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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Fußes länger ist, als bei der Frostkälte, so macht dies doch, wenn
man eine Länge von 10000 Fuß ausmißt, schon 53/4 Fuß aus, und
jeder Grad Wärme, um welchen man in der Angabe der Wärme
fehlt, würde auf 1 Fuß nur 19 Milliontel eines Fußes, aber auf
100000 Fuß beinahe 2 Fuß Fehler hervorbringen. Messungen,
die sich mit einer vollkommenen Genauigkeit durch mehrere Brei-
tengrade auf der Erde fort erstrecken sollen, fordern in der Messung
der Standlinie die größeste Genauigkeit, weil der hier begangene
Fehler sich in gleichem Verhältnisse auf alle größern Linien über-
trägt.

Nach den französischen Maaßbestimmungen sollte 1 Meter
der Zehnmillionste Theil des Erdquadranten, das ist, eines vom
Pole bis zum Aequator gemessenen Bogens auf der Meeresfläche,
sein; aber der Messingstab, der in 0° Wärme dieser Forderung ent-
spräche, würde ihr bei 20° Wärme nicht mehr entsprechen, und so
wird es verständlich, warum man sagt, der Metermaaßstab halte
bei der Kälte des gefrierenden Wassers 443,296 par. Linien des-
jenigen Pariser Normalmaaßes, welches 2 Toisen = 12 Fuß =
144 Zoll = 1728 Lin. bei 163/4° Cent. Wärme beträgt.

Die Rücksicht, die man bei barometrischen Höhenmessungen
sowohl auf die Ausdehnung des Quecksilbers als auf die Ausdeh-
nung der Luft durch die Wärme nehmen muß, ist schon bei den
Regeln für die Höhenmessung selbst betrachtet worden. -- Auch
bei dem Gebrauche seiner Winkel-Instrumente muß man darauf
sehen, daß keine Erwärmung, die leicht ein Verändern der Gestalt
des Instruments zur Folge hat, statt finde, und die Astronomen
sind bei der Genauigkeit, die ihre Beobachtungen fordern, hierauf
zu achten genöthiget. Ja selbst die Wände von Gebäuden sind einer
Krümmung unterworfen, wenn sie an einer Seite erwärmt wer-
den, und dies ist ein Grund, warum Instrumente auf hohen
Thürmen nicht als ganz feststehend anzusehen sind.

Compensationspendel.

Unter den Veränderungen, welche die Wärme bei unsern
Instrumenten hervorbringt, ist diejenige vorzüglich wichtig, welche
die Pendel, oder in den Feder-Uhren die Spiralfedern, als Regu-
latoren unserer Uhren, erleiden. Der Secundenzeiger der Pendel-

Fußes laͤnger iſt, als bei der Froſtkaͤlte, ſo macht dies doch, wenn
man eine Laͤnge von 10000 Fuß ausmißt, ſchon 5¾ Fuß aus, und
jeder Grad Waͤrme, um welchen man in der Angabe der Waͤrme
fehlt, wuͤrde auf 1 Fuß nur 19 Milliontel eines Fußes, aber auf
100000 Fuß beinahe 2 Fuß Fehler hervorbringen. Meſſungen,
die ſich mit einer vollkommenen Genauigkeit durch mehrere Brei-
tengrade auf der Erde fort erſtrecken ſollen, fordern in der Meſſung
der Standlinie die groͤßeſte Genauigkeit, weil der hier begangene
Fehler ſich in gleichem Verhaͤltniſſe auf alle groͤßern Linien uͤber-
traͤgt.

Nach den franzoͤſiſchen Maaßbeſtimmungen ſollte 1 Meter
der Zehnmillionſte Theil des Erdquadranten, das iſt, eines vom
Pole bis zum Aequator gemeſſenen Bogens auf der Meeresflaͤche,
ſein; aber der Meſſingſtab, der in 0° Waͤrme dieſer Forderung ent-
ſpraͤche, wuͤrde ihr bei 20° Waͤrme nicht mehr entſprechen, und ſo
wird es verſtaͤndlich, warum man ſagt, der Metermaaßſtab halte
bei der Kaͤlte des gefrierenden Waſſers 443,296 par. Linien des-
jenigen Pariſer Normalmaaßes, welches 2 Toiſen = 12 Fuß =
144 Zoll = 1728 Lin. bei 16¾° Cent. Waͤrme betraͤgt.

Die Ruͤckſicht, die man bei barometriſchen Hoͤhenmeſſungen
ſowohl auf die Ausdehnung des Queckſilbers als auf die Ausdeh-
nung der Luft durch die Waͤrme nehmen muß, iſt ſchon bei den
Regeln fuͤr die Hoͤhenmeſſung ſelbſt betrachtet worden. — Auch
bei dem Gebrauche ſeiner Winkel-Inſtrumente muß man darauf
ſehen, daß keine Erwaͤrmung, die leicht ein Veraͤndern der Geſtalt
des Inſtruments zur Folge hat, ſtatt finde, und die Aſtronomen
ſind bei der Genauigkeit, die ihre Beobachtungen fordern, hierauf
zu achten genoͤthiget. Ja ſelbſt die Waͤnde von Gebaͤuden ſind einer
Kruͤmmung unterworfen, wenn ſie an einer Seite erwaͤrmt wer-
den, und dies iſt ein Grund, warum Inſtrumente auf hohen
Thuͤrmen nicht als ganz feſtſtehend anzuſehen ſind.

Compenſationspendel.

Unter den Veraͤnderungen, welche die Waͤrme bei unſern
Inſtrumenten hervorbringt, iſt diejenige vorzuͤglich wichtig, welche
die Pendel, oder in den Feder-Uhren die Spiralfedern, als Regu-
latoren unſerer Uhren, erleiden. Der Secundenzeiger der Pendel-

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[25/0039] Fußes laͤnger iſt, als bei der Froſtkaͤlte, ſo macht dies doch, wenn man eine Laͤnge von 10000 Fuß ausmißt, ſchon 5¾ Fuß aus, und jeder Grad Waͤrme, um welchen man in der Angabe der Waͤrme fehlt, wuͤrde auf 1 Fuß nur 19 Milliontel eines Fußes, aber auf 100000 Fuß beinahe 2 Fuß Fehler hervorbringen. Meſſungen, die ſich mit einer vollkommenen Genauigkeit durch mehrere Brei- tengrade auf der Erde fort erſtrecken ſollen, fordern in der Meſſung der Standlinie die groͤßeſte Genauigkeit, weil der hier begangene Fehler ſich in gleichem Verhaͤltniſſe auf alle groͤßern Linien uͤber- traͤgt. Nach den franzoͤſiſchen Maaßbeſtimmungen ſollte 1 Meter der Zehnmillionſte Theil des Erdquadranten, das iſt, eines vom Pole bis zum Aequator gemeſſenen Bogens auf der Meeresflaͤche, ſein; aber der Meſſingſtab, der in 0° Waͤrme dieſer Forderung ent- ſpraͤche, wuͤrde ihr bei 20° Waͤrme nicht mehr entſprechen, und ſo wird es verſtaͤndlich, warum man ſagt, der Metermaaßſtab halte bei der Kaͤlte des gefrierenden Waſſers 443,296 par. Linien des- jenigen Pariſer Normalmaaßes, welches 2 Toiſen = 12 Fuß = 144 Zoll = 1728 Lin. bei 16¾° Cent. Waͤrme betraͤgt. Die Ruͤckſicht, die man bei barometriſchen Hoͤhenmeſſungen ſowohl auf die Ausdehnung des Queckſilbers als auf die Ausdeh- nung der Luft durch die Waͤrme nehmen muß, iſt ſchon bei den Regeln fuͤr die Hoͤhenmeſſung ſelbſt betrachtet worden. — Auch bei dem Gebrauche ſeiner Winkel-Inſtrumente muß man darauf ſehen, daß keine Erwaͤrmung, die leicht ein Veraͤndern der Geſtalt des Inſtruments zur Folge hat, ſtatt finde, und die Aſtronomen ſind bei der Genauigkeit, die ihre Beobachtungen fordern, hierauf zu achten genoͤthiget. Ja ſelbſt die Waͤnde von Gebaͤuden ſind einer Kruͤmmung unterworfen, wenn ſie an einer Seite erwaͤrmt wer- den, und dies iſt ein Grund, warum Inſtrumente auf hohen Thuͤrmen nicht als ganz feſtſtehend anzuſehen ſind. Compenſationspendel. Unter den Veraͤnderungen, welche die Waͤrme bei unſern Inſtrumenten hervorbringt, iſt diejenige vorzuͤglich wichtig, welche die Pendel, oder in den Feder-Uhren die Spiralfedern, als Regu- latoren unſerer Uhren, erleiden. Der Secundenzeiger der Pendel-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/39>, abgerufen am 21.11.2024.