͤckt.
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