und Gelüsten ihres verdorbenen Herzens überlassen. So mußten sie denn immer tiefer sinken in ihrem sitt- lichen Elende.
3.
Die Entheiligung des Sonntags schlägt dem christlichen Familienleben schwere Wunden. Klein ist die Familie als Gesellschaft, aber dennoch überaus groß ihre sociale Bedeutung für die Menschheit. Der Staat erhält von ihr seine Bürger, seine Unterthanen und Vorgesetzten. Sind die Familien schlecht und verdorben, so ist der ganze Staat corrum- pirt. Mag dann derselbe auch ein Heer besitzen, dessen Soldaten geschickt die besten Mordwaffen zu handhaben verstehen, mag er nach Außen auch große Handels- verbindungen unterhalten und bedeutenden politischen Einfluß ausüben, so ist doch im Innern Alles morsch, faul und unhaltbar und auch der äußere Glanz und die äußere Macht wird nicht von langer Dauer sein. Auch der Ruhm und die segensreiche Wirksamkeit unserer heiligen Kirche hängt eng zusammen mit der sitt- lichen Beschaffenheit der christlichen Familie. Fast um- sonst verkündigen wir Prediger das Wort Gottes, fast umsonst verwalten wir Beichtväter unser wichtiges Amt im Beichtstuhle, fast umsonst ist alle eifrige Bemühung eines Seelsorgers in seiner Gemeinde, wenn man das christliche Leben in den Familien vernachlässigt, wenn nicht die Eltern, die Träger des Familienlebens, durch treue Pflichterfüllung die Priester und Seelsorger
und Gelüsten ihres verdorbenen Herzens überlassen. So mußten sie denn immer tiefer sinken in ihrem sitt- lichen Elende.
3.
Die Entheiligung des Sonntags schlägt dem christlichen Familienleben schwere Wunden. Klein ist die Familie als Gesellschaft, aber dennoch überaus groß ihre sociale Bedeutung für die Menschheit. Der Staat erhält von ihr seine Bürger, seine Unterthanen und Vorgesetzten. Sind die Familien schlecht und verdorben, so ist der ganze Staat corrum- pirt. Mag dann derselbe auch ein Heer besitzen, dessen Soldaten geschickt die besten Mordwaffen zu handhaben verstehen, mag er nach Außen auch große Handels- verbindungen unterhalten und bedeutenden politischen Einfluß ausüben, so ist doch im Innern Alles morsch, faul und unhaltbar und auch der äußere Glanz und die äußere Macht wird nicht von langer Dauer sein. Auch der Ruhm und die segensreiche Wirksamkeit unserer heiligen Kirche hängt eng zusammen mit der sitt- lichen Beschaffenheit der christlichen Familie. Fast um- sonst verkündigen wir Prediger das Wort Gottes, fast umsonst verwalten wir Beichtväter unser wichtiges Amt im Beichtstuhle, fast umsonst ist alle eifrige Bemühung eines Seelsorgers in seiner Gemeinde, wenn man das christliche Leben in den Familien vernachlässigt, wenn nicht die Eltern, die Träger des Familienlebens, durch treue Pflichterfüllung die Priester und Seelsorger
<TEI><text><body><divn="6"><divn="2"><p><pbfacs="#f0149"xml:id="B836_001_1901_pb0137_0001"n="137"/>
und Gelüsten ihres verdorbenen Herzens überlassen.<lb/>
So mußten sie denn immer tiefer sinken in ihrem sitt-<lb/>
lichen Elende.</p></div><divn="3"><headrendition="#c">3.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Entheiligung des Sonntags schlägt<lb/>
dem christlichen Familienleben schwere<lb/>
Wunden</hi>. Klein ist die Familie als Gesellschaft, aber<lb/>
dennoch überaus groß ihre sociale Bedeutung für die<lb/>
Menschheit. Der Staat erhält von ihr seine Bürger,<lb/>
seine Unterthanen und Vorgesetzten. Sind die Familien<lb/>
schlecht und verdorben, so ist der ganze Staat corrum-<lb/>
pirt. Mag dann derselbe auch ein Heer besitzen, dessen<lb/>
Soldaten geschickt die besten Mordwaffen zu handhaben<lb/>
verstehen, mag er nach Außen auch große Handels-<lb/>
verbindungen unterhalten und bedeutenden politischen<lb/>
Einfluß ausüben, so ist doch im Innern Alles morsch,<lb/>
faul und unhaltbar und auch der äußere Glanz und<lb/>
die äußere Macht wird nicht von langer Dauer sein.<lb/>
Auch der Ruhm und die segensreiche Wirksamkeit unserer<lb/>
heiligen Kirche hängt eng zusammen mit der sitt-<lb/>
lichen Beschaffenheit der christlichen Familie. Fast um-<lb/>
sonst verkündigen wir Prediger das Wort Gottes, fast<lb/>
umsonst verwalten wir Beichtväter unser wichtiges Amt<lb/>
im Beichtstuhle, fast umsonst ist alle eifrige Bemühung<lb/>
eines Seelsorgers in seiner Gemeinde, wenn man das<lb/>
christliche Leben in den Familien vernachlässigt, wenn<lb/>
nicht die Eltern, die Träger des Familienlebens, durch<lb/>
treue Pflichterfüllung die Priester und Seelsorger<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[137/0149]
und Gelüsten ihres verdorbenen Herzens überlassen.
So mußten sie denn immer tiefer sinken in ihrem sitt-
lichen Elende.
3.
Die Entheiligung des Sonntags schlägt
dem christlichen Familienleben schwere
Wunden. Klein ist die Familie als Gesellschaft, aber
dennoch überaus groß ihre sociale Bedeutung für die
Menschheit. Der Staat erhält von ihr seine Bürger,
seine Unterthanen und Vorgesetzten. Sind die Familien
schlecht und verdorben, so ist der ganze Staat corrum-
pirt. Mag dann derselbe auch ein Heer besitzen, dessen
Soldaten geschickt die besten Mordwaffen zu handhaben
verstehen, mag er nach Außen auch große Handels-
verbindungen unterhalten und bedeutenden politischen
Einfluß ausüben, so ist doch im Innern Alles morsch,
faul und unhaltbar und auch der äußere Glanz und
die äußere Macht wird nicht von langer Dauer sein.
Auch der Ruhm und die segensreiche Wirksamkeit unserer
heiligen Kirche hängt eng zusammen mit der sitt-
lichen Beschaffenheit der christlichen Familie. Fast um-
sonst verkündigen wir Prediger das Wort Gottes, fast
umsonst verwalten wir Beichtväter unser wichtiges Amt
im Beichtstuhle, fast umsonst ist alle eifrige Bemühung
eines Seelsorgers in seiner Gemeinde, wenn man das
christliche Leben in den Familien vernachlässigt, wenn
nicht die Eltern, die Träger des Familienlebens, durch
treue Pflichterfüllung die Priester und Seelsorger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/149>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.