Grosser GOtt! ich stehe stille, Und erstaun' ob aller Fülle Aller Vollenkommenheit, Aller Pracht und Lieblichkeit, Die ich, wo ich geh' und stehe, Mit Ergetzen hör' und sehe, Sonderlich zu dieser Zeit. Laß mich sehen, laß mich hören, Grosses All, zu Deinen Ehren, Alles, was ich hör' und sehe!
Jch höre die Vögel mit klingenden Kälen, Vom lieblichen Grünen der Wälder entzückt, Mit Freuden erzälen: Der GOtt ist hier, der alles schmückt.
Man höret, im lieblich-beweglichen Wallen, Wann Zephir sanft über die Aeren hinfährt, Mit Zischen erschallen: Der GOtt ist hier, der alles nährt.
Man höret die Wellen in rauschenden Bächen, Wann jede sich fröhlich bald hebet, bald senkt, Sanft murmeln und sprechen: Der GOtt ist hier, der alles tränkt.
Man höret die Sprache der lispelnden Winde, Es merkets der Selen aufmerkende Kraft, Sie säuseln gelinde: Der GOtt ist hier, der alles schafft.
Wir
GOttes Allgegenwart.
Groſſer GOtt! ich ſtehe ſtille, Und erſtaun’ ob aller Fuͤlle Aller Vollenkommenheit, Aller Pracht und Lieblichkeit, Die ich, wo ich geh’ und ſtehe, Mit Ergetzen hoͤr’ und ſehe, Sonderlich zu dieſer Zeit. Laß mich ſehen, laß mich hoͤren, Groſſes All, zu Deinen Ehren, Alles, was ich hoͤr’ und ſehe!
Jch hoͤre die Voͤgel mit klingenden Kaͤlen, Vom lieblichen Gruͤnen der Waͤlder entzuͤckt, Mit Freuden erzaͤlen: Der GOtt iſt hier, der alles ſchmuͤckt.
Man hoͤret, im lieblich-beweglichen Wallen, Wann Zephir ſanft uͤber die Aeren hinfaͤhrt, Mit Ziſchen erſchallen: Der GOtt iſt hier, der alles naͤhrt.
Man hoͤret die Wellen in rauſchenden Baͤchen, Wann jede ſich froͤhlich bald hebet, bald ſenkt, Sanft murmeln und ſprechen: Der GOtt iſt hier, der alles traͤnkt.
Man hoͤret die Sprache der liſpelnden Winde, Es merkets der Selen aufmerkende Kraft, Sie ſaͤuſeln gelinde: Der GOtt iſt hier, der alles ſchafft.
Wir
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GOttes Allgegenwart.
Groſſer GOtt! ich ſtehe ſtille,
Und erſtaun’ ob aller Fuͤlle
Aller Vollenkommenheit,
Aller Pracht und Lieblichkeit,
Die ich, wo ich geh’ und ſtehe,
Mit Ergetzen hoͤr’ und ſehe,
Sonderlich zu dieſer Zeit.
Laß mich ſehen, laß mich hoͤren,
Groſſes All, zu Deinen Ehren,
Alles, was ich hoͤr’ und ſehe!
Jch hoͤre die Voͤgel mit klingenden Kaͤlen,
Vom lieblichen Gruͤnen der Waͤlder entzuͤckt,
Mit Freuden erzaͤlen:
Der GOtt iſt hier, der alles ſchmuͤckt.
Man hoͤret, im lieblich-beweglichen Wallen,
Wann Zephir ſanft uͤber die Aeren hinfaͤhrt,
Mit Ziſchen erſchallen:
Der GOtt iſt hier, der alles naͤhrt.
Man hoͤret die Wellen in rauſchenden Baͤchen,
Wann jede ſich froͤhlich bald hebet, bald ſenkt,
Sanft murmeln und ſprechen:
Der GOtt iſt hier, der alles traͤnkt.
Man hoͤret die Sprache der liſpelnden Winde,
Es merkets der Selen aufmerkende Kraft,
Sie ſaͤuſeln gelinde:
Der GOtt iſt hier, der alles ſchafft.
Wir
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/113>, abgerufen am 22.02.2025.
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