Eine tiefe Kluft trennt die bisher geschilderten Wirbelthiere von den noch zu beschreibenden. Jene athmen in allen Lebenszuständen durch Lungen, diese wenigstens in der Jugend durch Kiemen. Jn der Klasse, mit welcher wir uns beschäftigen werden, findet dementsprechend eine Verwandlung statt, wie solche bei den niederen wirbellosen Thieren sehr allgemein, d. h. die Angehörigen unserer Klasse haben, wenn sie das Ei verlassen, noch nicht den Bau und die Leibeseinrichtung ihrer Eltern, sondern erhalten beide erst später, in Folge eines Ueberganges aus dem Zustande der Larven in den der Erwachsenen.
Die Lurche nähern sich den Fischen in noch höherem Grade als die Kriechthiere, welche man gewöhnlich mit ihnen in einer und derselben Klasse zusammenfaßt, sich ihrerseits den Vögeln. Jhr Jugendleben ist das eines Fisches, und erst mit den reiferen Jahren wird es ihnen möglich, beid- lebig zu sein, obwohl sie, zum Mindesten die größte Mehrzahl von ihnen, niemals vom Wasser sich gänzlich entfernen, bezüglich freimachen können.
Jhre Gestalt ändert vielfach und bedeutend ab, indem, wie Karl Vogt sagt, "einerseits gänzlicher Mangel an Gliedmaßen oder höchst verkümmerte Entwicklung derselben mit drehrunder Wurmform, andererseits, bei stark entwickelten Gehwerkzeugen breite, abgeplattete Körper- gestalt, welche sich der Scheibenform nähert, vorhanden ist. Bei den auf dem Lande lebenden gliedmaßenlosen Blindwühlen gleicht der ganze Körper, der nur Leib und durchaus schwanzlos ist, vollkommen einem Regenwurme, während bei den im Wasser lebenden Aalmolchen bei langstreckiger Aalform doch ein seitlich zusammengedrückter Schwanz, oft mit einer senkrechten Hautfalte als Schwimmflosse versehen, die Schwimmbewegung vermittelt. Hierzu gesellen sich nun allmählich die Füße in allen Stufen der Ausbildung, anfänglich durchaus unfähig, den Körper zu stützen und nur mit kleinen Kümmerzehen in geringer Anzahl ausgerüstet. Zuweilen sind nur die Vorderfüße vorhanden, die als unbedeutende Stummelchen am Halse hängen, in anderen Fällen nur die Hinter- füße. Jemehr sich die Füße entwickeln, desto mehr schiebt sich der Körper zusammen und plattet zugleich sich ab. Bei den froschartigen Thieren schwindet der Schwanz im erwachsenen Alter voll- ständig, sodaß keine Spur mehr davon vorhanden ist, und der After sich unmittelbar wie bei den Blindwühlen an dem hinteren Ende des scheibenförmigen Körpers befindet. Die Hinterfüße bekommen bei diesen Thieren ein gewaltiges Uebergewicht über die kleinen, kurzstämmigen, meist ein- wärts gedrehten Vorderfüße, welche gewöhnlich nur vier Zehen haben, während die hinteren meist deren fünf besitzen. Die Bewegung auf dem Lande geschieht meistens nur sprungweise, indem die kräftigen Hinterschenkel den Körper oft auf ziemlich bedeutende Strecken hin durch plötzliche Spannung fortschnellen.
Brehm, Thierleben. V. 23
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Eine tiefe Kluft trennt die bisher geſchilderten Wirbelthiere von den noch zu beſchreibenden. Jene athmen in allen Lebenszuſtänden durch Lungen, dieſe wenigſtens in der Jugend durch Kiemen. Jn der Klaſſe, mit welcher wir uns beſchäftigen werden, findet dementſprechend eine Verwandlung ſtatt, wie ſolche bei den niederen wirbelloſen Thieren ſehr allgemein, d. h. die Angehörigen unſerer Klaſſe haben, wenn ſie das Ei verlaſſen, noch nicht den Bau und die Leibeseinrichtung ihrer Eltern, ſondern erhalten beide erſt ſpäter, in Folge eines Ueberganges aus dem Zuſtande der Larven in den der Erwachſenen.
Die Lurche nähern ſich den Fiſchen in noch höherem Grade als die Kriechthiere, welche man gewöhnlich mit ihnen in einer und derſelben Klaſſe zuſammenfaßt, ſich ihrerſeits den Vögeln. Jhr Jugendleben iſt das eines Fiſches, und erſt mit den reiferen Jahren wird es ihnen möglich, beid- lebig zu ſein, obwohl ſie, zum Mindeſten die größte Mehrzahl von ihnen, niemals vom Waſſer ſich gänzlich entfernen, bezüglich freimachen können.
Jhre Geſtalt ändert vielfach und bedeutend ab, indem, wie Karl Vogt ſagt, „einerſeits gänzlicher Mangel an Gliedmaßen oder höchſt verkümmerte Entwicklung derſelben mit drehrunder Wurmform, andererſeits, bei ſtark entwickelten Gehwerkzeugen breite, abgeplattete Körper- geſtalt, welche ſich der Scheibenform nähert, vorhanden iſt. Bei den auf dem Lande lebenden gliedmaßenloſen Blindwühlen gleicht der ganze Körper, der nur Leib und durchaus ſchwanzlos iſt, vollkommen einem Regenwurme, während bei den im Waſſer lebenden Aalmolchen bei langſtreckiger Aalform doch ein ſeitlich zuſammengedrückter Schwanz, oft mit einer ſenkrechten Hautfalte als Schwimmfloſſe verſehen, die Schwimmbewegung vermittelt. Hierzu geſellen ſich nun allmählich die Füße in allen Stufen der Ausbildung, anfänglich durchaus unfähig, den Körper zu ſtützen und nur mit kleinen Kümmerzehen in geringer Anzahl ausgerüſtet. Zuweilen ſind nur die Vorderfüße vorhanden, die als unbedeutende Stummelchen am Halſe hängen, in anderen Fällen nur die Hinter- füße. Jemehr ſich die Füße entwickeln, deſto mehr ſchiebt ſich der Körper zuſammen und plattet zugleich ſich ab. Bei den froſchartigen Thieren ſchwindet der Schwanz im erwachſenen Alter voll- ſtändig, ſodaß keine Spur mehr davon vorhanden iſt, und der After ſich unmittelbar wie bei den Blindwühlen an dem hinteren Ende des ſcheibenförmigen Körpers befindet. Die Hinterfüße bekommen bei dieſen Thieren ein gewaltiges Uebergewicht über die kleinen, kurzſtämmigen, meiſt ein- wärts gedrehten Vorderfüße, welche gewöhnlich nur vier Zehen haben, während die hinteren meiſt deren fünf beſitzen. Die Bewegung auf dem Lande geſchieht meiſtens nur ſprungweiſe, indem die kräftigen Hinterſchenkel den Körper oft auf ziemlich bedeutende Strecken hin durch plötzliche Spannung fortſchnellen.
Brehm, Thierleben. V. 23
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Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Eine tiefe Kluft trennt die bisher geſchilderten Wirbelthiere von den noch zu beſchreibenden.
Jene athmen in allen Lebenszuſtänden durch Lungen, dieſe wenigſtens in der Jugend durch Kiemen.
Jn der Klaſſe, mit welcher wir uns beſchäftigen werden, findet dementſprechend eine Verwandlung
ſtatt, wie ſolche bei den niederen wirbelloſen Thieren ſehr allgemein, d. h. die Angehörigen unſerer
Klaſſe haben, wenn ſie das Ei verlaſſen, noch nicht den Bau und die Leibeseinrichtung ihrer Eltern,
ſondern erhalten beide erſt ſpäter, in Folge eines Ueberganges aus dem Zuſtande der Larven in den
der Erwachſenen.
Die Lurche nähern ſich den Fiſchen in noch höherem Grade als die Kriechthiere, welche man
gewöhnlich mit ihnen in einer und derſelben Klaſſe zuſammenfaßt, ſich ihrerſeits den Vögeln. Jhr
Jugendleben iſt das eines Fiſches, und erſt mit den reiferen Jahren wird es ihnen möglich, beid-
lebig zu ſein, obwohl ſie, zum Mindeſten die größte Mehrzahl von ihnen, niemals vom Waſſer
ſich gänzlich entfernen, bezüglich freimachen können.
Jhre Geſtalt ändert vielfach und bedeutend ab, indem, wie Karl Vogt ſagt, „einerſeits
gänzlicher Mangel an Gliedmaßen oder höchſt verkümmerte Entwicklung derſelben mit drehrunder
Wurmform, andererſeits, bei ſtark entwickelten Gehwerkzeugen breite, abgeplattete Körper-
geſtalt, welche ſich der Scheibenform nähert, vorhanden iſt. Bei den auf dem Lande lebenden
gliedmaßenloſen Blindwühlen gleicht der ganze Körper, der nur Leib und durchaus ſchwanzlos iſt,
vollkommen einem Regenwurme, während bei den im Waſſer lebenden Aalmolchen bei langſtreckiger
Aalform doch ein ſeitlich zuſammengedrückter Schwanz, oft mit einer ſenkrechten Hautfalte als
Schwimmfloſſe verſehen, die Schwimmbewegung vermittelt. Hierzu geſellen ſich nun allmählich die
Füße in allen Stufen der Ausbildung, anfänglich durchaus unfähig, den Körper zu ſtützen und nur
mit kleinen Kümmerzehen in geringer Anzahl ausgerüſtet. Zuweilen ſind nur die Vorderfüße
vorhanden, die als unbedeutende Stummelchen am Halſe hängen, in anderen Fällen nur die Hinter-
füße. Jemehr ſich die Füße entwickeln, deſto mehr ſchiebt ſich der Körper zuſammen und plattet
zugleich ſich ab. Bei den froſchartigen Thieren ſchwindet der Schwanz im erwachſenen Alter voll-
ſtändig, ſodaß keine Spur mehr davon vorhanden iſt, und der After ſich unmittelbar wie bei den
Blindwühlen an dem hinteren Ende des ſcheibenförmigen Körpers befindet. Die Hinterfüße
bekommen bei dieſen Thieren ein gewaltiges Uebergewicht über die kleinen, kurzſtämmigen, meiſt ein-
wärts gedrehten Vorderfüße, welche gewöhnlich nur vier Zehen haben, während die hinteren meiſt
deren fünf beſitzen. Die Bewegung auf dem Lande geſchieht meiſtens nur ſprungweiſe, indem die
kräftigen Hinterſchenkel den Körper oft auf ziemlich bedeutende Strecken hin durch plötzliche
Spannung fortſchnellen.
Brehm, Thierleben. V. 23
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. [353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/379>, abgerufen am 19.11.2024.
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