Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Metall an sich, statt daß die Säure zum Eisen oder überhaupt
zum positiven Metalle übergeht.

Ein andrer Versuch, der eben so leicht anzustellen ist, besteht
in folgendem. Man tröpfle zu einem Glase voll Wasser nur so
wenig Schwefelsäure, daß das so wenig gesäuerte Wasser noch
keine Wirkung zeigt, keine Luftbläschen hervorbringt, wenn man
auch Zink oder Kupfer hineinbringt; aber nun bringe man Zink
und Kupfer so, daß die eingetauchten Metalle an ihrem untern
Theile von einander entfernt gehalten, oben mit den Fingern zu-
sammen gedrückt werden, in dieses Wasser, so geht aus dem Ku-
pfer ein Strom von Bläschen hervor, weil der jetzt vom Kupfer
zum Zink, vom Zink durch das Wasser zum Kupfer zurück gehende
positiv-electrische Strom dem Kupfer die Eigenschaft des negativen
Poles, den Wasserstoff des Wassers stark an sich zu ziehen, ertheilt,
und dieser hier frei wird, während die Säure und das ausgeschie-
dene Oxygen sich zum Zink hinüberziehen.

Ein schon 1792 von Fabroni bekannt gemachter Versuch,
daß Zink allein im Wasser liegend sich langsamer oxydire, als
Zink, das auf Kupfer oder Silber liegt, gehört ganz in eben diese
Classe von Erscheinungen. Und so wie hier das Zink der Oxyda-
tion in verstärktem Maaße unterworfen wird, weil es unter den
beiden sich berührenden Metallen dasjenige ist, welches den positi-
ven Pol der electrischen Kette bildet, so kann man dagegen ein Me-
tall gegen die Oxydation sichern, wenn man ein mehr positives Me-
tall mit ihm in Verbindung bringt. Eisen wird in einem nur
wenig gesäuerten Wasser oxydirt, und das Wasser zersetzt sich; bringt
man aber Zink in Berührung mit Eisen in das Wasser, so bleibt
das Eisen unangegriffen, weil das Oxygen sich nun dem Zink zu
wendet.

Sicherung des Kupferbeschlages an Schiffen.

Diese Sicherung gegen Oxydation hat Davy zu einer prac-
tisch vortheilhaften Anwendung benutzt. Es ist bekannt, daß man
Schiffe durch einen Kupferbeschlag gegen die Seewürmer zu sichern
pflegt; aber dieses Kupfer wird sehr bald grün und zeigt im Laufe
längerer Zeit eine so starke Oxydation, daß es aufgelöst wird, und
seinen Zweck nicht mehr erfüllt. Da diese Oxydation hier ein

Metall an ſich, ſtatt daß die Saͤure zum Eiſen oder uͤberhaupt
zum poſitiven Metalle uͤbergeht.

Ein andrer Verſuch, der eben ſo leicht anzuſtellen iſt, beſteht
in folgendem. Man troͤpfle zu einem Glaſe voll Waſſer nur ſo
wenig Schwefelſaͤure, daß das ſo wenig geſaͤuerte Waſſer noch
keine Wirkung zeigt, keine Luftblaͤschen hervorbringt, wenn man
auch Zink oder Kupfer hineinbringt; aber nun bringe man Zink
und Kupfer ſo, daß die eingetauchten Metalle an ihrem untern
Theile von einander entfernt gehalten, oben mit den Fingern zu-
ſammen gedruͤckt werden, in dieſes Waſſer, ſo geht aus dem Ku-
pfer ein Strom von Blaͤschen hervor, weil der jetzt vom Kupfer
zum Zink, vom Zink durch das Waſſer zum Kupfer zuruͤck gehende
poſitiv-electriſche Strom dem Kupfer die Eigenſchaft des negativen
Poles, den Waſſerſtoff des Waſſers ſtark an ſich zu ziehen, ertheilt,
und dieſer hier frei wird, waͤhrend die Saͤure und das ausgeſchie-
dene Oxygen ſich zum Zink hinuͤberziehen.

Ein ſchon 1792 von Fabroni bekannt gemachter Verſuch,
daß Zink allein im Waſſer liegend ſich langſamer oxydire, als
Zink, das auf Kupfer oder Silber liegt, gehoͤrt ganz in eben dieſe
Claſſe von Erſcheinungen. Und ſo wie hier das Zink der Oxyda-
tion in verſtaͤrktem Maaße unterworfen wird, weil es unter den
beiden ſich beruͤhrenden Metallen dasjenige iſt, welches den poſiti-
ven Pol der electriſchen Kette bildet, ſo kann man dagegen ein Me-
tall gegen die Oxydation ſichern, wenn man ein mehr poſitives Me-
tall mit ihm in Verbindung bringt. Eiſen wird in einem nur
wenig geſaͤuerten Waſſer oxydirt, und das Waſſer zerſetzt ſich; bringt
man aber Zink in Beruͤhrung mit Eiſen in das Waſſer, ſo bleibt
das Eiſen unangegriffen, weil das Oxygen ſich nun dem Zink zu
wendet.

Sicherung des Kupferbeſchlages an Schiffen.

Dieſe Sicherung gegen Oxydation hat Davy zu einer prac-
tiſch vortheilhaften Anwendung benutzt. Es iſt bekannt, daß man
Schiffe durch einen Kupferbeſchlag gegen die Seewuͤrmer zu ſichern
pflegt; aber dieſes Kupfer wird ſehr bald gruͤn und zeigt im Laufe
laͤngerer Zeit eine ſo ſtarke Oxydation, daß es aufgeloͤſt wird, und
ſeinen Zweck nicht mehr erfuͤllt. Da dieſe Oxydation hier ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0378" n="364"/>
Metall an &#x017F;ich, &#x017F;tatt daß die Sa&#x0364;ure zum Ei&#x017F;en oder u&#x0364;berhaupt<lb/>
zum po&#x017F;itiven Metalle u&#x0364;bergeht.</p><lb/>
          <p>Ein andrer Ver&#x017F;uch, der eben &#x017F;o leicht anzu&#x017F;tellen i&#x017F;t, be&#x017F;teht<lb/>
in folgendem. Man tro&#x0364;pfle zu einem Gla&#x017F;e voll Wa&#x017F;&#x017F;er nur &#x017F;o<lb/>
wenig Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure, daß das &#x017F;o wenig ge&#x017F;a&#x0364;uerte Wa&#x017F;&#x017F;er noch<lb/>
keine Wirkung zeigt, keine Luftbla&#x0364;schen hervorbringt, wenn man<lb/>
auch Zink oder Kupfer hineinbringt; aber nun bringe man Zink<lb/>
und Kupfer &#x017F;o, daß die eingetauchten Metalle an ihrem untern<lb/>
Theile von einander entfernt gehalten, oben mit den Fingern zu-<lb/>
&#x017F;ammen gedru&#x0364;ckt werden, in die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o geht aus dem Ku-<lb/>
pfer ein Strom von Bla&#x0364;schen hervor, weil der jetzt vom Kupfer<lb/>
zum Zink, vom Zink durch das Wa&#x017F;&#x017F;er zum Kupfer zuru&#x0364;ck gehende<lb/>
po&#x017F;itiv-electri&#x017F;che Strom dem Kupfer die Eigen&#x017F;chaft des negativen<lb/>
Poles, den Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff des Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;tark an &#x017F;ich zu ziehen, ertheilt,<lb/>
und die&#x017F;er hier frei wird, wa&#x0364;hrend die Sa&#x0364;ure und das ausge&#x017F;chie-<lb/>
dene Oxygen &#x017F;ich zum Zink hinu&#x0364;berziehen.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;chon 1792 von <hi rendition="#g">Fabroni</hi> bekannt gemachter Ver&#x017F;uch,<lb/>
daß Zink allein im Wa&#x017F;&#x017F;er liegend &#x017F;ich lang&#x017F;amer oxydire, als<lb/>
Zink, das auf Kupfer oder Silber liegt, geho&#x0364;rt ganz in eben die&#x017F;e<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e von Er&#x017F;cheinungen. Und &#x017F;o wie hier das Zink der Oxyda-<lb/>
tion in ver&#x017F;ta&#x0364;rktem Maaße unterworfen wird, weil es unter den<lb/>
beiden &#x017F;ich beru&#x0364;hrenden Metallen dasjenige i&#x017F;t, welches den po&#x017F;iti-<lb/>
ven Pol der electri&#x017F;chen Kette bildet, &#x017F;o kann man dagegen ein Me-<lb/>
tall gegen die Oxydation &#x017F;ichern, wenn man ein mehr po&#x017F;itives Me-<lb/>
tall mit ihm in Verbindung bringt. Ei&#x017F;en wird in einem nur<lb/>
wenig ge&#x017F;a&#x0364;uerten Wa&#x017F;&#x017F;er oxydirt, und das Wa&#x017F;&#x017F;er zer&#x017F;etzt &#x017F;ich; bringt<lb/>
man aber Zink in Beru&#x0364;hrung mit Ei&#x017F;en in das Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o bleibt<lb/>
das Ei&#x017F;en unangegriffen, weil das Oxygen &#x017F;ich nun dem Zink zu<lb/>
wendet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Sicherung des Kupferbe&#x017F;chlages an Schiffen</hi>.</head><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Sicherung gegen Oxydation hat <hi rendition="#g">Davy</hi> zu einer prac-<lb/>
ti&#x017F;ch vortheilhaften Anwendung benutzt. Es i&#x017F;t bekannt, daß man<lb/>
Schiffe durch einen Kupferbe&#x017F;chlag gegen die Seewu&#x0364;rmer zu &#x017F;ichern<lb/>
pflegt; aber die&#x017F;es Kupfer wird &#x017F;ehr bald gru&#x0364;n und zeigt im Laufe<lb/>
la&#x0364;ngerer Zeit eine &#x017F;o &#x017F;tarke Oxydation, daß es aufgelo&#x0364;&#x017F;t wird, und<lb/>
&#x017F;einen Zweck nicht mehr erfu&#x0364;llt. Da die&#x017F;e Oxydation hier ein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0378] Metall an ſich, ſtatt daß die Saͤure zum Eiſen oder uͤberhaupt zum poſitiven Metalle uͤbergeht. Ein andrer Verſuch, der eben ſo leicht anzuſtellen iſt, beſteht in folgendem. Man troͤpfle zu einem Glaſe voll Waſſer nur ſo wenig Schwefelſaͤure, daß das ſo wenig geſaͤuerte Waſſer noch keine Wirkung zeigt, keine Luftblaͤschen hervorbringt, wenn man auch Zink oder Kupfer hineinbringt; aber nun bringe man Zink und Kupfer ſo, daß die eingetauchten Metalle an ihrem untern Theile von einander entfernt gehalten, oben mit den Fingern zu- ſammen gedruͤckt werden, in dieſes Waſſer, ſo geht aus dem Ku- pfer ein Strom von Blaͤschen hervor, weil der jetzt vom Kupfer zum Zink, vom Zink durch das Waſſer zum Kupfer zuruͤck gehende poſitiv-electriſche Strom dem Kupfer die Eigenſchaft des negativen Poles, den Waſſerſtoff des Waſſers ſtark an ſich zu ziehen, ertheilt, und dieſer hier frei wird, waͤhrend die Saͤure und das ausgeſchie- dene Oxygen ſich zum Zink hinuͤberziehen. Ein ſchon 1792 von Fabroni bekannt gemachter Verſuch, daß Zink allein im Waſſer liegend ſich langſamer oxydire, als Zink, das auf Kupfer oder Silber liegt, gehoͤrt ganz in eben dieſe Claſſe von Erſcheinungen. Und ſo wie hier das Zink der Oxyda- tion in verſtaͤrktem Maaße unterworfen wird, weil es unter den beiden ſich beruͤhrenden Metallen dasjenige iſt, welches den poſiti- ven Pol der electriſchen Kette bildet, ſo kann man dagegen ein Me- tall gegen die Oxydation ſichern, wenn man ein mehr poſitives Me- tall mit ihm in Verbindung bringt. Eiſen wird in einem nur wenig geſaͤuerten Waſſer oxydirt, und das Waſſer zerſetzt ſich; bringt man aber Zink in Beruͤhrung mit Eiſen in das Waſſer, ſo bleibt das Eiſen unangegriffen, weil das Oxygen ſich nun dem Zink zu wendet. Sicherung des Kupferbeſchlages an Schiffen. Dieſe Sicherung gegen Oxydation hat Davy zu einer prac- tiſch vortheilhaften Anwendung benutzt. Es iſt bekannt, daß man Schiffe durch einen Kupferbeſchlag gegen die Seewuͤrmer zu ſichern pflegt; aber dieſes Kupfer wird ſehr bald gruͤn und zeigt im Laufe laͤngerer Zeit eine ſo ſtarke Oxydation, daß es aufgeloͤſt wird, und ſeinen Zweck nicht mehr erfuͤllt. Da dieſe Oxydation hier ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/378
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/378>, abgerufen am 21.12.2024.