geht also ein positiv-electrischer Strom von A nach B. Bringt man eben so einen an seidenen Fäden hängenden Leiter CD an der andern belegten Platte an, der frei beweglich ist und bei D durch eine Spitze die positive Electricität ausströmen läßt, so gehen die Ströme AB, CD nach entgegengesetzten Richtungen, und Schmidt fand, daß sie sich wirklich abstoßen.
Ampere's Theorie der electromagnetischen Erschei- nungen.
Diese wenigen Erfahrungen reichen aus, um die Hypothese zu verstehen, durch welche Ampere die Einwirkungen auf die Magnetnadel erklärt. An jene Erfahrungen knüpft sich nämlich ohne alle Hypothese der nothwendige Schluß, daß ein beweglicher electrischer Strom, der in der Ebne ABCD (Fig. 169.) einen Kreislauf oder lieber zahlreiche Kreisläufe neben einander vollendet, seine Ebne dem graden Leiter EF parallel stellen wird, wenn auch in diesem ein electrischer Strom fortgeht, und zwar wird sich der kreisförmige Strom so stellen, daß die Richtung des Stromes in seinen nächsten Theilen mit der Richtung des Stromes in EF übereinstimmt, das ist, A wird links, B rechts liegen, wenn der Strom EF von links nach rechts und in AB von A nach B geht, wogegen AB sich umwenden würde, wenn der Strom EF wegge- nommen würde und dagegen der Strom ef unterhalb von e nach f strömte, indem, wenn B an der linken Seite liegt, der untere Strom mit ef gleichlaufend wird.
Hieran schließt sich nun die Betrachtung, daß die Magnet- nadel ihre Stellung unter oder über einem electrischen Strome ganz genau so nimmt, wie eine Reihe umkreisender electrischer Ströme sie nehmen würde, also die Hypothese, der Magnetismus bestehe in einer um den Magnet oder die Magnetnadel statt fin- denden Umkreisung der electrischen Materie. Ohne über die Frage, ob diese Hypothese wahrhaft das Wesen des Magnetismus aus- drücke, zu entscheiden, kann man wenigstens das mit Sicherheit behaupten, daß die Erscheinungen sich ohne Ausnahme auf das vollkommenste übersehen lassen, wenn man diese Hypothese an- nimmt, und ich werde daher künftig von den den Magnet um- kreisenden electrischen Strömen so reden, als ob sie unbezweifelt
geht alſo ein poſitiv-electriſcher Strom von A nach B. Bringt man eben ſo einen an ſeidenen Faͤden haͤngenden Leiter CD an der andern belegten Platte an, der frei beweglich iſt und bei D durch eine Spitze die poſitive Electricitaͤt ausſtroͤmen laͤßt, ſo gehen die Stroͤme AB, CD nach entgegengeſetzten Richtungen, und Schmidt fand, daß ſie ſich wirklich abſtoßen.
Ampère's Theorie der electromagnetiſchen Erſchei- nungen.
Dieſe wenigen Erfahrungen reichen aus, um die Hypotheſe zu verſtehen, durch welche Ampère die Einwirkungen auf die Magnetnadel erklaͤrt. An jene Erfahrungen knuͤpft ſich naͤmlich ohne alle Hypotheſe der nothwendige Schluß, daß ein beweglicher electriſcher Strom, der in der Ebne ABCD (Fig. 169.) einen Kreislauf oder lieber zahlreiche Kreislaͤufe neben einander vollendet, ſeine Ebne dem graden Leiter EF parallel ſtellen wird, wenn auch in dieſem ein electriſcher Strom fortgeht, und zwar wird ſich der kreisfoͤrmige Strom ſo ſtellen, daß die Richtung des Stromes in ſeinen naͤchſten Theilen mit der Richtung des Stromes in EF uͤbereinſtimmt, das iſt, A wird links, B rechts liegen, wenn der Strom EF von links nach rechts und in AB von A nach B geht, wogegen AB ſich umwenden wuͤrde, wenn der Strom EF wegge- nommen wuͤrde und dagegen der Strom ef unterhalb von e nach f ſtroͤmte, indem, wenn B an der linken Seite liegt, der untere Strom mit ef gleichlaufend wird.
Hieran ſchließt ſich nun die Betrachtung, daß die Magnet- nadel ihre Stellung unter oder uͤber einem electriſchen Strome ganz genau ſo nimmt, wie eine Reihe umkreiſender electriſcher Stroͤme ſie nehmen wuͤrde, alſo die Hypotheſe, der Magnetismus beſtehe in einer um den Magnet oder die Magnetnadel ſtatt fin- denden Umkreiſung der electriſchen Materie. Ohne uͤber die Frage, ob dieſe Hypotheſe wahrhaft das Weſen des Magnetismus aus- druͤcke, zu entſcheiden, kann man wenigſtens das mit Sicherheit behaupten, daß die Erſcheinungen ſich ohne Ausnahme auf das vollkommenſte uͤberſehen laſſen, wenn man dieſe Hypotheſe an- nimmt, und ich werde daher kuͤnftig von den den Magnet um- kreiſenden electriſchen Stroͤmen ſo reden, als ob ſie unbezweifelt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0500"n="486"/>
geht alſo ein poſitiv-electriſcher Strom von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B.</hi></hi> Bringt<lb/>
man eben ſo einen an ſeidenen Faͤden haͤngenden Leiter <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> an<lb/>
der andern belegten Platte an, der frei beweglich iſt und bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">D</hi></hi><lb/>
durch eine Spitze die poſitive Electricitaͤt ausſtroͤmen laͤßt, ſo gehen<lb/>
die Stroͤme <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB, CD</hi></hi> nach entgegengeſetzten Richtungen, und<lb/><hirendition="#g">Schmidt</hi> fand, daß ſie ſich wirklich abſtoßen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Ampère's Theorie der electromagnetiſchen Erſchei-<lb/>
nungen</hi>.</head><lb/><p>Dieſe wenigen Erfahrungen reichen aus, um die Hypotheſe<lb/>
zu verſtehen, durch welche <hirendition="#g">Ampère</hi> die Einwirkungen auf die<lb/>
Magnetnadel erklaͤrt. An jene Erfahrungen knuͤpft ſich naͤmlich<lb/>
ohne alle Hypotheſe der nothwendige Schluß, daß ein beweglicher<lb/>
electriſcher Strom, der in der Ebne <hirendition="#aq"><hirendition="#b">ABCD</hi></hi> (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 169.</hi></hi>) einen<lb/>
Kreislauf oder lieber zahlreiche Kreislaͤufe neben einander vollendet,<lb/>ſeine Ebne dem graden Leiter <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi> parallel ſtellen wird, wenn auch<lb/>
in dieſem ein electriſcher Strom fortgeht, und zwar wird ſich der<lb/>
kreisfoͤrmige Strom ſo ſtellen, daß die Richtung des Stromes<lb/>
in ſeinen naͤchſten Theilen mit der Richtung des Stromes in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi><lb/>
uͤbereinſtimmt, das iſt, <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> wird links, <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> rechts liegen, wenn der<lb/>
Strom <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi> von links nach rechts und in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> geht,<lb/>
wogegen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi>ſich umwenden wuͤrde, wenn der Strom <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi> wegge-<lb/>
nommen wuͤrde und dagegen der Strom <hirendition="#aq"><hirendition="#b">ef</hi></hi> unterhalb von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">e</hi></hi> nach<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">f</hi></hi>ſtroͤmte, indem, wenn <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> an der linken Seite liegt, der untere<lb/>
Strom mit <hirendition="#aq"><hirendition="#b">ef</hi></hi> gleichlaufend wird.</p><lb/><p>Hieran ſchließt ſich nun die Betrachtung, daß die Magnet-<lb/>
nadel ihre Stellung unter oder uͤber einem electriſchen Strome<lb/>
ganz genau ſo nimmt, wie eine Reihe umkreiſender electriſcher<lb/>
Stroͤme ſie nehmen wuͤrde, alſo die Hypotheſe, der Magnetismus<lb/>
beſtehe in einer um den Magnet oder die Magnetnadel ſtatt fin-<lb/>
denden Umkreiſung der electriſchen Materie. Ohne uͤber die Frage,<lb/>
ob dieſe Hypotheſe wahrhaft das Weſen des Magnetismus aus-<lb/>
druͤcke, zu entſcheiden, kann man wenigſtens das mit Sicherheit<lb/>
behaupten, daß die Erſcheinungen ſich ohne Ausnahme auf das<lb/>
vollkommenſte uͤberſehen laſſen, wenn man dieſe Hypotheſe an-<lb/>
nimmt, und ich werde daher kuͤnftig von den den Magnet um-<lb/>
kreiſenden electriſchen Stroͤmen ſo reden, als ob ſie unbezweifelt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[486/0500]
geht alſo ein poſitiv-electriſcher Strom von A nach B. Bringt
man eben ſo einen an ſeidenen Faͤden haͤngenden Leiter CD an
der andern belegten Platte an, der frei beweglich iſt und bei D
durch eine Spitze die poſitive Electricitaͤt ausſtroͤmen laͤßt, ſo gehen
die Stroͤme AB, CD nach entgegengeſetzten Richtungen, und
Schmidt fand, daß ſie ſich wirklich abſtoßen.
Ampère's Theorie der electromagnetiſchen Erſchei-
nungen.
Dieſe wenigen Erfahrungen reichen aus, um die Hypotheſe
zu verſtehen, durch welche Ampère die Einwirkungen auf die
Magnetnadel erklaͤrt. An jene Erfahrungen knuͤpft ſich naͤmlich
ohne alle Hypotheſe der nothwendige Schluß, daß ein beweglicher
electriſcher Strom, der in der Ebne ABCD (Fig. 169.) einen
Kreislauf oder lieber zahlreiche Kreislaͤufe neben einander vollendet,
ſeine Ebne dem graden Leiter EF parallel ſtellen wird, wenn auch
in dieſem ein electriſcher Strom fortgeht, und zwar wird ſich der
kreisfoͤrmige Strom ſo ſtellen, daß die Richtung des Stromes
in ſeinen naͤchſten Theilen mit der Richtung des Stromes in EF
uͤbereinſtimmt, das iſt, A wird links, B rechts liegen, wenn der
Strom EF von links nach rechts und in AB von A nach B geht,
wogegen AB ſich umwenden wuͤrde, wenn der Strom EF wegge-
nommen wuͤrde und dagegen der Strom ef unterhalb von e nach
f ſtroͤmte, indem, wenn B an der linken Seite liegt, der untere
Strom mit ef gleichlaufend wird.
Hieran ſchließt ſich nun die Betrachtung, daß die Magnet-
nadel ihre Stellung unter oder uͤber einem electriſchen Strome
ganz genau ſo nimmt, wie eine Reihe umkreiſender electriſcher
Stroͤme ſie nehmen wuͤrde, alſo die Hypotheſe, der Magnetismus
beſtehe in einer um den Magnet oder die Magnetnadel ſtatt fin-
denden Umkreiſung der electriſchen Materie. Ohne uͤber die Frage,
ob dieſe Hypotheſe wahrhaft das Weſen des Magnetismus aus-
druͤcke, zu entſcheiden, kann man wenigſtens das mit Sicherheit
behaupten, daß die Erſcheinungen ſich ohne Ausnahme auf das
vollkommenſte uͤberſehen laſſen, wenn man dieſe Hypotheſe an-
nimmt, und ich werde daher kuͤnftig von den den Magnet um-
kreiſenden electriſchen Stroͤmen ſo reden, als ob ſie unbezweifelt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/500>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.